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blinden Sanger, 3es sing's Fabeln,
Ado lph's Briefe und H erd er's fliegen»
den Wagen enthält. Es war K.'s Beschei»
denheit, welche seine Originalarbeiten
für die späteren Bände aufsparte und mit
den Meisterwerken der fremden Muse
begann. Nur jener Sturm, der über ihn
und seinen Neologismus in der Sprache
im vollsten Ausbruche fortwüthete, ver»
eitelte die Fortsetzung der Ausgabe. Nichts»
destoweniger bewunderten Kenner das
Glück, womit K. die verschiedenartigen
Meisterwerke, so zu sagen, neu erschuf und
während die Einen in ihm den Palla»
dio der ungarischen Sprache be>
wunderten und verehrten, ver-
dämmten ihn die Anderen als
den gewissenlosen Herostratus
ihreSIdioms. Man denke nicht etwa,
daß K. bei seinen Neuerungen in der
Sprache willkürlich, vielleicht in Folge
poetischer Inspiration und dabei durch
einen sprachlichen Instinct geleitet und
unterstützt, vorgegangen sei. Nichts wem»
ger als das. Kazinczy ging mit vollem
Bewußtsein, mit der Absicht zu reformiren,
an seine Aufgabe. Zu diesem Zwecke
zog er die der Vergessenheit anheim
gefallenen Sprachschätze wieder an's
Tageslicht, um aus den durch Stu>
dium und gewissenhafte Forschung wieder
gefundenen Goldkörnem der älteren unga»
rischen Schriftsprache die neuere in Ver»
fall gerathene, derVewefung Preis gege-
bene zu befruchten. Daraus erklärt sich
die von K. bewerkstelligte neue Ausgabe
älterer ungarischer Schrifsteller in ihren
Origmalien oder Uebersetzungen, als da
u. a. sind: die unter dem Titel: „H/a^a?-
e-^s/Fs/o A ?-i6^aH^c)H« (I>68tli 1803,
8".) erschienenen ungarischen Alterthümer
und Seltenheiten; — die neue Ausgabe
der Werke Z ri ny's u. d. T. ^T-inT/insü
1817); — Ördösi's ungarische Sprachlehre und
Batizi'S ungarische Orthographie, Bei»
des Schriftdenkmale aus der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts und in den oben»
erwähnten „UaF^ar rsFiskAäk" abge«
druckt. Eine im Jahre 1816 nach Sie<
benbürgen unternommene Reise hat K.
in höchst anziehender Weise beschrieben,
jedoch bei seinen Lebzeiten erschienen nur
Fragmente derselben, gedruckt in der
die vollständige Ausgabe des Werkes
erfolgte erst 8 Jahre nach seinem Tode
in der von Bajza und Schedel veran-
stalteten Ausgabe von K.'s poetischen
Originalwerken. Hingegen seinen Aus»
stug im Jahre 1831 von Pesth nach St.
Martinsberg und von da über Gran
und Waitzen nach Pesth zurück ließ er
selbst noch in dem Werke:
" (?65tk 1831) im Drucke erschei«
nen. Noch während seiner Kerkerhaft hatte
sich K. emsig mit classischen Studien
beschäftigt und manches gearbeitet, dessen
Herausgabe nur zeitgemäßeren Arbeiten
weichen mußte, doch erschienen noch von
ihm selbst veröffentlicht eine Uebersetzung
des Sallust mit einer eigens von ihm
geschriebenen meisterhaften Vorrede zu
den Werken dieses römischen Geschicht»
schreibers u. d. T.: „Z765SHKHHS a«
1824) und
Mz'n^sn ?nn?Maz'" (Luäa 1836); —
Horazens sämmtliche Briefe in Iam,
ben u. d. T.: „^oT-an'ns ösvs^se" (I'sLtd.
1833), von Johann Kis herausgegeben,
und mehrere Reden und Briefe Cicero's
u. d. T.: ^^. ^5. 2 .^ <Fc6?-e5öe5? össs^sH
/6?.-s?6H ^6 HeA/o 6??na" (Lnäa 1837).
Zu diesen Uebertragungen der alten Clas»
siker fügte K. noch jene zweier Zeit'
genossen hinzu, und zwar der „Heiligen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon