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rischen Landtag nach Preßburg, um die
Abgeordneten der katholischen Gespan-
schuften im Namen deS Königs von ihrem
hartnackigen Widerstände gegen einige
den Protestanten zu gewährende Puncte
abzumahnen, welche Sendung jedoch
erfolglos blieb. Am 24. Juni 4723
wurde er zum Oberstkanzler in Böhmen
ernannt; leitete als solcher die Voiberei»
tungen zur bevorstehenden Krönung deS
Kaisers Kar l VI. und semer Gemalin,
erhielt bei dieser Gelegenheit das goldene
Vließ und wohnte dann auch der Krö-
nung bei. Nach Starhemberg's Tode
1726 sandte ihn der Kaiser an den
churpfalzischen Hof. 1729 als königlichen
Kommissär zu dem noch immer versam»
melten Landtage nach Preßburg, auf
dem die Protestanten, der Bedrückungen
endlich müde, ihre Beschwerden einge»
bracht hatten; aber auch dießmal war
der Graf nicht so glücklich, einen Erfolg
zu erzielen, er kehrte also noch zu Ende
des Jahres nach Wien zurück, wo die
Verhandlungen über die alienirten Kam«
mer> und Tafelgüter und die Landtags«
Protokolle seine Thätigkeit in Anspruch
nahmen. Unter seiner Leitung wurden
auch die im Jahre 1366 zwischen der
Krone Böhmens und dem Bischof von
Würzburg aufgerichtete Erbverbrüderung,
sowie die ^udieia ä^is^ata in Böhmen.
Mahren und Schlesien, denen alle Salz.,
Mauth., Zoll«, Tabak» und Tranksteuer
und Contreband zugewiesen war, er>
neuert. Bereits seit längerer Zeit so
leidend, daß er anhaltender geistiger Be«
schäftigung entsagen mußte, zog er sich
am 3. Jänner 1736 in's Privatleben
zurück, welches er nur mehr wenige Jahre
genoß, da er schon 474i, 63 Jahre alt,
starb. Graf Franz Ferdinand hatte,
da er einer der jüngeren Söhne Wenzel
Norbert's und mit Uebergehung zweier
v. Wurzbach, biogr. Lexikon. XI. älterer von seinem Vater zum Majorats-
herrn bestimmt worden war, von Seite
derselben manche Anfeindungen zu über«
stehen und konnte nur unter kaiserlichem
Schutze nach seines Vaters Tode daS
Majorat antreten. In einer zweimaligen
Ehe, zuerst mit Mar ia Theresia
Freiin von Fünfkirchen, dann mit
Mar ia Augustina Gräsin Palffy,
wurde er Gründer der noch heute blühen«
den Grafenlinie, aus welcher eine Reihe
der tapfersten um das Vaterland hoch»
verdienten Krieger entsprang. Gleich zwei
seiner Söhne, Franz Joseph ss. d. Folg.^,
der berühmte Oberdirector der Wiener«
Neustädter Akademie, und Joseph
>5 d. S. 29H, Maria Theresien-Ordens-
ritter, eröffneten den Reigen.
Bei den abweichenden Angaben der Geburt
und des Todes des Grafen Franz Ferdi-
nand K. ist es schwer, die Daten festzusetzen;
nach Folkmann und Wißgr i l l ist er am
1. Jänner l 6?8, nach der „NouveUo ZioFi-axnis
3^n«ral6" am 1. Jänner 1668 geboren; nach
Folkmann ist er an Zwei verschiedenen
Tagen. (im Texte der Schrift S. 54) am
12. September 1741. (auf der Tafel) am
22. Sept. 1741 gestorben; N ißgr i l l (V, 136)
gibt den 13. September 174l als seinen To»
destag an. — Folkmann «Joseph Erwin),
Die gefürstete Linie des uralten und edlen
Geschlechtes Kinsky' Ein geschichtlicher Ver,
such (Prag 1861. Karl Andr6 . Ler. 8".)
S. 51, 32 u. f. — WiHgri l l (Franz Karl),
Schauplatz des lcmdsässigen Nieder« Oester»
reichischen Adels uom Herren» und Ritter-
Stande (Wien. 4«.) Bd. V, S. 135. —
OesterreichischeNational'Encyklopä»
die uon Gräfferund Czikann (Wien 1833,
8«.) Bd. I I I , S. 199. — NauvßNs Via-
^ii-iniu v iäo t 5röi-62 Laus la. äii-ection äs
HI. 1s Oi-. ll c. e lor (?ariä 1850 et 3., d".)
loine XXVII , 1». 760. — Porträt. Unter-
schrift: Herr Franh Ferdinand des Heili. !
Römischen Reichs Graf Kinsky j Königs
böhmischer Vice Cantzlar > und hinterlassener
Kaiserlicher > Cämerer lvie auch zur Kaiser-
lichen I Wahl hochuerordnetrr Gesandte. I ^ 5 .
2. UoutaisLre 5c (tl. Fol.).
4. Jänner 1864.) 19
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon