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Hartlmmn Hartmann
Unterschied zwischen Geist und Natur
hervor, und begründete diesen wesentlichen
Unterschied auf dem Wege der Indu-
ctionen mit ungemein viel Scharfsinn und
Gründlichkeit. Durch die Anerkennung der
höheren Würde des menschlichen Geistes
— welche als eine Ehrenrettung des
menschlichen Wiffens gegen pantheistische
Spekulationen betrachtet werden kann
— und die klare und lichtvolle Darstel-
lung des menschlichen Lebens und Wirkens
im Verhaltnisse mit der Natur, durch eine
durchgreifende Kritik der Gall'schen
Schädellehre, welche damals die wissen-
schaftliche und nicht wissenschaftliche Welt
in Aufregung brachte, fiel Hartmann's
Wort wie ein Wort der Versöhnung und
des Friedens in die bewegten Gemüther.
Har t mann's große Verdienste um die
Beförderung der Heilkunde fanden auch
im Auslande gerechte Würdigung und
Anerkennung; er wurde in den Jahren
4816, 1820. 4823 und 1827 zum Mit-
gliede mehrerer gelehrten Gesellschaften
erwählt; als der physisch-medicinischen
Gesellschaft zu Erlangen, der nieder»
rheinischen für Natur« und Heilkunde,
der medicinisch-chirurgischen zu Berlin,
der philosophisch.medicinischen zu Würz»
bürg. Ja selbst auswärtige Regierungen
suchten ihn unter glänzenden Verhältnissen
für sich zu gewinnen. Im Jahre 1814
wurden ihm von Seite Rußlands Antrage
gemacht; im Jahre 1819 erhielt er einen
Ruf zum Lehramte der praktischen Heil-
kunde an der kön. preußischen Universität
zu Bonn und im Jahre 1823 einen höchst
vortheilhaften und mit großen Auszeich-
nungen verbundenen Antrag zur Ueber»
nähme der Direction der kön. Chari to
und eines Lehramtes der Heilkunde zu
Berlin; doch selbst diese glänzenden
Anträge konnten den bescheidenen und
in der Liebe für Oesterreich festgewur» zelten Mann nicht bewegen, seine aus»
gezeichnete und wohlthätige Wirksamkeit
an der Hochschule zu Wien zu verlassen.
Seine Anhänglichkeit, Treue und eifrige
Verwendung belohnten Se. Majestät
durch Verleihung einer Personahulage
von 300 Gulden, auch wurden, als
das Lehramt der Klinik und speciellen
Therapie erledigt war, diese Lehrfächer
H. provisorisch übertragen. Die Freude
der Schüler des vierten und fünften Jah-
res der Medicin über diese Wahl wurde
bald in die tiefste Trauer verwandelt. Die
ungewöhnliche Anstrengung der physi-
schen und geistigen Thätigkeit in seinem
Berufe zerrütteten seinen Gesundheits»
zustand; allein H. glaubte so wenig
hiedurch in seinen Bemühungen um die
leidende Menschheit, und in seinem unor-
müdeten Eifer den Forderungen seines
Berufes und den Erwartungen der Liebe
seiner Schüler zu genügen, sich hindern
lassen zu dürfen, daß er bis auf den letzten
Tag vor seinem Hinscheiden seine Kranken»
Visiten in der Klinik machte. Der hoch«
verdiente und würdige Lehrer und Men-
schenfreund endete im Alter von 37 Jahren
seine segensvolle Laufbahn. Ueber Hart«
m ann's Tod war eine allgemeine Klage,
über seinen Verlust für die Wissenschaft
und die Menschheit nur Eine Stimme.
Anläßlich seines Todes erschienen auch
Poesien, u. z. von Joseph Pope, einem
früh geschiedenen poetischen Talent und
von L. A. Frankl, in dessen Händen sich
Pope's Nachlaß befindet. In der Ge«
schichte der Wissenschaft und dm Jahr-
büchern der Wiener Hochschule wird
Hart mann's Name stets in frischem
und ehrenvollem Andenken blühen. Er
gehört zu jenen Heroen, welche die
Wissenschaft gegen alle schwankenden und
unhaltbaren Neuerungssysteme in ihrer
richtigen Entwicklung und weiteren Fort-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon