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gische Oberhoheit. Der Fürst erhielt eine
sorgfältige Erziehung, besuchte 1811—13
die Hochschulen zu Freiburg und Würz
bürg, trat dann in die Armee nnd sah
1815 als Ordonnanzofficier des Fürsten
Schwarzenberg das Meteor untev
gehen, dessen Aufgang seinen Thron zer-
trümmert hatte. I m I . 1817 wurde er
mündig erklärt nnd übernahm das Erb-
theil seiner Väter. Im folgenden Jahre
vermalte er sich mit Amalie, j)rin,zessm von
Bäben, des glorreichen Großherzogs Kar l
Friedrich Tochter. I n seiner öffent-
lichen Thätigkeit als Staatsmann entfal-
tete er als erster Vicepräsident der badeu-
schen ersten Kammer in den denkwürdigen
Jahren 1830—1833 durch Vermittlung
der schroffen Gegensätze, die in der gereiz-
ten Zelt zu Tage traten, eine segeuövolle
Wirksamkeit. 1834 erschien er am Hof-
lager des Kaisers Franz I. in Wien,
bei der böhmischen Krönung erhielt er
das goldene Vließ, wohnte dann den Krö-
nungsfeierlichkeiten in London, 1835 in
Mailand bei. Nach Niederwerfung des
badenschen Aufstandes 1848 wirkte er
vereint mit seinem regierenden Schwa-
ger dem Großherzog in vermittelnder,
begütigender Weise. Neben dieser staats-
männischen Wirksamkeit entfaltete aber
der Fürst noch eine humanitäre und wis-
senschaftliche. Das Karlkrankenhaus in
Donaueschingen ist ein Denkmal seiner
Mildthätigkeit, das großherzogliche Blin»
deninstitut bei Neidingen entstand zuvör-
derst durch seine Unterstützung. Der Ver-
ein zur Besserung entlassener Sträflinge,
der Verein für die sittlich bedrohte Ju-
gend wurden von ihm fürstlich unterstützt.
Auf die Verbesserung der Güter in Böh-
men verwendete der Fürst große Sum-
men; die erste Eisenbahn in Deutschland,
zunächst für Pferdekraft, führte er durch
seine Güter in Böhmen, später ließ er
sie als Zweigbahn mit dcr ^inie in Ver-
bindung setzen, welche Böhmen mit der Ostsee und dem adriatischen Meere ver-
knüpft. Die Eisenwerke von Neujoachims-
thal , Alt- und Neuhütteu, Rostock, das
Walzwerk Brasz, sämmtlich in Böhmen,
und viele andere in Schwaben, brachte
der Fürst zur gegenwärtigen Blüthe, und
nehmen ihre Erzeugnisse eine hervor-
ragende Stelle in der Industrie ein. I n
Hüsingen und Donaueschingen errichtete
er Musterwirthschaften, rief unter seiner
Bürgschaft eine Sparkasse in's Leben und
sicherte die Zukunft seiner Beamten durch
eine der badischen nachgebildete Diener-
Ordnnng, iudem er früher schon für de-
ren Witwen und Waisen eine Vcrsor-
gungsanstalt begründet hatte. I n glei-
cher Weise hielt er den Ruhm seines
Großvaters, der für einen der gelehr-
testen Fürsten seiner Zeit galt, in Pflege
der Kunst und Wissenschaft aufrecht. Seine
Kapelle, eine der ersten in ihrcr Art,
dirigirten ein Conradin Kreuzer, und
Wenzel Kal l iwoda; Karl Egon Ebert
versah die Stelle eines fürstlichen Biblio-
thekars. Seine Kupferstich- und Münz-
sammlung, deren Seltenheiten durch
eigene Schrifteu des Fürsten zur Kennt-
niß der Gelehrten kamen, die Sammlung
in- und ausländischer Naturalien, der
Alterthümer, altdeutschen Gemälde, sind
kostbare Zeugen seines Kunst und Samm-
lersinns. Aus den urkundlichen Schützen
seines Archivs wurde mit seiner freigebi-
gen Unterstützung die Geschichte des Hau-
ses Fürstenberg von Münch begon-
nen, vonFickler beendet. S t i l l f r i ed
und Mark er wurden bei ihren For-
schungen in Schwaben für die Urgeschichte
desHohenzollern 'schen Herrscherhau-
ses die Schätze der Fürstenberg 'schen
Archive zur Verfügung gestellt. Zur Er-
innerung an des Königs von Preußen
gastliche Einkehr in Heiligenberg veran-
staltete der Fürst eine urkundliche Ge-
schichte der alten Grafen von Heiligen-
berg und des von ihnen beherrschten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Füger-Gsellhofer, Volume 5
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Füger-Gsellhofer
- Volume
- 5
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1859
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon