Page - 194 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Guadagni-Habsburg, Volume 6
Image of the Page - 194 -
Text of the Page - 194 -
Haksburg â Ferdinand
mern verzichteten und nur die AnsprĂŒche
auf eine angemessene Versorgung derselben
stellten. Der Kaiser erklÀrte darauf in einer
eigenhÀndigen Urkunde vom 1. August
1339, daĂ, soferne die alfo heimlicher
Weise und ohne sein Wissen und Willen
geschlossene Heirath krÀftig und bestÀndig
sei, welches er Gott dem AllmÀchtigen
und dem Urtheile der heiligen Kirche
befehle, die aus dieser Ehe entspringenden
Kinder den Namen von Oesterreich mit
dem Habsburgischen Wappen fĂŒhren, die
Söhne fĂŒr den unverhofften Fall, daĂ
der ganze mÀnnliche Stamm des Hauses
Oesterreich auSsterben sollte, in die Erb»
königreiche und Erblande succediren und
daĂ, alle Kinder sammt ihren Nachkommen
von allen Abgaben frei sein sollten. Das
Versprechen des Erzherzogs, die Ehe
geheim zu halten, wurde von ihm so
gewissenhaft beobachtet, daĂ er seine
Kinder, nachdem sie im Beisein einiger
vertrauten als Zeugen nöthigen Per-
sonen getauft waren, aussetzen und finden
und mithin als Findlinge aufziehen lieĂ.
Um aber die Abkunft der Kinder zu con«
ftatiren und spĂ€tere MiĂverstĂ€ndnisse zu
vermeiden, fĂŒhrte er sorgfĂ€ltig ein (jetzt im
Statthaltereiarchive in Innsbruck aufbe-
wahrtes) Buch, in welchem er mit eigener
Hand die Namen seiner Kinder und
Alles, was sich bei ihrer Geburt zutrug,
einschrieb und von seiner Gemalin durch
eigenhĂ€ndige Unterschrift bestĂ€tigen lieĂ.
Fe rd inand hing fortwÀhrend mit
inniger Liebe an seiner nur aus Neigung
gewÀhlten Gattin, und als er nach dem
Tode seines Vaters im Jahre 1367 die
Regierung von Tirol erhielt, wohnte sie
auch fortwÀhrend in seiner NÀhe anf
dem Schlosse Ambras bei Innsbruck.
Da ihm die Geheimhaltung seiner glĂŒck-
lichen Ehe immer lÀstiger wurde, wandte
er sich an den Papst Gregor XIII. â Ferdinand
und bat, von dem seinem Vater geleisteten
Eide enthoben zu werden, was ihm aucb,
sobald die Giltigkeit der Ehe durch Zeugen
auĂer Zweifel gestellt war, im Jahre
1376 gewÀhrt wurde. Ph i l ipp ine
starb wenige Jahre darnach am 13. April
1380. Aus dieser Ehe gingen nebst zwei
in der Kindheit verstorbenen Kindern
hervor: Andreas von Oesterreich s^iehe
Nr. 17j und K a r l von Oesterreich,
welcher nachmal die Markgrafschaft Bur-
gau als Apanage erhielt. Nach dem
Tode Phi l ippinen's vermalte sich
Ferd inand zum andern Male mit
Anna K a t h a r i n a , Tochter Wi l -
helm's, Herzogs von Mantua ssehe
Nr. 31^, welche ihm auch drei Kinder
gebar: Anna, Gemalin des Kaisers
Mathias und Stifterin der kais. Gruft
bei den Kapuzinern in Wien ss. Nr. 28^j;
Anna Katharina, welche i m Kloster,
und Mar ia, welche schon in der Kind.
heit starb. Seine zweite Gemalin ĂŒber«
lebte den Erzherzog um viele Jahre und
starb, nachdem sie die Hand des Kaisers
Mathias ausgeschlagen, ihm aber dafĂŒr
ihre Tochter vermalt hatte, im Kloster
im Jahre 1<52O. Ferdinand ist auch
der Stifter der berĂŒhmten Sammlung im
SchloffeAmbras in Tirol (derzeit inWien),
welche die Waffen der berĂŒhmtesten Kriegs-
mÀnner seiner und der nÀchstverflossenen
Zeit enthÀlt und einzig in ihrer Art ist.
Ferdinand's Rath, Jacob Schrenkh
vonNotzing, war der erste, der diese be-
rĂŒhmte Sammlung in lateinischer Sprache
beschrieben hat. Neuere Werke ĂŒber die-
selbe sind: âDie k. k. Ambraser-Samm«
lung, beschrieben von Dr. Ed. Freiherrn
von Sacken". 2 Theile (Wien, 1833.
BraumĂŒller, 8".), wichtig durch seinen
Text und das Bilder-Prachtwerk: âDie
vorzĂŒglichsten RĂŒstungen und Waffen der
k. k. Ambraser-Sammlung in Original»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Volume 6
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Guadagni-Habsburg
- Volume
- 6
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der UniversitÀts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 502
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon