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Aauffmann 5
kränzt, ein Gewand von Flor, goldgewirkten
Gürtel und Armbänder Der Zug von
Schalkhaftigkeit und Grazie, obgleich etwas
affectirt, steht dem jugendlichen Gesichte gut,
die Färbung geht stark in's Bräunliche und
Rothe und erinnert, aber nur vorübergehend,
an Mengs' Colorit. Nach diesem Bilde er«
scheint die Künstlerin nicht als regelmäßige
Schönheit, aber der mit Iugendfrische gepaarte
gewinnende Ausdruck von Sanftmuth, die
darin ausgedrückte Zärtlichkeit und Anmuth,
nehmen sehr für das liebliche Antlitz ein. —
Stiche. 1) I . Reynolds p., F. Barto»
lozzi so. (Hüftbild, Fol.). — 2) Unterschrift:
^iiFolioa, Kaufmann. Nach Möglich in Rom,
von I . F. Bause (gest.) ^die später von
Rauch gestochenen Bildnisse Angelica's
sind nur Copien dieses Bildes von Möglich^.
— 3) I . G. Puhlmann ?.. D. Berger so.
4 79l), ti«. (Halbfigur). — 4) Fr anck lithogr.
(40.). — 3) Unterschrift: H.Q36IIK2, Rauf-
IUHUQ. Gest. von I . G. G roh mann (roth<
brauner Farbendruck). — 6) I . Reynolds i>-/
E. Morace 30. (Fol.). — 7) Unterschrift:
oaroüna Ivaulmann. (Lith.) Penut i (Li-65-
ei'a, I,it. 1^iUoi>i, 4».) sder Taufname Caro-
lina ist falsch). — 8) Unterschrift: ^uFLlioa
Ivn.ukm3mn. Rauch Lc (Zwickau. bei Gebr.
Schumann, 4o.). — 9) Mit der Unterschrift:
lne. ci'H^^ süLo ii ritratto äixiuto äa, Isi
tria (gr. 8".), selten. — 10) In der Samm<
lung: I'a.d^a.ux^ äcatues et ^aLloUefä äo la,
(^HlsriL clo i'^Io^Lucs o t. du, kalHiä ?jtt1 äes»
30U3 I«, 6ii-6ctiou äs <ü. 8. HlHLhULlIier HV6C
los ox^Iieiit. V^r HIonFS2 (VariZ, viäot
li-öi-02, loi.) befindet sich in der 79. Lieferung
Angelica's Vildniß nach ihr selbst. —
Denkmal. Canova ordnete bei ihrem Tode
im Jahre 1807 zu Rom ein prächtiges Leichen«
begängniß an und veranlaßte, daß ihre Vüste
im Pantheon aufgestellt wurde.
VII. Einzelnes. Zur Charakteristik Angelica's
als Weib. Goethe und AngeUca. Napoleon
und Angelica. Stolberg an Angclica. Ihr
Monogramm. — Zur Charakteristik A.'s
als Weib. Treffend schreibt Gering in sei»
nen Reisen über die Künstlerin ( I I I , 140):
„Ein Engel gab der Angelika den Namen,
Griffel und Farbenschmelz. Bescheidenheit, die
Mutter des Verdienstes, erhebt diese Künstle«
rin über sich selber, und jedes Bild von ihr
ist ein Abvruck ihrer zarten Seele. Unter dem Kauffmann
schönsten fremden Himmel hat
sie ihr deutsches
Gemüth behalten". — Die große Künstlerin
hatte, als sie am Zenith ihrer ruhmcsoollen
Laufbahn stand, bewundert von der Welt,
geachtet und hochgestellt von ihr ebenbürtigen
Kunstgenossen, den Wechsel irdischer Dinge
immer lebendig vor Augen. Als einst ein Zie«
genhirt ihres Heimatlandes sie bewillkommte
und sich ohne Umstände an ihren Tisch sehte,
rief sie aus: „Mir hat Niemand gesagt, mit
welchen hohen Personen ich dereinst zu Tische
sitzen werde; wer will mir sagen, ob ich
nicht wieder mit Ziegenhirten tafeln werde". —
Als sie eines Sonntags in ihrem Wagen zur
Messe fuhr, gedachte sie einer harten Zeit, als
sie sagte: „Wie doch die menschlichen Dinge
sich ändern; als junges Mädchen mußte ich
oft, um die Messe zu hören, mitten im Winter
mit Tagesanbruch, zu Fuß und im Schnee bis
an die Kniee, drei Stunden Weges zurücklegen
und jetzt verleiht mir der Himmel so viele Ge«
mächlichkeiten". Wie ist doch diese DenkungS«
art der frommen Künstlerin ganz entgegen der
Wahrheit des Epigramms:
Stolz dem schmutzigen Käfer vorbei schwebt
der glänzende Falter,
Schämt des Genossen sich wohl, der ihn
als Raupe gekannt. —
Goethe und Angelica Saussmann. Die Bezie-
hungen Goethe's zu Madame Angelica, wie
er
sie
in seiner italienischen Reise nennt, verdien-
ten eine ausführlichere Darstellung. I n einem
Liebesromane, den Goethe abspielt, übernahm
Angelica die Vermittlerrolle. Op permann
in seinem Buche aus dem Bregenzer Walde ge»
denkt dieser Vorfälle, aber leider in zu fluch»
tiger Weise. Freilich ist durch den Umstand,
daß Angelica in ihren lchten Lebensjahren
alle ihre Briefe verbrannte, es so zu sagen
unmöglich geworden, Licht in gewisse Dinge
zu bringen. — Napoleon und Angelica Kanss-
mann. Man erzählt, Angelica soll an Ar-
muth und aus Gram über den Raub gestor»
ben sein, den Napoleon an ihrer Privatsamm»
lung von Gemälden beging, deren schönste sie
als freiwilligen Beitrag in die Sammlung zu
Paris geben mußte. Darüber schweigen die
Biographen und scheint das ganze eine Erfin«
düng zu sein. Wohl hatte Angclica durch die
französische Revolution wie viele Andere
Verluste erlitten, aber in Armuth ist sie nicht
gestorben und wenn Napoleon auch den Raub
an Kunstwerken in Museen der eroberten 3än<
der im Großen betrieb, von einem an der
Sammlung Angelica's verübten Raube habe
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon