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kannt und bald sein Name in ganz
Deutschland ehrenvoll genannt. Nun
folgte er einem Rufe an das erzbischöfliche
Hoftheater zu Hildeshcim, wo sich sein
KĂĽnstlerruhm vermehrte. 1780 trat er in
die Gesellschaft der WitweS
ch uch, welche
damals in Danzig spielte, und dort gab E.
denMacbeth,LearundFallstaf. Hier
muĂź bemerkt werden, daĂź Eckardt fĂĽr
diese Rollen zu jener Zeit keine Borbilder
besaĂź, sondern die Gestalten aus sich
selbst
schaffen mußte. Als er später in Mitau
vor dem Herzoge von Kurland auftrat,
sah ihn der FĂĽrst bei seinen Hoffesten und
zog ihn der Adel in seine Familienkreise.
Dort lernte E. das Fräulein von Bru-
cken feld, seine nachherige Gattin ken-
nen. Auch fällt in diese Zeit seine Be-
kanntschaft mit Kotzebue. Als Baron
von Vittinghof in Riga eine BĂĽhne
erbaute, berief er die besten KĂĽnstler je-
ner Zeit dahin, und darunter auch
Eckardt, der, als Vittinghof 1782
einem Rufe nach St. Petersburg folgte,
mit dem Regisseur Mayer die Direction
dieser neuen BĂĽhne ĂĽbernahm. FĂĽnf
Jahre hatte er musterhaft die Rigaer
Bühne geleitet, als er seinem Dränge, nach
Deutschland zurückzukehren, nicht länger
mehr widerstehen konnte. Er begab
sich nach
Frankfurt, welches eben die Krönung
Leopold II. feierte. Unter E.'s Händen
entwickelte das Frankfurter Theater neues
Leben. Später übernahm E. das Mainzer
Theater, welchem Freiherr von DaIberg
als Intendant vorstand. Die die Förde-
rung der Kunst energisch unterstĂĽtzenden
Bestrebungen dieser zwei Männer wur-
den durch die beginnende französische
Revolution unterbrochen. Als die Fran-
zosen, welche Mainz besetzt hatten, die
deutsche BĂĽhne dem politischen Fanatism
dienstbar machen wollten, leistete E. ent-
schiedenen Widerstand. Nun folgte eine
wechselvolle Zeit, bis E. einer Einladung
I f f lands nach Mannheim folgte, wo auch bereits seme Tochter Betti, die ba-
mals schon einen Namen in der Theater-
welt hatte, spielte. Nach acht Monaten
verlieĂź er auch diese Stadt, als die Bela-
gerung derselben begann, wohin er aber,
als die Verhältnisse wieder geordnet wa-
ren , zurĂĽckkehrte. Als nach einiger Zeit
E. das G roĂźmann'sche Privilegium
der BĂĽhne in Hannover ĂĽbernehmen
sollte, war es bereits nahe daran, daĂź
die Sache zum AbschlĂĽsse kam, als Kotze-
bue, der damals das Wiener Hoftheater
leitete, ihn dringend ersuchte, nach Wien
zu kommen. E. willfahrte, kam nach
Wien und gehörte von nun an diesem
Kunstinstitute an, zu dessen ersten Zierden
cr zählte. Im I. 1^28 feierte der große
Mime an dieser Bühne sein 50jähriges
Jubelfest als KĂĽnstler. E.'s Hauptrollen
waren: Meister Klarenbach in den
„Advocaten"; — ^.dd6 äs i'Npss
im „Taubstummen"; —Lorenz Stark
in der „Deutschen Familie"; — Ein-
nehmer Traut in der „Reise nach
der Stadt"; — Der Kriegsmini st er
im „Spieler"; — Der Kriegsrath
Dallner in der „Dienstpflicht"; — Der
Hofrath im „Hausfrieden"; — Der
Kaufmann Wagner im „Vetter in
Lissabon"; — Belaccueul in den
„Drei Gefangenen"; — Kaberdar in
den „Indianern in England"; — Der
Grafim„Puls"; —NathanundHam-
let in den gleichnamigen StĂĽcken. E.
fühlte sich gleich heimisch in der Tragödie
wie in der Komödie und war ausgezeich-
net im Hochkomischen, wie im Tragischen;
am höchsten war er aber im Conversa-
tionsstyl, der durch ihn einen neuen
Schwung erhalten hatte; die Rollen,
welche E. gab, waren Porträte mit deut-
schem FleiĂźe bis in's feinste Detail aus-
gearbeitet, ohne daĂź jedoch unter dieser
Sorgfalt das Wesen des Genius verwischt
worden wäre. In der zweiten Hälfte sei-
nes Lebens wurde E. von manchem Leide
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Volume 3
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Coremans-Eger
- Volume
- 3
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1858
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 456
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon