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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Guadagni-Habsburg, Volume 6
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Page - 14 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Guadagni-Habsburg, Volume 6

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Günther Günther bewußten Gefühl, daß er auf dem Boden des Katholicismus ein ewig Unentschiedener bleiben werde. G.'s Philosophie — obwohl er selbst zu der kleinen Zahl der Vertreter der deutschen Philosophie in Oesterreich gehört — hat mehr außerhalb Oesterreich's, namentlich in Preußen, Platz gegriffen. Interessant ist die geschichtliche Entwickelung der G.'schen Zehre, deren Aus gangspunkt einstweilen das Verdammungs urtheil der Inder»Congregation, die hier mit der Machtvollkommenheit eines Concils auftrat, bildet. Als G. die Ergebnisse seines Denkens in seiner „Vorschule zur speculatioen Theologie.. ^ niederlegte, wurde das Werk von den katho lischen Theologen sehr günstig aufgenommen. Zwei Freunde, Dr. meä. Ioh. Heinr. Pabst und der berühmte Homilet Dr. Ioh. Eman. Veith. förderten G.'s Bestrebungen. Ersterer stellte in seiner Schrift: „Der Mensch und seine Geschichte", die G.'schen Grundsahe bündig und geordnet zusammen; führte in einer zweiten: „Adam und Christus. Zur Theorie der Ehe" die G.'sche Naturlehre aus, und gab mit G. zugleich die „Ianusköpfe" heraus. Der Zweite, Dr. Vei th, einer der ersten Kanzelredner unse> rer Zeit-, brachte in seinen Predigten die G.'sche Speculation dem Verständniß seiner zahlreichen Zuhörer nahe und wirkte in noch weiteren Kreisen durch Herausgabe seiner Vorträge. Auch andere Freunde noch waren für die Verbreitung von G.'s Lehren thätig so z. B. Dr. Hock. nunmehriger Sectionschefim Finanzministerium. Was einerseits den Mangel einer wohlgeformten Darstellung in G.'s Schriften fühlbar machte, ward anderseits durch seinen humorvollen Vor« trag, mit welchem er oft an Jean Pau l erin< nerte. ersetzt. Günther, auf dem betretenen Wege fortwandelnd, begann nun die herrschenden Philosopheme zu sichten. Gegen jene Wissenschaft» lichen Bestrebungen, die entweder das Christen» thum als sträflichen Widerstand gegen den Ver» stand bekämpften, oder aber um dessen Ehre zu retten, neue Begriffe und Deutungen den Offen» banmgen desselben unterschoben, waren seine Angriffe zunächst gerichtet. Mit Einigen der Betheiligten, wie z. B. mit I . H. Fichte, licß sich G. in ernste offene Erörterungen ein; Andere, wie Rosenkranz, fertigten ihn als „Clero« traten und Philosophen der römischen Curie" ab. Wie wenig er das letztere war, hat der Ausgang bewiesen. Dieß Alles ließ man ge< schehen. Als G. aber, in dem begonnenen Geiste fortfahrend als selbstverständlich nachwies daß die Kirchenväter, unbeschadet ihres Ansehens für den Glauben nicht immer glücklich philosophir» ten. insoferne sie das Christenthum mittelst antikhcidnischer Ideen zu begreifen suchten, da rief er die Opposition gegen sich auf. Die einfach Gläubigen fühlten sich durch den Angriff auf Autoritäten beirrt, auf welche sie unbedingt schwuren; die Gelehrten fühlten sich verletzt, indem ihnen plötzlich Jemand ihr Denken als nichtchnstlich beweisen wollte und sogar bewies. Die frommen Epikuräer, die gottseligen Sen- sualisten, die modernen Liebhaber der Scholastik, alle standen sie mit einem Male gegen ihn auf den Beinen. Auch trug die Art und Weise, wie der in der Weisheit und Gedankenforschung ergraute Theolog junge Professoren und Dilet' tanten unbarmherzig meisterte, das ihrige bei, den Widerstand gegen ihn aufzurufen. Mattes, Oischinger, Volkmuth, Fr ings eröff- neten gegen G. eine — erfolglose —Polemik; andererseits wieder wirkten junge Denker an den Hochschulen zu Tübingen, Bonn, Breslau und Prag und an andern im Geiste ihres Meisters. Da trat im Jahre 4852 ein Wendepunkt ein. Bischof Arnold i in Trier hatte verboten, an seinem Seminar die G.'sche Philosophie vor« zutragen. Zugleich wurde in Rom die Unter- suchung dcr G.'schen Lehre eingeleitet. Nun erhoben sich G.'s Gegner. Professor Dierin< ger. Prioatdocent Clemens in Bonn, Oischinger in Münch en, D e n z i n g e r, Zög« ling des deutschen Collegs in Rom, nachmals Professor in Würzburg, bekämpften rüstig G.'S Lehren. Andere wieder traten zu Gunsten der- selben auf: wie Professor Baltzer in Breslau, Professor Knoodt in Bonn, Abt Gang auf in Augsburg; von den Journalen standen „Sion" und die „Wiener Kirchenzeitung" für ihn ein. G. selbst — damals krank darnieder- liegend — betheiligte sich an dieser Zeloten- Intrigue nicht Zugleich nahmen hohe Kirchen» fürsten Partei für G. darunter der österreichische Nuntius ViH16 I> roIü. Doch dieß Alles half nichts. Eine Erklärung, welche G. selbst an den heiligen Vater sandte, wurde in Rom „wunder» bar schön" befunden, aber G.'ö Lehre wurde ver» dämmt. Man gab sich einige Zeit der Hoffnung eineö günstigen Erfolges hin. Domcapitular Baltzer und Abt Gang auf wurden nach Rom bcschieden. G.'s Gegner, selbst Oischin- ger und Danzinger, geriethen untereinander in Fehde; aber in Frankreich und in Italien standen nun neue Gegner gegen G. auf; der „Hnivorl," brachte einen Artikel gegen ihn, und in Italien wurde G. förmlich für einen Atheisten erklärt. Vielleicht würde Alles dieß nicht vermocht haben, der Sache die Wendung zu geben, die
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Guadagni-Habsburg, Volume 6
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Guadagni-Habsburg
Volume
6
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1860
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
502
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
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