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Gentz, Friedrich von (Publicist,
geb. zu BreSlau 2. Mai 1764 nach
Schmidt-Weißenfels, welcher alle
anderen Angaben: als den 8. Sept. 1764
und Gentz' eigene 2. Mai 1766 als irrig
bezeichnet; geft. zu Weinhaus bei Wien
9. Juni 1332). Sein Bater war in der
kon. Münze angestellt, seine Mutter, eine
geborne Anci l lon, nahe verwandt dem
nachmal.preuß.Miniftergleichen Namens.
G. besuchte die Schulen seiner Vaterstadt,
und nachdem sein Vater als Director der
Münze nach Berlin gekommen war, das
Ioachimsthaler Gymnasium daselbst; ging
dann nach Frankfurt und zuletzt nach
Königsberg, um das Studium der Rechte
zu beenden. Dort hatte Kant, dessen
Vorlesungen er besuchte, großen Einfluß
auf seine Entwicklung, und die Freund-
schaft mit Elisabeth Graun, der von
ihrem nachmaligen Gatten Stägemann
in einem reichen Liederkranze gefeierten
Frau, welche Vermittlerin war in einem
Liebesverhältnisse zwischen Oentz und
seiner Freundin Bernhardine, wirkte
theils fördernd, theils bestimmend auf
seine späteren Neigungen, und gab in
einem geistreichen und fleißig geführten
Briefwechsel G. die erste Gelegenheit
jenen Styl zu entfalten, der später die
gerechte Bewunderung Aller erweckte,
für die G/s Feder thätig war. Im Jahre
1785 kehrte cr nach Berlin zurück, wo
ihn Minister Schulenburg in's Amt
aufnahm, ihm bald das Patent eines geh.
Secretärs ertheilte und ein paar Wochen
später ein kleines Gehalt anwies. Das
mechanische Bureauleben wollte G. wenig
behagen. Da brach die französische Revo»
lution herein, das Dogma der Volks-
Souveränität erschütterte alle Throne
und G. selbst stammte im jugendlichen
Enthusiasmus auf. Im April 1791 er-
schien in der B i e st e r - G e d i ck e'schen Mo-
natschrift der Gentz'sche Aufsatz: „Aeber
den Krsprnng und die obersten Principien des Uechtz", worin er bereits jene Ideen ent-
wickelte, welche Kant mehrere Jahre
später (1797) in seinen „metaphysischen
Anfangsgriinden der Rechtslehre" aus-
sprach. Eine Wandlung in feinen Ansich-
ten erfolgte aber, als er Burke's berühm-
tes Werk: „Betrachtungen über die fran-
zösische Revolution" kennen lernte, dessen
Uebersetzung er auch 1792 begann. Nun
ist G. in Allem ein Schüler Burke's,
ohne jedoch aufzuhören, ein Anhänger
Hantszu sein. Seine Ueberfetzung Bur-
k e's, die derselben angeschlossenen AbHand,
lungen, welche in's Englische übersetzt
wurden-, richteten die Aufmerksamkeit auf
ihn, er wurde 1793Kriegsrath imGeneral-
Directorium, und war seither mit seinem
Geiste unablässig thätig, den Revolutions-
Fanatismus, der seine Zeit aufwirbelte,
zu vernichten. Er las Alles, was dieser
seiner Richtung entsprach, und seine Stu-
dien werden unmittelbar zu Büchern;
in jene Zeit fallen seine Uebersetznngen
der Werke von Maltet du Pan und
Mounier über die französische Revolu-
tion . welche durch ihre Zusätze und An-
merkungen wahre Studien bilden. Die
Bekanntschaft mit Äsilh. vonHum'boldt,
welche er damals machte, wirkte läuternd
und erhebend auf Gentz. Humboldt
weiöt G. auf Schiller, der eben für die
ästhetische Bildung des deutschen Volkes
thätig war und die „Hören" in's Leben
rief. Gentz, ausschließlich publiciftischer
Schriftsteller, unternahm in deutlicher
Analogie zu dem Plan und Geiste der
„Hören" die „neue deutsche Monat-
schrift" , welche Aufsätze vonGleim, Her-
der, W.V.Humboldt, meistentheils
aber von ihm enthält, und worin der
Einfluß der Schiller'schen Muse kennt-
lich ist. Für diese ästhetisch-politischen
Studien fand er alsbald in der Geschichte
das verbindende Mittelglied und in jener
Zeit schrieb er die „Huchichte der Maria
, zunächst um zu versuchen, was
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Füger-Gsellhofer, Volume 5
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Füger-Gsellhofer
- Volume
- 5
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1859
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon