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Kyfelak.
welcher Stelle er auch bis zu seinem
Tode verblieb. Weder seine schlichte amt«
liche Laufbahn, noch seine Geschicklichkeit
im Drechseln, daS er bereits als Student
zu üben begonnen und vortrefflich erlernt
hatte, noch seine schriftstellerischen Proben
räumen ihm einen Platz in diesem Werke
ein. Als ein rüstiger Fußgeher unter»
nahm er im Jahre 1823 eine ausgedehnte
Fußreife, welche er in dem Werke: „Stch-
M einer FnZsreise durch Oesterreich, Steiermark,
Uärnthen, Salzburg, Nerchtesgaden, Tirol und
Bayern nach Wien, nrbzt einer ramantisch-siitra»'
resken Darstellung mehrerer Ritterburgen nnö
ihrer IMssagen, Gebirgsgegenden und Gis-
glatscher, auk dieZrr Wanderung unternommen
im Jahre 1325", 2 Bde. (Wien 1829, Ant.
Pichler, 8"., mit K. K.) ausführlich
beschrieben hat. Dieses Werk, ohne eigent-
lich wissenschaftlichen Werth, besitzt doch
den nicht zu unterschätzenden der Wahr-
heit; denn der Wanderer erzählt darin nur
daS, was er selbst gesehen, sozusagen mit
seinen eigenen Füßen erprobt hat. Der Cul>
turhistoriker wird auch noch einigeAuSbeute
darin machen. Doch, wie oben bemerkt,
alles dieß wäre nicht im Stande gewesen,
seinem Namen jene Verbreitung zu geben,
die er in der That befitzt, ihn zu einer
Zeit, da noch Viele lebten, die ihn ge>
kannt, mit ihm befreundet waren, zu einer
eigenthümlichen, ja märchenhaften Gestalt
zu machen, an der sich ebenso die Poesie
der Sage, wie der Witz und Humor des
Volkes erprobt haben. Schon besitzt die
deutsche Nation eine jener wunderlichen
poetischen Gestalten, welche durch die
unvergleichlich gelungene Darstellung des
Dichters zu einer stehenden Volkssigur
geworden, nämlich Peter Schlemihl.
der Mann ohne Schatten, den Cha»
misso verewigt hat. Das vollendete
Gegenbild zuSchlemihl i f tKyselak,
der noch seines Chamisso harrt. Es ist hier nicht der Ort, an die weitere AuS<
führung dieses Gedankens zu gehen, der
den heimischen Poeten überlassen bleiben
möge. Herausgeber hat es an nichts
fehlen lassen, um über diesen merk-
würdigen Sonderling, dessen hervor-
stechendste Eigenthümlichkeit es war,
überall seinen Namen aufzuzeichnen,
zuverlässige Erkundigungen einzuziehen.
Das Ergebniß seiner Nachforschungen
^vergl. die Quellens ist die Skizze, welche
dem Leser hier geboten wird. Es ist eine
Thatsache, daß sich der Name Kysela k
in den Bergen Tirols, Steiermarks,
Salzburgs, in den Karpathen Ungarns
und Siebenbürgens, oft in Höhlen und
auf fast unzugänglichen Stellen, wie Fels«
platten, Thalwänden, Grotten u. dgl. m.
vorfinde, und eS ist auch wahr, daß diese
Inschriften — wenigstens zu ihrem groß»
ten Theile — von ihm selbst herrühren.
Es wurde von einer Seite mir mitge«
theilt, diese Manie K.'s, überall seinen
Namen aufzuschreiben, habe in einer
unglücklichen Liebe ihren Grund gehabt,
indem er sich an seiner Geliebten dadurch
rächen gewollt, daß sie, wo sie immer hin»
kam und es am wenigsten vermuthete, an
ihn, durch Erblickung seiner Inschrift
oder durch Nennung seines Namens von
Anderen, erinnert werden sollte. Wahr-
scheinlicher aber ist und wird auch durch
seinen noch lebenden Vetter, den Herrn
Criminalrath Franz Kyselak, bestätigt,
K. habe einmal in einem geselligen Kreise,
in welchem von Ruhm, ewigem Nach«
rühm und Unsterblichkeit die Rede war,
die ihm angebotene Wette angenommen,
seinen Namen durch das Gebiet der
österreichischen Monarchie bekannt zu
machen, ohne jedoch dieß zu thun, indem
er ein ungeheures Verbrechen begehe,
oder eine neue Art des Selbstmordes
anwende. Kyselak verlangte drei Jahre
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Volume 13
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Kosarek-Lagkner
- Volume
- 13
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon