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Lamberg
in Pefth an. Nach einer Unterredung
mit dem General Hrabowski , die
resultatlos geblieben, stieg der Graf in
einen Fiaker, der ihn über die Pefth-
Ofner Schiffbrücke nach Pesth zum
Redoutengebäude führen sollte. Der
Pöbel war von des Grafen Ankunft
bereits unterrichtet. Mitten auf derBrücke
wurde der Wagen von den Banditen
angehalten, der Graf aus demselben
gerissen und unter entsetzlichen Streichen
qualvoll ermordet. Ein gewisser Georg
Kolosy und ein meineidiger Soldat
des 34. Infanterie-Regiments König von
Preußen werden als diejenigen bezeich'
net, welche die ersten Streiche auf den
unglücklichen, durch das Völkerrecht
geheiligten Abgesandten geführt haben.
Der verstümmelte Körper wurde auf
Sensen aufgespießt, im Triumphe auf
das Invalidenhaus getragen und später
bei den ??. Servilen im Stillen bei-
gesetzt. Der Pöbel riß sich um die blu»
tigen Stücke seines Hemdes. Wie der
Pöbel auf diese ruchlose That förmlich
einerercirt war, erhellet aus der That«
fache, daß Kolosy, des gräßlichen
Mordes sich rühmend, triumphirend
durch die Straßen von Pesth zog und
von Zeit zu Zeit daS blutige Schwert
erhebend, rief: hier sei das Schwert zu
sehen, mit welchem Lamberg gerichtet
worden l!l Und obwohl alle Welt auf
diese Weise den Mörder kennen lernte,
blieb dieser nicht nur unbehelligt, sondern
wurde sogar unter d.ie Honväd aufge»
nommen und — es ist unglaublich, aber
wahr — rasch zum Officier befördert.
Erst zwei Jahre später, nachdem die
Revolution gebändigt war, ereilte den
Mörder die rächende Nemesis, denn am
23. November 1850 wurde Kolosy
durch den Strang hingerichtet. Der von
Ios. Hir tenfeld redigirte „Soldaten. freund" berichtet in seiner „Ehrenhalle
XVII I " (1830, Nr. 135). daß „der
Wagen, in dem der Graf fuhr, von einer
Notte revolutionärer Banditen, einen
Wiener Legionär an der Spitze, ange«
halten wurde". Die spätere Untersuchung
meldet nichts von einem Wiener Legio»
nar. Der edle Graf schien, als er dem
Befehle seines Kaisers gehorchend, die
Anstalten zur Abreise nach Pesth traf,
eine Vorahnung seines nahen Todes
gehabt zu haben, denn bei seiner letzten
Unterredung mit dem gleichfalls so ent>
setzlich hingemordeten Grafen Bal l tet-
Latour sollen die scheidenden Waffen»
gefährten die verhängnißvollen Worte
ausgesprochen haben: „Wer weiß, ob
wir uns wiedersehen". Der Graf 3am»
berg war seit 4848 zweiter Inhaber
des 4. Huszaren'Regiments, damals
Alexander Cesarewitsch. Graf Franz
Phi l ipp war nicht nur ein braver,
sondern auch ein gebildeter Soldat.
Selbst die oppositionelle Partei hatte
auf ihn ihr Augenmerk geworfen und
Ludwig Graf Bat thyany ihm einen
Ministerposten und die Commandant»
schaft in Ofen zugedacht. Einige Zeit
verlautete es auch, er soll zum Ban
von Croatien ernannt werden. Vor dem
Jahre 1848 soll der Graf ein fleißiger
Mitarbeiter des von Orosz heraus»
gegebenen Journals „Nirnök." gewesen
sein und als Seitenstück zu deffen Bro«
schüre: „^sria inaoFnitH" 5 ^ zweite:
„NöF OFF terra. inooZintk", d. i. Auch
eine unbekannte Gegend (womit die
übrigen österreichischen Lander gemeint
sind), geschrieben haben. Der GrafF ranz
Phi l ipp war (seit 19. April 1828)
mit Karol ina Grasin Hoyos (geb.
3. Mai 1811) vermalt und stammen
aus dieser Ehe sieben Kinder, drei
Söhne und vier Töchter. Franz Eme>
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Volume 14
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Laicharding-Lenzi
- Volume
- 14
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 550
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon