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Vincsnz Ponzone an die Akademie der
schönen Künste nach Parma, wo er schöne
Fortschritte machte. Als in Folge der po-
litischen Wirren die Unterstützung seines
Mäcens aufhörte nnd er, erst 15 Jahre
alt, in seine Heimat zurückkehrte, malte
er, um sich Geld zu verdienen, Por-
träte, Prospecte, Decorationen u. dgl. m.
Im Jahre 1804 folgte er einer Einla-
dung seines Landsmannes Paul Fadi-
gati nach Reggio, welcher damals die
Stelle eines Präfecten daselbst bekleidete,
um den Unterricht im Zeichnen bei der
berühmten Künstlerin Barbara Vimer-
cati zu Ende zu führen. Ueber Fadi-
gati's Empfehlung erhielt D. viele Be-
stellungen und endlich wurde er von der
italienischen Regierung auf Staatskosten
nach Rom gesendet, um seine Studien
zu beenden. Nach zurückgelegtem vier-
jährigem Curse malte er das vorgeschrie-
bene Preisgemälde, „Nie Geburt GhriZti".
welches allgemein großen Beifall erhielt.
Als er heimgekehrt war, ernanute ihn
das Ministerium des Unterrichtes auf
Wunsch der Commission der Akademie
Carrara zum Professor dieses Institu-
tes (1811), in welcher Stelle D. bis we-
nige Jahre vor seinem Tode verblieb und
manche ausgezeichnete Schüler nnd Schü-
lerinnen, darunter die Geschwister Pau-
line und Isabella Pagnoncel l i heran-
bildete. D. besaß auch wissenschaftliche,
insbesondere historische Kenntnisse; die
Wahl der in seinen Gemälden und Fres-
ken behandelten Stoffe geben Zeugniß
für seine Bildung und Geistesrichtung.
Viele gelehrte Vereine Italiens haben
D. zum Mitgliede gewählt. I n den letzten
Jahren seines Lebens ward er von physi-
schen Leiden heimgesucht, welche öfter auf
längere Zeit seine künstlerische Thätigkeit
unterbrachen und ihn nöthigten, umEnthe-
bung von seinem Posten zu bitten, welche
ihm auch gewährt wurde. D. zählt zu den
hervorragendsten Künstlern seiner Zeit. Die Zahl seiner Gemälde ist nicht sehr
groß, doch befinden sich darunter Arbei-
ten von hohem künstlerischen Werthe. Er
malte historische Bilder und Porträte in
Oel und Fresken. Seine bedeutendsten
Schöpfungen sind: Oe l -Gemälde:
„Nil Geburt Ghristi und die Anbetung der Hir-
ten". jetzt in der Sammlung der Mai-
länder Akademie der Künste. Dies ist
D.'s erstes Gemälde, mit welchem er vor
dieOeffentlichkeit trat und welches großen
Beifall fand. Merkwürdigerweise schloß
D. mit einem Gemälde desselben Gegen-
standes seine künstlerische Laufbahn; die-
ses letztere malte er im Auftrage des Gra-
sen Ludwig Petrobel l i in Bergamo;
— „Z. Peter", ganze Figur natürlicher
Größe, für die Pfarrkirche von Iseo; —
„Ner Ond deZ Socrates", im Besitze des Herrn
Man in i zu Cremona; — „Nas Urtheil
dcr ilktlgebllrnen Spartaner" (ii Fiväixio äoi
Neonäti 6p3.rt2.Qi), ein Drittheil der
natürlichen Größe; — „Nie Schlange von
Bronn", im Besitze von Com. Guel f i in
Cremona; — „NerGlld desCata", beide
ein Drittheil der natürlichen Größe; —
„Nie heilige Jungfrau"; „N?r heilige Johann
derCiinler" und „Ner heil.Stephan", natürliche
Größe, für die Abteikirche zu Casalmag-
giore; — „Nie Madonna ant dem Ghrnne, p
ihren FiisZen der heil. Rar! nnd der heil. Fran-
lisrm", zwei Drittheile der natürlichen
Größe. Der Carton dieses Gemäldes ist
im Besitze der Gebr. Tr6conet; —
„Ner Heimgang des heil. Joseph", für die Grä-
fin Verr i -Confalonier i ; zwei Dritt-
theile der natürl. Größe; — „Nie Gnthaup-
tung des heil. IllhannkH des GiiukrrZ", für die
Pfarrkirche zu Stezzano; großes Ge-
mälde, die Figuren über die natürliche
Größe; — „Nie Heilung der Vlindheit i>e5 ul>
ten Tobias", für die Capelle Colleoni zu
Bergamo; — „Nie GeSellZchalt des Indauiia
Mara, Herzngz von Mailand", im Auftrag des
Grafen Mel ler io , großes Gemälde.
Dieses schöne historische Pild enthält die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Volume 3
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Coremans-Eger
- Volume
- 3
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1858
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 456
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon