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dieser Skizze seiner amtlichen Laufbahn
kehren wir zu K., dem Jünger der Ton-
kunst, zurück, und diese Eigenschaft ist es
vornehmlich, die ihm eine Stelle in die-
sem Lexikon sichert. I n früher Jugend
schon zeigte K. ein ausgesprochenes Ta-
lent für die Musik; ohne Lehrer bildete
er sich durch eigenen Fleiß und beharr-
liches Studium fort; so spielte er, ohne
die Noten zu kennen, als Autodidact die
Orgel in der Kirche seines Geburtsortes,
später in der Gymnasialkirche zu Frei»
berg. Die Volksmelodien, insbesondere
die kirchlichen, an denen das mährische
Landvolk, wie überhaupt die slavischen
Volksstämme, so reich ist. bildeten die
Grundlage seiner damaligen kirchlichen
Improvisationen. Später als er nach
Olmütz kam, fiel auf ihn die Wahl als
Organisten dei dem akademischen Gottes»
dienste. Die Bekanntschaft mit dem talent-
begabten Tonsetzer A. Emil T i t l , welche
bald in Freundschaft überging, förderte
K. wesentlich in seinen Bestrebungen, bis
er sich wieder selbst überlassen blieb,
nachdem T i t l nach Prag übersiedelt
war. Nun aber trieb er fleißig das Stu«
dium der Generalbaßlehre, in welcher das
Werkchen vonFörster und ein Handbuch
der Harmonielehre seine ersten Wegweiser
waren. Um diese Zeit versuchte er sich
auch zum ersten Male in der Compo«
sition und schrieb ein „Gradnale kür vier
Singstinimm mit Grgelbegleitung", welches
in der Kirche zu St. Michael in Olmütz
allgemeine Anerkennung fand. Eine
reichere Ernte an Kunstgenüssen und
lockende Ergebnisse für seinen Kunstsinn
stellten fich ihm in Aussicht, als er im
Herbste 1834 die Residenz betrat, welche
seine zweite Heimat geworden. I n der
That hatte er sich auch nach einer Seite
hin nicht getauscht; der Vortrag mehrerer
Lieder in einem Privathause hatte die Aufmerksamkeit jenes schon erwähnten
Musikfreundes erregt, dem K. seine glück»
liche dienstliche Laufbahn verdankt. I n
seinem Berufe blieb ihm noch immer
einige Muße; diese widmete er künstleri.
schen Arbeiten auf dem Felde der Ton-
kunst, und auf diesem namentlich dem
Gesänge, dem er nach der theoretischen
und praktischen Seite seine ganze Auf.
merksamkeit schenkte. Ein AuSstuß dieses
Strebens war die Gründung der ersten
Liedertafel in Wien. welche K. im
Jahre 1837 in's Leben rief, und welche,
wie Schumacher treffend bemerkt, „die
erste Taube mit dem Oelzweige war, die
in Wien das grüne Land musikalischer
Geselligung entdeckte". Nach etwa fünf.
jähriger Wirksamkeit. 1837-1842. be-
schloß die Liedertafel ihre Wirksamkeit
und im Jahre 1843 entstand der „Wiener
Mannergesangverein". Kloßens Be-
mühungen für den Volksgesang und
zunächst für den religiösen, wie für das
Orgelspiel, waren Ursache, daß er im
Jahre 1839 von einigen Kunstfreunden
mit der Aufgabe betraut wurde, Statuten
für einen Verein zur Förderung echter
Kirchenmusik, insbesondere durch Bildung
der Schulpraparanden von St. Anna in
Wien, zu entwerfen. K. löste diese Auf«
gäbe, der Verein trat 1841 in'S Leben;
K., zu dessen Ehrenmitglieds erwählt,
wurde dessen Actuar und Secretär, und
der Verein hob sich von Jahr zu Jahr.
Aber diese praktische Richtung, die Kir>
chenmusik zu fördern, erschien K. nicht
hinreichend; die Zöglinge, die von dem«
selben ausgebildet wurden, mußten, sollte
dieser Zweck erreicht werden, über das
ästhetische und geschichtliche Element der
kirchlichen Tonkunst belehrt werden, und
auS diesem Anlasse schrieb K. daS Werk«
chen: „Allgemeine Ailchrnnimiklelire in Vor-
trägen tnr Präparnnden des pädagogischen Wehr-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Klácel-Korzistka, Volume 12
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Klácel-Korzistka
- Volume
- 12
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 528
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon