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Hauptmann im Negimente vor. Als sol>
cher zeichnete er sich bei Volano (24.
April) aus. Daselbst hatte er sich mit
seiner Compagnie, ungeachtet eines un-
unterbrochenen feindlichen Kreuzfeuers,
der Anhöhen bemächtigt, den Kirchhof,
einen sehr wichtigen Punct mit 196 Mann
besetzt und durch 9 Stunden heldenmü-
thig vertheidigt. Vier Stunden schon
hatte er sich gegeu die feindliche Ueber-
macht gehalten, als ihm der Rückzug wie-
derholt anbefohlen wurde; dieser aber
war bei der augenscheinlichen Gefahr,
aufgerieben zu werden, nicht ausführbar
und D. hielt den Kirchhof besetzt und
stellte den Franzosen den heldenmüthig-
sten Widerstand entgegen, indem er alle
Angriffe derselben durch weitere 5 Stun-
den blutig zurückwies. Ein feindlicher
Stabs^Ofsicier, erbittert über den hart-
näckigen Widerstand dieses Hausteins Bra-
ver , stellte sich nun an die Spitze einer
Division, um den Kirchhof zu stürmen;
aber ein wohlgetroffener Schuß streckte
ihn nieder und machte des Feindes Muth
sinken. Durch den Fall ihres Comman-
danten und das Freudengeschrei der Ver-
theidiger bestürzt, geriethen die Angreifer
in Unordnung und überließen, von D.
und seiner Truppe lebhaft verfolgt, in
eiliger Flucht nirgends mehr Staud hal-
tend, dem tapferen D'Es quill es das
Schlachtfeld bei Volano. Eine Com-
pagnie des Inf. - Reg. Nr. 41 damals
Freiher Kottulinsky löste nun die
Braven ab; von den 196 Vertheidigern
kehrten nur 14 zum Regnnente znrück;
der Oberlieutenant und der Fähnrich
waren verwundet, der erste Feldwebel
und beinahe alle Chargen geblieben, D.
selbst hatte einen Schuß im rechten Schen-
kel erhalten. Das Ordenscapitel erkannte
im I . 181 l D. für diese Waffenthat das
Ritterkreuz des Mar. Theresien-Ordens
zu. Am 1. Sept. 1813 trat D. als In-
valide in die Pension, quittirte später die österr. Dienste und kehrte nach der Re-
stanration in sein Vaterland zurück, wo
er 1856 noch lebte.
Hirtenfeld ( I . vr.), Der Mar. Theresien-
Orden und seine Mitglieder. Nach authenti-
schen Quellen (Men 13Z7, Staatsdruckerei,
Lex. 8°.) III. Bd. S. 935.
Dessauer, Joseph (Compositeur,
geb. zu Prag 28. Mai 1798). Ist der
Sohn wohlhabender Eltern, welche ihn
zum Kaufmannsstande bestimmten, dem
sich D. auch im Alter von 20 Jahren
widmete. Doch trieb er dabei leiden-
schaftlich Musik. Dionys Weber, der
Director des Prager Konservatoriums,
machte ihn zu einem ausgezeichneten
Pianisten, Tomaschek, der berühmte
Theoretiker, nannte ihn einen seiner vor-
züglichsten Schüler. Eine Unterhaltungs-
reise nach Neapel (1821), wo seine Vir-
tuosität allgemeinen und ungewöhnlichen
Beifall erhielt, brachte ihn zur Erkennt-
niß seines eigentlichen Berufes. In sein
Vaterland zurückgekehrt, widmete er sich
nun eifrigst der Composition und compo-
nirte Lieder, Trio's, Quartette, Ouver-
türen, die jedoch immer nur in Dilet-
tauteneirkeln ausgeführt wurden. In
den Jahren 1831 und 1832 unternahm
er Reisen nach Italien, Frankreich und
England. Während seines langen Aufent-
haltes in Paris wurden seine Composi-
tionen immer beliebter und namentlich
gebührt D. das Verdienst, das bisher in
Paris nur unter dem Namen: okan^
lli61oäi6 6to. gekannte „Lied", unter
dieser deutschen Bezeichnung dort hei-
misch gemacht zn haben. Ein längerer
Aufenthalt in Mailand blieb auch nicht
ohne wohlthätige Folgen. Dort erschienen
die meisten seiner Claviercompositionen,
und eine Oper war der Vollendung nahe,
als ihn Familienverhältnisse bestimmten,
in das Vaterland zurück zu kehren. Er
widmete sich nun meistens der Lieder-
composition, obgleich er sich auch von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Volume 3
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Coremans-Eger
- Volume
- 3
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1858
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 456
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon