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lät Zellaöiä
er mit den Bedürfnissen, Synipathien und
Antipathien des dortigen Volkes genau bekannt
und eben deßhalb der Mann, den das Land
braucht und sucht. Ie l laöic i ist keineswegs
ein „Haudegen" wie er genannt worden, son-
dern vielmehr ein gM- und witzspruoelnder
Gesellschafter und zugleich der fleißigste kennt,
nißreichste Beamte, ein wissenschaftlich strate>
gisch gebildeter Officier und tapferer Soldat,
was er bewiesen hat. Er ist dabei Dichter und
Schriftsteller und hat soviel von dem Staats-
manne, als dem Generale an sich und spricht
Deutsch. Franzosisch. Italienisch, Griechisch,
Lateinisch, Ungarisch und Slavisch. Bci ihm
orn'int sich Genie, Wissen, Erziehung und
Bildung, und wenn seinem sonst so festen
energischen Charakter etwas vorzuwerfen, so ist
eö eine fast zu weiche Gutherzigkeit".« — T as
politische Glaubensbekenntniß des Banuä dürfte
aus seinen eigenen Worten am klarsten hervor-
treten, um so mehr, da Ie l laü iä zu jenen
wenigen Männern zählt, die, wie man zu sagen
pflegt, das Herz aufderZunge haben. „Nindisch-
grätz, bemerkte der Croatengeneral bald nach
der Einnahme Wiens, ist ein Aristokrat; er habt
alle Revolutionen aus inniger Ueberzeugung
eben so gut, als aus Professionsrücksichten
(dieses Wort sprach der Banus lächelnd). Die
Frankfurter hat er schon in Prag abgekanzelt
und mit Schulmeister Welcker machte er auch
kein Federlesens. Den bußfertigen Revolutio-
nären ist er überaus gram. Ein recht einge-
fleischter Reuolutionsteufel fände bei ihm noch
eher Gnade; die Ertreme berühren sich. Außer
Aristokrat ist er noch militärischer Pedant. . .
Anders steht es mit mir: Ich liebe
die Freiheit; ihr Credo ist das meine. Der
Wiener Versammlung hatte ich meine Freund»
schaft angeboten, sie hat aber dieselbe schimpf-
lich zurückgewiesen, das duldet kein rechter
Mann. Croatien hat die Verträge des zwölf»
ten Jahrhunderts, die es mit Ungarn verban-
den, mit gleichem Rechte als Deutschland die
alte Bundesacte zerrissen. Die Wiener nahmen
davon keine Kenntniß und wollten die croati»
schen Abgeordneten nicht in die sogenannte
„Constituante" aufnehlnen. Ich weiß wohl,
daß sie es darum thaten, weil sie das slavische
Nebergewicht in der Versammlung fürchten
und nebenbei, weil sie die Magyaren für
bessere Verbündete Deutschlands ansehen, als
die slavischen Croaten, welche den Russen
näher stehen, oder stehen sollen. Als Croat
geht mich aber das nichts an. Ich sage, daß
der Kaiser eben so gut König von Croatien, als Erzherzog von Oesterreich, oder König
von Illyrien ist. Im österreichischen Völ-
kerverbande müssen Alle gleiche Rechte haben.
Ist es dann natürlicher, daß die Slaven
das Schutzrecht über die Gesammtheit haben
als die Deutschen, so muß es also geschehen.
Ich darf die Rechte meines Volkes und meines
Stammes nicht opfern, den deutschen Bercch.
nungen zu gefallen. Das wußten dic Minister
recht gut, darum unterstützten sie
heimlich die Feindseligkeit der Versammlung
gegen mich, damit ich genöthigt werde, mich
ihrem Plane anzuschließen. Ich durchschaute
das Doppelspiel, aber im Interesse mcines
LandeS mußte ich mich darein fügen, mit den
Feinden meiner Feinde gemeinschaftliche Sache
zu machen. Von der Wiener Versammlung
war nichts zu hoffen, besonders nach den Vor«
fällen vom 6. October. Zatour war mein
Freund, d. h. mein politischer Freund. Ich
konnte nur gleichzeitig ihn rächen, Genugthu«
ung für grobe Beleidigungen mir verschaffen
und den Magyaren einen Hauptstützpunct rau-
ben. Ich wäre Verräther an meiner Sache,
an der Sache Croatiens und an mir selbst ge«
worden, wenn ich nicht nach Wien gezogen
wäre. Die schwarz-roth-goldene Fahne mußte
in Nien zurückgeworfen werden, weil ein sla»
uisches Oesterreich, dem auch Ungarn angehören
muß. eine nothwendige Folge der jetzigen Lage
der Dinge ist. Die Kremsierer werden die croa«
tischen Abgeordneten wohl aufnehmen; wir
haben jetzt personliche Bekanntschaft gemacht.
Die Tugend der deutschen Mädchen in Oeste»
reich croatisirt sich auch schon (???); das gute
Einverständniß ist erfolgt (?). Was die Frank
furter beschließen oder nicht beschließen, küm»
mert uns wenig. Sehen Sie dort die osterrei»
chische Fahne auf dem Stephansthurme? Das
hat man auch nicht — wenigstens nicht offen —
in Frankfurt beschlossen. Wenn Welcker aufrichtig
wieder sagt, was Windischgrätz ihm darüber
als ehrlicher Soldat zu erkennen gegeben hat,
so müssen die Frankfurter bereits wiffm, wie
wir die Sache verstchen. Ich läugne nicht, daß
ein großes Deutschland zu den Möglichkeiten
gehöre, aber das läugne ich, das es jetzt ein
solches wirklich gebe. Wir können und wollen
nicht darauf warten; daher werden wir vor
der Hand ein mächtiges slavisches Oesterreich
erschaffen! Dabei wollen wir aber doch keines»
wegs den Frankfurter Redeübungsverein in
seinen täglichen Unterhaltungen stören". Aus
allen Aeußerungen I.'s leuchtete die größte
Verachtung für die Ränkemacher in Deutsch«
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Jablonowski-Karolina, Volume 10
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Jablonowski-Karolina
- Volume
- 10
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1863
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 524
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon