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Haydn Michael Haydn Michael
durch Unterrichtgeben im Generalbaß und
durch Orgelspiel in der h. Dreifaltig-
keitskirche. Seine Kunst aber, die herrliche
ihn umgebende Natur und sein Freund
in Armsdorf, der, ein gefälliger Dichter,
ihm manchen Text für seine Compositio.
nen schrieb oder Auszüge aus guten Dich«
tern für seine Zwecke bearbeitete, waren
die heilige Drei, die ihm das Dasein
verschönerten und ihn glücklich machten.
Im Jahre 1801 erfuhr H< das Unglück,
beim Eindringen des Feindes in Salz-
burg von französischen Huszaren, die ihm
das Seitengewehr an die Brust setzten,
geplündert zu werden; seine beste Habe,
die wenigen Kostbarkeiten, die er besaß,
und seinen voraus empfangenen drei-
monatlichen Gehalt nahmen sie ihm.
Deutsche Freunde ersetzten ihm dann zum
großen Theile feinen Verlust, auch sein
Bruder Joseph, der ihm öfter namhafte
Betrage, zukommen ließ, ihn auch im
Testamente zum Universalerben seines
Vermögens eingesetzt hatte, vergütete ihm
einen Theil seines Schadens und bescbenkte
ihn für die geraubte silberne Sackuhr
mit einer goldenen. Die fernere Absicht
Joseph's, seinen Bruder zum Univer-
salerben zu machen, vereitelte aber dessen
3 Jahre früher eingetretener Tod; denn
Michael starb schon 1806 im Alter
von 69 Jahren. Michael war verhei»
rathet und zwar mit der Tochter des
Salzburger Domcapellmeisters Lipp,
welche eine treffliche Sängerin war und
später die Stelle einer Hofsängerin erhal«
ten hatte. Aus dieser Ehe wurde ihm
eine Tochter geboren, welche aber schon
im Alter von 3 Jahren starb. Der Tod
dieses Kindes, das Michael innig
liebte, ließ nachhaltige Verstimmung in
Michael's Herzen zurück. „Seine Ehe",
schreibt Fröhlich in „ Ersch und Grub er"
ohne Angabe der Quellen (Sect. II) Bd. I I I , S. 287), „war sonst nicht
glücklich", was zu Pil lwein's (Lexikon
salzburgischer Künstler, S. 93) Mitthei-
lung, als er von den „an seine von
ihm vorzüglich geschätzte Gattin" gerich«
teten Liedern spricht, nicht paßt und auch
sonst nicht Bestätigung findet. Die Witwe
erhielt für das von Michael an den
kais. Hof geschickte Requiem ein Honorar
von 600 st., und als sie die Partituren
ihres Mannes an den Fürsten Nikolaus
Eßterhäzy gesendet, setzte ihr dieser
Mäaen eine lebenslängliche Pension aus.
Die Leiche H.'s wurde feierlich bestattet
und bei der Leichenfeier das von ihm
componirte „Miserere" gesungen. In
seinem Nachlasse fand sich eine große
Menge Kompositionen und Partituren
ssiehe unten: I. Michael Haydn's Com-
Positionen^, sämmtlich von ihm schön,
richtig, deutlich, fast ohne Correctur und
Radirung geschrieben; außerdem 20jäh»
rige durch verschiedene Zeichen ausge-
drückte Wetterbeobachtungen, welche er
regelmäßig des Tages dreimal aufzeich<
nete. Von seinen Schülern nennen wir die
bedeutenderen: Schinn, Gratz, Ett und
Karl Mar ia vonWeber. Auch erfand
H. mittelst einer Art unharmonischer Leiter
eine geheime Schreibart in Noten, mit
welcher er selbst mit seinem vertrauten
Freunde Hacker, der den Schlüssel dazu
mittheilte, Briefe wechselte. Für den Fall,
als solche Briefe irgendwo gefunden wür<
den, theilen wir den Schlüssel hier mit:
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon