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ben; doch kehrte D. bald wieder nach
Paris zurück, wo er sich bis zum Februar
1848 aufhielt. In jener Zeit verließ er
Paris, besuchte die Slavencongresse zu
Breslau und Prag uud folgte 1849 einem
Rufe zur Uebernahme eines Commando's
der Revolutionsarmee in Ungarn; begab
sichEudeIänner nachDebreczin, wo sich da-
mals Kossuth und die Seinen befanden
und wurde am 5. Febr. zumObercomman-
danten der revolut.Hanptarmee ernannt.
Die Schlacht vonKapolna (26—28.
Febr.1849) ward vonD angeordnet und
geleitet. Als er beim Nüchuge hinter die
Theiß aus Terrain-Unkenntniß schlechte
Anordnungen traf, dankte D. in Folge
der Aufforderung der ungarischen Offi-
ciere ab; arbeitete dann mehrere Mo-
nate in der Operationskanzlei zu Debre-
czin, bis er im Juni 1849 beim Heran-
nahen der Russen das Commando der
ungarischen Nordarmee erhielt. Als sein
Plan in Galizien einzufallen verworfen
wurde, legte er das Commaudo nieder.
Nachdem das Commando von Görgey
aufMeszaros übergegangen war (2.
Juli 1849), ward D. Letzterem als Oe-
ueralquartiermeister beigegeben und lei-
tete als solcher den Rückzug der Theiß-
armee bis Szegedin und die Schlacht bei
Szöreg (5. August). D. konnte nun
nach zwei Seiten den Rückzug bewerkstel-
ligen: nach dem von Ungarn besetzten
Ar ad, oder nach dem von Oesterreichern
und Russen besetzten Temesvar; er
wählte das letztere, wurde vor den Thoren
Temesvars von dentapfernOesterreichern
aufs Haupt geschlagen, und seine Armee
zersprengt. D.
flüchtete sich nunmitKos-
suth und andern Häuptern der Revolu-
tion auf türkisches Gebiet, ging zuerst
nach Widdin, von da nach Schumla,
wo er sich, nachdem insbesondere Ruß-
land die Auslieferung D.'s verlangte,
als nationalisirter Franzose von der franz.
Gesandtschaft reclamiren ließ. Er schiffte sich nun auf dem „Nsutor" nach Frank«
reich ein, begab sich nach Paris, wo
er seitdem weilt, sich mit der Aus-
arbeitung seiner Memoiren beschäftigt
und nur mit seinem alten Freunde, dem
Fürsten Czartoryski verkehrt, für die
Besuche der Demokraten aber geradezu
unzugänglich ist. D. hat deutsche Me-
moircu über den ungarischen Feldzug
verfaßt (vergl. Hamburger Nachrichten
1356, Nr. 68 im Feuilleton), worin er
vieleBriefevonKossuth, Batthhany,
Szemere, Görgey u.A. mittheilt und
dafür 1856 einen Verleger suchte. Ueber
seine früheren Feldzüge veröffentlichte er:
ie" (6ti-2S3dui-F 1832, Nkitx, 8°.,
mit 1 Karts unä ?kcsiimi6); ein
Bruchstück dieser Memoiren erschien schon
früher in deutscher Sprache unter dem
Ti te l : „Mein Feldjng nach nntl in Vithanen und
mein Niickjug Ulln KnrgMy nach Waröchau. Nach
den mündlichen Diktaten im Generals Nenibiiiöki
herausgegeben uon Dr. N. (ld. Spazier" (Leipzig
1832, Dyk, 8°., mit 1 Karte). — In
polnischer Sprache gab er heraus: „
0K2. Ql». Ostens
na.
.", d. i. Ein Blick auf die letzten
Ereignisse der polnischen Revolution.
Als Antwort auf das Werk von K. A.
Hof, betitelt „Vier Aufstände" (Paris
1837, impr. äs Nauläs, 8".). — Noch
erschien von D.: „G«6/^s5 mot5 5^»- is5
sTl.smsnts cls icl ^oiogms
1833) — und
äs
gis?". D. spricht mehrere Sprachen, dar-
unter auch die deutsche rein und geläufig,
wird als in seinemWesen offen,rücksichtslos
und heftig geschildert; für einen der besten
polnischen Officiere gehalten, der das Ter-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Volume 3
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Coremans-Eger
- Volume
- 3
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1858
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 456
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon