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auf, rückte aber nicht aufMortara und
Novara vor, sondern suchte die Linie
des Tess in zu gewinnen. Daß dieser Rück-
zug nicht vollständig gelungen, erhellt aus
der Zahl der am 4. Juni in die Schlacht
geführten Truppen, von denen 3 ganze
Armee-Corps, somit über 60.000 Mann
fehlten. Die Aufstellung der Oesterreicher
hinter dem Tessin war folgende: Eine
Division des 4. Corps bei Turbig o, im
Ganzen blos eine Brigade von höchstens
4000 Mann; ein Theil des 1. und 4 Di
Vision des 2. Corps in und um Ma
genta; 1 Division des 7. Corps in
Corbetta, 1 in Castellazzo und
Casterno. Das 3. Armee-Corps lagerte
bei Abbiategrasso, eine Fortsetzung
des Marsches nach Mailand erwartend;
das 3. u. 8. befanden sich noch auf dem
Anmarsch vonBinasco, das 9. stand
bei Pavia. Also eine Vereinigung der
Streitkräfte war weder erzielt, noch für
den 4. Juni an eine Schlacht gedacht
worden. Indessen überschritt Mac Ma-
hon bei Turbigo den Tessin, und
umging facüsch die Oesterreicher rechts,
auf nur unbedeutenden Widerstand sto«
ßend; ferner wendeten sich die Franzosen
mit ihrem linken Flügel von Novara
über Gall iate. So geschah es denn,
daß amScblachttage von Ma genta von
430.000 Mann, welche kampfbereit in
Italien standen, nur 70.000 Mann (das
1.,2.,3.und7.Armee-Corps) gegen einen
Feind von mindestens 120.000 Mann
theilnahmen. Die Schlacht am 4. und 3.
Juni beiMagenta wurde geschlagen.
Die Schlacht selbst hatte der Gegner nicht
gewonnen. Zahlt sie Frankreich auch
unter seinen Siegen auf, in der Kriegs»
geschichte Oesterreichs steht sie da als
ein Ehrentag der österreichischen
Armee vom Officier abwärts. Der Ver>
luft der Oesterreicher betrug an Todten: 63 Officiere. 1302 Mann; an Verwun-
deten 218 Offieiere, darunter 4 Gene«
rale, dann 4! 30 Mann; an Vermißten
ungefähr dieselbe Zahl. Am 3. Vormit-
tags zwang die Uebermacht des Feindes
den nochmals aufgenommenen Kampf
abzubrechen. Man legte von vielen Sei-
ten den Verlust dieser Schlacht lediglich
dem Feldherrn zur Last; andere wieder
halten den Feldherrn mehr für unglück»
lich als für kurzsichtig, und die „allge<
meine Militarzeitung" vom 6. August
1839 nennt die Schlacht von Magenta
ein „Werk des Zufalls". Es bleibt der
Geschichte überlassen, den Schleier zu
lüften, der über dieser Verkettung von
Mißgeschick und verfehlten Plänen schwebt.
Auf den ersten Blick aber stellt sich die
Thatsache klar hin, daß der Feldherr
kein strategisches
Genie war, und einer
Reihe geübter Strategen, die erst im
Krimfeldzuge mit Lorbeern sich bedeckt
hatten, gegenüber stand. Der französische
Kaiser selbst wurde bei Magenta durch
Mac Mahon von einem schlimmen
Loose gerettet. Wie wenig die Franzo-
sen selbst sich als Sieger betrachteten,
beweist die Thatsache, daß sie den Rück»
zug bereits antraten, denn am 4. Juni
Nachmittags und Abends war die Straße
von Tessin bis Novarra mit fran»
zösischen Truppen aller Art bedeckt,
welche in westlicher Richtung zu ent«
kommen trachteten. Nach der Schlacht
von Magenta legte Gyulai das
Armee-Commando nieder. Thatsächlich
war nach derselben der rechte österrei«
chische Flügel von den Franco>Sardcn
umgangen, und standen diese bereits
Mai land näher als die Oesterreicher.
Letztere konnten sich nur mehr auf die
Neserven zurückziehen, die sich als eine
zweite Armee an der Etsch und dem
Oglio gesammelt hatten. Aber die Lom>
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Volume 6
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Guadagni-Habsburg
- Volume
- 6
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 502
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon