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wegen seiner Verdienste um das ErzHaus
Oesterrreich 1671 die Wappmmäßigkeit.
Sein Enkel Michael und dessen Sohn
Simon hatten sich bei Dampfung des
Bauernaufruhrs zu Mais nächst Meran
ehrenhast hervorgethan. Die andere
Linie kam fast um dieselbe Zeit in den
Besitz des Sandwirthhofes. Caspar
und Bar t lmä waren kräftige Männer,
ehrlich, bieder und geachtet im ganzen
Thale. And reas , ein Sohn des
Joseph und Enkel des genannten
Bar t lmä, ist der Held, dessen Lebens»
skizze hier folgt. Andreas, im Eltern»
hause erzogen, genoß den Schulunterricht
im Dorfe St. Leonhard, erlernte lesen,
schreiben und rechnen, wenn auch nicht in
einem vorzüglichen Grade, so doch immer
besser als andere Bauernsöhne jener Zeit.
Schon als Jüngling zeigte er eine warme
Vaterlandsliebe und stand, wenn es galt,
mit lebendigem Eifer für die verbrieften
Rechte und Freiheiten seines Vaterlandes
ein. Erst 22 Jahre alt, war er bereits
Abgeordneter des Thales Paffeier und
nahm als solcher thätigen Antheil an den
Verhandlungen des offenen Landtages,
der nach des Kaisers Joseph Tode,
1790, zu Innsbruck gehalten wurde und
zu manchen stürmischen Verhandlungen,
vorzüglich in Ansehung der damals ziem«
lich unentschieden gestellten ständischen
Verfassung, Anlaß gab. I n noch jungen
Jahren nahm er Anna Ladurner zur
Ehefrau und trat mit ihr vereint die
Wirthschaft im Sandhofe an. Dort lebte
er als Wirth und Säumer über den
rauhen Iaufenpaß und betrieb mit Ge>
duld das nicht sehr lohnende aber müh-
same Geschäft, das ihm kaum den erfor»
derlichen Lebensunterhalt abwarf. Aber
sein Wein», Getreide» und Pferdehandel
erwarb dem Sandwirth Anderle, wie
er gewöhnlich genannt wurde, eine aus» gebreitete Bekanntschaft im Lande, ins»
besondere auch im italienischen Antheile,
und da er große Achtung genoß, überall
gern gesehen wurde und seine Biederkeit
im Verkehre mit einer nur ihm eigenen
Weise bei jeder Gelegenheit hervortrat,
so genoß er bald in der ganzen Gegend,
ja im ganzen Lande jene Volksthümlich-
keit, die im entscheidenden Augenblicke
allgemein in ihm den rechten Mann
erkennen ließ. Nicht wenig trug dazu bei
seine äußere, durch den schönen langen
Bart, den er der einzige unter den Bauern
jener Gegend trug, gekennzeichnete Er«
scheinung. Diesen Bart aber hatte H.
erst in Folge einer Wette wachsen lassen,
da ihm bedeutet wurde, er wage es nicht
als Pantoffelmann einen solchen zu
tragen. H. ließ sich den Bart wachsen,
gewann die Wette und nahm diese mann«
liche Zierde, die schwarz, breit und dicht
auf die Brust herabwallte, sein Leben
lang nicht mehr ab. Dieses Bartes wegen
wurde er auch von Italienern und
Franzosen gewöhnlich A6N6ra1 Varbon6
genannt. Schon in den Kriegsjahren
1796 und 4805 bethätigte Andreas
großen patriotischen Eifer. Als Haupt»
mann zog er damals an der Spitze seiner
Paffeirer gegen den Feind, um das theure
Vaterland zu vertheidigen. Der Preß.
burger Friede (26. December 1803)
brachte Tirol unter bayerische Herrschaft.
Dem wackern Hofer, dessen Ahnen
immer treu zum Hause Oesterreich gehal.
ten hatten, blutete bei diesem politischen
Mißgriffe das Herz. Die Bestürzung
darüber in der Bevölkerung war nicht
minder groß. Das Land war bayerisch
geworden, das Volk österreichisch geblie»
ben. Dabei hatte die bayerische Regie-
rung Anordnungen getroffen, welche
wenig geeignet waren, den Unwillen des
Volkes zu beseitigen, und am höchsten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Volume 9
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hibler-Hysel
- Volume
- 9
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1863
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 518
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon