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sehen K.'s Antwort in Hofkreisen erregte,
begreift sich leicht; der Kaiser selbst ward
über solche Manier unwillig und mit
Einem schlug der Wind, der früher für ihn
blies, um und wehte immer stürmischer.
Nur Prinz Eugen, den K. um jene
Zeit eben malte, gab dem Künstler Recht;
hatte er doch selbst die Wetterwendigkeit
der Hofgunst erfahren. K.'s Beliebtheit
in Wien hatte ihm unter seinen Colle»
gen eine Menge Neider auf den Hals
geladen; aber so lange K. bei Hofe
in solchem Ansehen stand, wie erzählt
worden, war nichts gegen ihn auszu-
richten. Jetzt aber, als seine Antwort
auf die kaiserliche Gnade ruchbar
wurde, verstand es einer von seinen
Collegen, der langst darüber nachsann,
ihn aus Wien fortzubringen, die Sache
auszubeuten. Die Religion sollte als
Mittel zum Zwecke dienen. Er stellte K.
vor, daß er, da er sein Weib im Luther»
thume unterrichtet, sich gröblich gegen die
katholische Kirche vergangen habe, und
daß die Inquisition nur auf den Augen-
blick laure, sich seiner und feiner Familie
zu bemächtigen. So freimüthig K. im
Ganzen war, eben so furchtsam war er.
Von nun war sein Gedanke nur darauf
gerichtet, Wien zu verlassen, und da er
in Nürnberg einen Freund, den Maler
Georg Blendinger wußte, beschloß er,
nach Nürnberg zu übersiedeln, wo er
Blendingern Auftrag gab, AlleS
für ihn in gehörigen Stand zu setzen.
So war K., den zu behelligen keinem
Menscken in Wien eingefallen war, mit
einem Male, ehe man in Wien davon
eine Ahnung besaß. nachdem er Frau
und Kind vorausgeschickt, nach Nürn«
berg übersiedelt, in Wien dem triurn-
phirenden Nebenbuhler das Feld über«
lassend. Kaum in Nürnberg angelangt,
ging es ihm wie in Wien, Alles wollte von ihm gemalt sein; der Churfürst von
Mainz, der Herzog von Gotha, der
Markgraf von Anspach, der Bischof von
Würzburg beriefen ihn an ihren Hof.
Nachdem er sie gemalt, machten sie ihm
Anträge, an ihrem Hofe zu bleiben; K.
lehnte sie ab und that dasselbe, als ihn
der König von England nach London
berief, und später die Konigin von Däne»
mark ein gleiches that; diese letzte Einla-
düng lehnte er aber Alters halber ab. K.
lebte in Nürnberg und dort verlor er im
Jahre 1733 seinen siebzehnjährigen Sohn,
dessen Verlust ihn zu tief erschütterte.
Neuen Kummer bereitete ihm seine pflicht-
vergessene Frau, die mit dem Lehrer seines
Sohnes, M. Ephraim Schlickeisen,
ein Verhältniß angesponnen. Als K. nach
dem Tode des Sohnes den Lehrer seines
Dienstes entließ, wußte das ränkevolle
Weib , das sich überdieß durch das von
ihm verfaßte Testament verkürzt glaubte,
den bereits alternden und rath losen Kunst«
ler so einzuschüchtern, daß er das Testa«
ment änderte und den Lehrer zurück be»
rief. So hatte er die letzten Jahre seines
Lebens ziemlich kummervoll verlebt und
starb nach schwerer Krankheit im Alter
von 73 Jahren. Die Geistlichkeit ver.
weigerte ihm aus kirchlichen Gründen,
weil sie ihm Unchristlichkeit, unterlassenen
Kirchenbesuch u. dgl. m. vorwarf, das Lei«
chenbegängniß und es wurde sein Sarg
einfach in eine Kutsche gehoben und ohne
Sang und Klang auf dem Johannes«
kirchhofe an der Seite seines Sohnes
eingescharrt. I n seinem Testamente gab
jedoch K. deutliche Beweise seiner christ.
lichen Gesinnung; an die verschiedenen
Armenhäuser Nürnbergs verschrieb er
kleine Legate; 600 st. bestimmte er, daß
sie der Pfarrer von St. Aegidi unter
christliche und bedürftige fromme Arme
vertheile; ferner bedachte er die Salz«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Volume 13
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Kosarek-Lagkner
- Volume
- 13
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon