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Kotler 39 Kotler
bildung zu vernachlässigen. Durch Ver«
Mittelung seines Onkels Anton Marek,
Dechants von Libunsk, wurde er auf
das Gymnasium nach Leitmeritz geschickt;
die Philosophie hörte er aber zu Prag.
AlS jedoch unliebsame Vorgange ihn
im Fortgange seiner Studien hemmten,
entwarf er verschiedene Pläne für sein
Fortkommen; so führte er die Leitung
einer Dilettantenbuhne; begann dann ein
kleines Auswechselungsgeschäft, indem er
für die Reichenberger Kaufleute preuß.
Thaler besorgte u. dgl. m-, bis ihn 1829
sein zweiter Onkel Franz Marek, der
eben wieder eine Reise nach Rußland, wo
er den Handel mit Edelsteinen betrieb,
antrat, zu sich rief und mitnahm. Nach
Jahresfrist kehrten beide wieder in die
Heimat zurück. Michael hatte ein ge<
naues Tagebuch der Reise geführt; dieses
aber wurde ihm in Turnau und wahr»
scheinlich von Jemanden gestohlen, der
aus demselben über den Handel mit
Edelsteinen in Rußland Aufschlüsse zu
erhalten hoffte. Da diese Reise keinen
Gewinn eingebracht, verband sich K. mit
Vincenz Ver ich zu einer anderen Fahrt,
und schlug die Richtung über Deutschland,
die Ostsee nach Petersburg ein, von wo
er Moskau und viele andere Städte
Rußlands besuchte. Für das gewonnene
Geld kaufte er Waaren, vornehmlich Felle
Astrachan'scher Schafe; die Rückreise trat
er über die Türkei an, änderte jedoch
wegen des Krieges, den diese mit Mehe>
med Al i führte, bei Odessa den Reise-
plan und kehrte über Lemberg und Leipzig
zurück. Seit 1833 unternahm er jährlich
eine Reise. Als die Kaiserin Alexandra
F e o d o r o w n a bei ihrem Besuche in
Wien viel Geschmeide auS böhmischen
Granaten für ihre Hofdamen kaufte und
diese auf den Bällen mit diesem Schmucke
erschienen, wurde diese Art Geschmeide in Petersburg Mode und so stark gesucht,
daß nicht genug davon herbeigeschafft
werden konnte. Diesen Umstand benutzte
K. und bestellte davon sofort eine so
große Menge, daß die Steinschneider und
Goldarbeiter von Turnau, welches der
Mittelpunct dieser Industrie ist, nicht aus«
reichten, um die Bestellung auszuführen.
Diesen Handel betrieb er mit großem
Erfolge bis zum Jahre 1841, in welchem
er seine Reise nach Sibirien antrat, wo
er mit dem Russen Permikin bekannt
wurde, und mit ihm wegen Aufsuchung
der zerstreuten sibirischen Goldgruben
sich verband. Von dieser Reise kehrte K.
im Jahre 1842 zurück; die Erlebnisse
derselben hatte er aber im „öasoxis
ösäksko Museum« 1842/43 mitgetheilt.
Im Jahre 1848 befand sich K. in Prag,
war Mitglied der Svornost und seine
Wirksamkeit bei derselben trug ihm eine
inehrwochentliche Haft ein. Nun kehrte
er nach Turnau zurück und verlegte sich
ganz auf die Landwirthschaft, zu deren
Hebung er mancherlei Versuche vornahm,
und sich dabei namentlich um die Ver-
beffemng des Pfluges — nach ihm der
Kotler'sche Pflug benannt — verdient
machte. Auch ließ er sich die Förderung
der nationalen Tendenzen, wie z. B. die
Hebung deS Vereins der slavischen Linde
(slovÄNLka Uxk) sehr angelegen sein.
In den letzten Jahren beschäftigte er sich
mit der Aufzeichnung seiner Erlebnisse.
Zu gleicher Zeit aber schwächte sich die
Sehkraft seiner Augen so sehr, daß er
längere Zeit Gefahr lief, zu erblinden.
i kouvsi-sköni, d. i. Kleines Taschen'Conver»
sations'Lexikon (Prag iL3ti und tsSI. 42<>.)
Theil I I , S. 289. — slo^vuik Qauöu?.
keäaktor Dr. I^rant. I.aä. kieser, d. i.
Conversations'Lexikon. Redigirt von Dr. Franz
Lad. Rieger (Prag l839. Kober, Ler. s<>.)
Bd. IV, S. 869.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Volume 13
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Kosarek-Lagkner
- Volume
- 13
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon