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Haksburg — Ferdinand
mern verzichteten und nur die Ansprüche
auf eine angemessene Versorgung derselben
stellten. Der Kaiser erklärte darauf in einer
eigenhändigen Urkunde vom 1. August
1339, daß, soferne die alfo heimlicher
Weise und ohne sein Wissen und Willen
geschlossene Heirath kräftig und beständig
sei, welches er Gott dem Allmächtigen
und dem Urtheile der heiligen Kirche
befehle, die aus dieser Ehe entspringenden
Kinder den Namen von Oesterreich mit
dem Habsburgischen Wappen führen, die
Söhne für den unverhofften Fall, daß
der ganze männliche Stamm des Hauses
Oesterreich auSsterben sollte, in die Erb»
königreiche und Erblande succediren und
daß, alle Kinder sammt ihren Nachkommen
von allen Abgaben frei sein sollten. Das
Versprechen des Erzherzogs, die Ehe
geheim zu halten, wurde von ihm so
gewissenhaft beobachtet, daß er seine
Kinder, nachdem sie im Beisein einiger
vertrauten als Zeugen nöthigen Per-
sonen getauft waren, aussetzen und finden
und mithin als Findlinge aufziehen ließ.
Um aber die Abkunft der Kinder zu con«
ftatiren und spätere Mißverständnisse zu
vermeiden, führte er sorgfältig ein (jetzt im
Statthaltereiarchive in Innsbruck aufbe-
wahrtes) Buch, in welchem er mit eigener
Hand die Namen seiner Kinder und
Alles, was sich bei ihrer Geburt zutrug,
einschrieb und von seiner Gemalin durch
eigenhändige Unterschrift bestätigen ließ.
Fe rd inand hing fortwährend mit
inniger Liebe an seiner nur aus Neigung
gewählten Gattin, und als er nach dem
Tode seines Vaters im Jahre 1367 die
Regierung von Tirol erhielt, wohnte sie
auch fortwährend in seiner Nähe anf
dem Schlosse Ambras bei Innsbruck.
Da ihm die Geheimhaltung seiner glück-
lichen Ehe immer lästiger wurde, wandte
er sich an den Papst Gregor XIII. — Ferdinand
und bat, von dem seinem Vater geleisteten
Eide enthoben zu werden, was ihm aucb,
sobald die Giltigkeit der Ehe durch Zeugen
außer Zweifel gestellt war, im Jahre
1376 gewährt wurde. Ph i l ipp ine
starb wenige Jahre darnach am 13. April
1380. Aus dieser Ehe gingen nebst zwei
in der Kindheit verstorbenen Kindern
hervor: Andreas von Oesterreich s^iehe
Nr. 17j und K a r l von Oesterreich,
welcher nachmal die Markgrafschaft Bur-
gau als Apanage erhielt. Nach dem
Tode Phi l ippinen's vermalte sich
Ferd inand zum andern Male mit
Anna K a t h a r i n a , Tochter Wi l -
helm's, Herzogs von Mantua ssehe
Nr. 31^, welche ihm auch drei Kinder
gebar: Anna, Gemalin des Kaisers
Mathias und Stifterin der kais. Gruft
bei den Kapuzinern in Wien ss. Nr. 28^j;
Anna Katharina, welche i m Kloster,
und Mar ia, welche schon in der Kind.
heit starb. Seine zweite Gemalin über«
lebte den Erzherzog um viele Jahre und
starb, nachdem sie die Hand des Kaisers
Mathias ausgeschlagen, ihm aber dafür
ihre Tochter vermalt hatte, im Kloster
im Jahre 1<52O. Ferdinand ist auch
der Stifter der berühmten Sammlung im
SchloffeAmbras in Tirol (derzeit inWien),
welche die Waffen der berühmtesten Kriegs-
männer seiner und der nächstverflossenen
Zeit enthält und einzig in ihrer Art ist.
Ferdinand's Rath, Jacob Schrenkh
vonNotzing, war der erste, der diese be-
rühmte Sammlung in lateinischer Sprache
beschrieben hat. Neuere Werke über die-
selbe sind: „Die k. k. Ambraser-Samm«
lung, beschrieben von Dr. Ed. Freiherrn
von Sacken". 2 Theile (Wien, 1833.
Braumüller, 8".), wichtig durch seinen
Text und das Bilder-Prachtwerk: „Die
vorzüglichsten Rüstungen und Waffen der
k. k. Ambraser-Sammlung in Original»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Band 6
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Guadagni-Habsburg
- Band
- 6
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 502
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon