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rathes Frattz Georg Ritter von K.
^s. d. Vorigen^ aus deffen Ehe mit Erne-
stine von Albrechtsburg. Beendete
die Studien in Wien, trat dann bei der
niederösterreichischen Regierung in den
Staatsdienst, diente viele Jahre als erster
Commissar bei der k.k. niederösterreichischen
Fabrikeninspection, in welchem Dienste er
die Aufmerksamkeit auf das so wichtige
Gewerbs« und Fabrikswesen in Oester«
reich richtete. Indem er noch vorher zum
niederösterr. Regierungssecretär beför«
dert worden war, erhielt er 1833 die
Stelle eines DirectorS deS technischen
Cabinets Seiner Majestät des Kaisers.
K. war ein technisches Genie, dem die
Industrie eine Menge nützlicher Ersin«
düngen und Verbesserungen zu verdanken
hat. Um die Hebung der Seidencultur in
Ungarn hat er sich im Jahre 1827 bei
Gelegenheit derUebertragung der Seiden«
galetten-Einlösung an die Großhändler
H o f m a n n ss. d. Bd. IX, S. 163)
und Goldstein durch eine wohldurch»
dachte, wirthschaftliche, den Erzeuger
gegen jede Willkür von Seite des Kau»
fers sichernde Maßregel ein wirkliches
Verdienst erworben. Zu Droß bei Krems
in Niederösterreich fand er zwei Minera»
lien, welche bis dahin unbeachtet geblieben
und durch ihn einer nützlichen Verweil«
düng zugeführt wurden, nämlich eine der
sogenannten Bergseife ähnliche Thon«
art, welche mit Erfolg beim Walken der
Tücher und einen feuerfesten Thon, der
in der k. k. Porzellanfabrik in Wien
benützt wurde. Von seinen Erfindungen
sind nennenswerth: eine Maschine zur
Verfertigung aller Arten Geschirr und
Gerath aus dehnbaren, übrigens sehr
dicken Metallblechen. Die Lanzendorfer
Metallwaarenfabrik wurde auf diese Ersin«
düng basirt; ein neues zur Bearbeitung
der feinsten Schafwollstoffe anwendbares Bettengarn (Patentgarn), es wurde näm«
lich unfilirte Seide mit einem feinen Woll«
faden umschlungen (auf eine eigene Weise
zusammengezwirnt) und letzterer, ohne an
Feinheit etwaS zu verlieren, durch diese
Unterlage der Seide sehr haltbar gemacht;
ein neues Verfahren zur Gewinnung deS
Oels aus den Samen ölhaltender Pstan«
zen auf kaltem Wege; ein neues Versah«
ren bei Erzeugung von Seifen mit Be-
nützung eines wohlfeilen Fettstoffes, ohne
jedoch die Güte deS Erzeugnisses zu beein«
trachtigen; diese beiden Erfindungen wur«
den auch in Preußen patentirt; eine neue
Methode zum Decatiren der Schaf« und
Baumwollgespinnste; als im Jahre 1830
die Cholera in Wien wüthete, und eS
besonders empfohlen wurde, die Luft in
den Gemächern, welche man bewohnte,
zu reinigen, erfand er einen sehr einfachen
und sinnreichen Lustreinigungsapparat
mittelst Essigdämpfen. In seiner Stellung
als Director des technischen Cabinets des
damaligen Kronprinzen, nachmaligen
Kaisers Ferdinand I., organisirte er
eine ebenso merkwürdige als interessante
und nutzreiche Sammlung aller Fabricate
und Manufacturerzeugnifse vom rohen
Stande an bis zur höchsten Stufe ihrer
Verarbeitung. DieseS kaiserliche Cabinet
umfaßte mit Inbegriff der Modelle die
ansehnliche Zahl von 30.000 Samrn«
lungsstücken. K. hatte diese Sammlung
nach seinem Werke aufgestellt, welches
den Titel führt: „Darstellung des Fabrik-
nnd OeVrrbeuieLens im österreichischen Umser-
staute". 2 Bände in 3 Theilen mit „An«
hang" (Wien 1820—1824. 8".). Als
eine Fortsetzung und Ergänzung dessel-
ben ist zu betrachten sein zweites, in
Gemeinschaft mit W. C. W. Blumen»
bach ^Bd. Ii S. 444^ herausgegebenes
Werk: „systematische Darstellung der neue-
sten Fartschritte in den Gewerben und Mann»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon