Page - 14 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Kosarek-Lagkner, Volume 13
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Kossuth kossuth
Alle Mahnungen zur Mäßigung blieben
fruchtlos. Kossuth benutzte das Tem-
porisiren, zu welchem er durch die Ver-
hältnifse genöthigt wurde, nur um das
Land in Vertheidigungszustand zu setzen,
und als die am 6. September nach Wien
abgeschickte Deputation von 120 Volks-
Vertretern am folgenden Tage unverrich-
teter Dinge nach Pesth zurückkehrte, folg.
ten sich die verhängnisvollen Ereignisse
rasch aufeinander. Am 9. September
überschritt Ie l las iä mit einem Heere
von 18.000 regulären Truppen die Dräu
und betrat den ungarischen Boden, um
sich den Nugarn, die den Kampf hervor-
gerufen und vorbereitet hatten, entgegen-
zustellen; am 28. September fand der
gräßliche Abgesandtenmord des Grafen
Lamberg Statt. (Il i Bezug auf die
kriegerischen Ereignisse dieser Periode
wird auf die Lebensstilen von Haynau
sBd.VIII, S. 134), Ie l laöio Md.X,
S. 140^j, welche dieses Lexikon bereits
gebracht, und auf die in den spateren
Bänden mitzutheilenden von Welden,
Windischgratz. Scdlik, wie auf
jene der Insurgentenführer Bem sBd. I,
Görgey sBd. V, S. 237^, Klapka
sBd. XI I , S. 6), Kmety sBd. XII ,
S. 13 l^ u. A. gewiesen. Hier handelt
es sich um Kossuth.) Ie l laö iö ,
der „freche Eindringling" , wie ihn
Kossuth nannte, mußte mit den Was-
fen zurückgewiesen werden. Aufrufe über
Aufrufe schleuderte Kossuth in die
Massen, fie zu dem von ihm als hei-
lig bezeichneten Aufstande aufstachelnd.
Die nationale ungarische Armee sam>
melte sich um Preßburg, um unter
Moga's Oberbefehl ihren Feldzug zu
beginnen. Als die Sachen nicht vorwärts
kamen, begab sich Kossuth selbst nach
Preßburg, um nichts gerngeres als den Marsch der ungarischen Armee nach Wien
in die Scene zu setzen, worüberdieOfsiciere
sich unheimlich zu fühlen begannen. Die
Schlacht bei Schwechat (30. October)
war die erste blutige That der ungarischen
Revolutionsarmee und das in derselben
vergossene Blut fällt nur dem Agitator
zur Last. Nach dieser Schlacht siel Kos-
suth'ä Auge auf Görgey. den er aus.
ersehen hatte, fortan die ungarische Re«
volutionsarmee zu führen, und der an
einem Tage, des Morgens noch Major,
am Abende General 6n oksk der oberen
ungarischen Donau>Armee wurde. Kos>
suth aber kehrte nach Pesth zurück. Als
durch den weiteren Verlauf des Krieges
— die Kaiserlichen hatten bei Babolna
und Mor gösiegt und Pesth kam in
Gefahr, eingeschloffen und genommen
zu werden, was später auch geschah —
das ungarische Repräsentantenhaus und
die revolutionäre Negierung nach Debre»
czin zu übersiedeln gezwungen waren,
war es ausschließlich K., welcher die
Fortschaffung der Effecten anordnete und
überwachte. Zugleich entwickelte er eine
maßlose Thätigkeit, um alle VermittlungS«
versuche der gemäßigten Partei zu ver»
eiteln, und seine längst beschlossene Ab»
ficht, die Unabhängigkeitserkläruug Un>
garns in Scene zu setzen. Thatsächlich
brachte er am 44. April 1849 unerwar»
tet in der Versammlung seinen Antrag
ein, mit welchem er noch jenen der
Entsetzung der habsburgischen Dynastie
verband, welche beide schon am fol«
genden Tage, am 13. April, zum Be»
schlufse erhoben wurden. Eine 10 Tage
früher auS Gödölö vom 4. April datirte
Proclamation, in welcher er das Land-
volk auffordert, die Treue gegen König
Ferdinand zu bewahren, stellt sich
somit nur als eine Spiegelfechterei her»
aus. Die Verfaffungsfrage ließ er vor
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Volume 13
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Kosarek-Lagkner
- Volume
- 13
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon