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erhielt den Zeichnungsunterricht von dem
an der Akademie angestellten Professor
Matte in i . Dieser erkannte bald das
seltene Talent des jungen Künstlers und
widmete ihm, wie seinem Mitschüler
Demin Md. I I I , S. 237^. welch' Letz-
terer jedoch später die Erwartungen nicht
befriedigte, alle Theilnahme und Sorg-
falt in der künstlerischen Ausbildung.
Sechs Jahre, in welchen H. ungewöhn-
liche Fortschritte gemacht, blieb er auf
der Akademie und kam unter die kleine
Zahl derjenigen, welche ihre Ausbildung
in Rom vollenden sollten. Von Cicog-
nara an Canova in Rom empfohlen,
lenkte er daselbst durch seine Arbeiten
alsbald die allgemeine Aufmerksamkeit
auf sich. Hayez' Lehrer in Rom war
Palagi ; den Zauber der Colorits hatte
er sich schon in Venedig, wo die alten
Meister in dieser Hinsicht berühmt sind,
angeeignet; in Rom vervollkommnete er
sich in der Correctheit der Zeichnung und
studirte an den großen Mustern, deren
die ewige Stadt eine Fülle enthält, die
übrigen Eigenschaften, welche ein Bild
zu einem echten Kunstwerk stempeln.
Sein Bild „Dem Grafen Carmagnola
wird das Tod es urtheil verkündet" fand
solchen Beifall, daß der noch junge Kunst,
ler einstimmig zum Professor an der
Mailänder Akademie ernannt wurde.
I n dieser Stellung wirkt er als Künst-
ler und Lehrer bis heute, erhielt man»
nigfaltige Auszeichnungen, wurde Mit-
glied der Akademie der bildenden Künste
zu Verona, Venedig und Wien. Obgleich
hoch in Jahren — er zählt gegenwartig
70 ^ahre — malt H. noch in ungeschwäch«
ter Kraft und erst im Jahre 1838 war
sein Bild „Diüiuig XlV. nnü die Un Vnlliüre"
in der Brera zu Mailand ausgestellt.
Als Historien» und Porträtmaler gehört
H. zu den hervorragendsten Künstlern der Gegenwart. Groß ist die Zahl seiner
Gemälde-, diese Menge, bei dem Umstände
der Größe und des Figurenreichthums
der meisten Bilder wird nur erklärt
durch die Fruchtbarkeit seiner Phantasie
und die Leichtigkeit, mit der er arbeitet.
Von seinen Bildern, welche sich in den
Gallerien und Privatsammlungen vor«
nehmlich Italiens befinden, sind zu nen-
nen: „Nrr siegende Mlet", mit welchem er
noch als Zögling der Akademie von
St. Luca in Rom den eisten Preis erhielt;
— „Nrr Gnu des Mllklllln" in der Brera
in Mailand; — das schon erwähnte
„Allrulltgnull! znm Cllüe uerurtheilt", welches
allgemein so gefiel, daß H. es öfter wie-
Verholen mußte ftergl. Morgenblatt 4823,
S. 233). I n die Zeit von 4820 bis 4838
fallen: „Nie sicilillnischr Vesper"; — „Zwei
Debenbe nun Mardern überfallen"; — „ M a "
ftber alle vier vergl. Morgenblatt 1822,
S. 387^; insbesondere war es das erste,
das durch Erfindung, Composition, Cor»
rectheit der Zeichnung und Colorit den
Preis über alle zu gleicher Zeit ausge«
stellten davontrug; — „Philipp nntt Jacob
(Mollit;)" hervorragend durch einen großen
Styl, Strenge der Form und richtige
Charakteristik der Köpfe; — „MarmStuart,
dn3 Zchcck'at besteigenti"; die auf diesem Bilde
angebrachte weibliche Figur im blauen
Corset wiederholt sich oft in den siguren-
reichen Gemälden des Künstlers; über-
haupt hat H. die Maria Stuar t öfter
und in verschiedenen Momenten gemalt;
der Mailänder Kunsthändler Ricardi
gab davon eine lithographische Copie
heraus, welche H. selbst auf den Stein
gezeichnet; — „Philipp Maria Viscanti gibt
den oon den Gcnnesern gefangenen U'öniginen vnn
Aragllnirn nnt> Naunra ihre Uranen zurück";
auf diesem 1829 gemalten Bilde über-
rascht neben dem glücklich getroffenen
Ausdrucke der einzelnen Köpfe, insbeson«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon