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Slawata zum Fenster der LandtagSstubl
hinabstürzte. Auch war Ulrich gegen di
Wahl Ferdinand'S I I . zum Könige von
Böhmen nach des Kaisers Mathias Tod
und stimmte mit seinem Bruder Wi lhelm
für den Churfürsten von Sachsen. Noch nach
seinem Tode wurden auf Ferdinand's I I .
Befehl seine Güter confiscirt. — 29. Wen
zel(I.) (gest. l542). ein Sohn des Johann
Dlask. ist der Stifter der noch heute in Böh
men blühenden Linie und der erste Begründe,
des großen Reichthums dieser Familie. Selbst
besaß er bereits ein ansehnliches Vermögen
welches seine Gemalin Anna von wrezowecz
durch ihr reiches Erbe bedeutend vermehrte,
Wenzel war königlicher Commissar im Ra<
koniher Kreise, später Kreishauptmann im
Saazrr Kreise, als welcher er bei einem Grenz«
streite, wie es heißt, auf Veranlassung eines
Albrecht von Waldstein. Ahnherrn des un
glücklichen Herzogs von Fried land, er<
schlagen wucde. Aus seiner Ehe hinterließ ei
drei Söhne. Radislaw den Aeltern sNr. 24^
Johann ^Nr. t3) und Wenzel (II.)
sW iß gr i l l (Franz Karl). Schauplatz des
landsässigen Nieder<Oesterreichischen Adels von>
Herren» und Ritter.Stande (Wien li>04, 4".)
Bd. V, S. 132.) — 30. Wenzel (III.) (geb.
1572. gest. 28. Februar i626). ein durch seine
Schicksale besonders denkwürdiger Sproße
ses mächtigen Adelsgeschlechtes. Der älteste
Sohn Iohann's des Aelterrn h'. d. S. 280.
Rr. l3) aus dessen Ehe mit AnnaPausar
von Michnicz. Kaum 24 Iabre alt, war er
Kämmerer und Rath des Königs Mathias
von Ungarn. Eingedenk der seinem Vater
Johann angethanen Unbilde. trug er einen
unversöhnlichen Haß gegen Kaiser Rudolph
und schloß sich an König Mathias an. dem
er sich verbindlich machte, seinen ganzen Ein»
fiuß aufzubieten, ihm die Krone Böhmens zu
verschaffen, wogegen ihm Mathias die böh<
mischen Krongüter Chlumec und Kolin in'S
Eigenthum zu überlassen versprach. Bei dem
Einfalle der Passauer im Jahre t6it bewährte
er sich ebenso durch seinen Muth als seine
Klugheit. Der Pöbel, unter dcm Vorwande.
die versprengten Passauer aufzusuchen, begann
bereits zu rauben und zu morden. Da war
es Wenzel, der mit seinen Brüdern vereint
an der Spitze eineS Haufens ständischer Trup«
pen diesem Vorgehen Einhalt that und die
Jesuiten in der Altstadt beschützte. Als die
utraquistischen Stände eine Deputation an
den König Math ias entsendeten, die ihn aufforderte, nach Böhmen zu kommen, um
daS im Lande hausende Passauer KriegSvolk
aus demselben zu vertreiben, befand sich K.
bei derselben. Bemerkenswerth ist es. daß die
utraquistischen Stande ihn, der Katholik war,
wählten; auch schildert Graf S lawata in
feinen Schriften — welche Folkmann zu
benutzen Gelegenheit gehabt — Wenzel's
Auftreten in den utraquistischen Versannnlun«
gen in sehr zweideutiger Weise. Slawata
aber ist — was hier schwer in die Wagschale
fällt — Wenzel'S politischer Gegner. Als
aber Mathias in's Land kam und die Schen«
kung der beiden Krongüter ruchbar wurde,
widersetzten sich die Stände gegen diesen Vor»
gang und erklärten Wenzeln als einen Lan»
deSverräther, der aus Eigennutz seinen recht-
mäßigen König verrathen und bei dessen Leb»
zelten einem andern ohne Zuziehung der
Stände die Krone Böhmens versprochen habe.
Die Untersuchung gegen Wenzel wurde auf
das Strengste geführt und er zum Verluste
seiner Ehre, seines Lebens und seiner Güter
oerurtheilt. Auf vielfache Fürbitten wurde
Wenzel von Kaiser Mathias zur ewigen
Haft begnadigt. (3c kam nun auf c>ie Festung
Glatz, wohin ihn sein Beichtvater und seine
Gemalin begleiten durften. Nach einjähriger
Haft rettete er sich durch Flucht. Er hatte in
seinem Kerker sich einen Altar errichtet und
hinter demselben allmälig die Steine heraus-
gehoben So gelangte er auf das Dach und
votl dirsem mittelst Strickleiter in'S Freie, wo
ihn bcreitS ein Pferd zur weiteren Flucht
erwartete. Er begab sich. nun nach Kcakau
und ließ sich, 46 Jahre alt, auf der dortigen
Hochschule als Student einschreiben. Seine
Flucht wurde bekannt und auf ihn ein großer
Preis gesetzt. Als aber im Jahre t6l8 die
dem Habsburgischen Fürstenhaus«: feindliche
ständische Bewegung in Böhmen ausbrach,
begab er sich dahin und gewann die Stände
für sich, indem er ihnen versprach, nie mehr zu
Gunsten der Dynastie aufzutreten. Indessen
hatte er sich früher schon insgeheim mit Fer«
dinand I I . in Correspondcnz gesetzt und
den König gebeten, er möge Alles, was auf
den böhmischen Landtagen 46t5 und l6l<»
gegen ihn vorgebracht und beschlossen »vor«
den. annulliren. König Ferdinand wollte
sich vor der Hand zu nichts verbindlich machen,
erklärte sich aber bereit, seiner Zeit Alles,
was zu Gunsten Wenzel's durchzusetzen sei«
werde, zu ratificiren. Als die utraquistischen
Stände. die ihrem Genossen nicht trauten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon