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Lanna Lanna
Fahrt und lange war nichts von ihm,
oder, was die Eltern sehr besorgt machte,
wenig Tröstliches, wie von verunglückten
Speculationen, einer Flucht nach Amerika
u. dgl. m. zu hören. Schon hatte die
Mutter in ihrer Herzensangst eine Wall«
fahrt nach Maria«Zell unternommen und
als sie von derselben zurückkehrte, ihren
Sohn frisch und gesund daheim gefunden.
Der Erfolg dieses ersten Ausflugs war ein
über alle Erwartung günstiger gewesen.
Nicht nur hatte L. Etwas gesehen und
Vieles erfahren, sondern sich im Interesse
seiner Sache nach allen Seiten umgethan
und einen ununterbrochenen gewinnreichen
Holzhandel nach Deutschland, besonders
nach Hamburg angeknüpft. Bald wurde
nun 3. k. k. Schiffmeister in Bndweis,
begründete außer dem Handel mit Holz
auch noch den Erporthandel mit anderen
in Böhmen leicht zu erwerbenden und im
Auslande gesuchten Artikeln, u. a. mit
Graphit, wovon ganze Ladungen nach
England und bis nach Amerika gingen,
so daß das Geschäft bald im hohen Grade
schwunghaft sich gestaltete. Aber 3. sah
bald ein, daß seine eigenen Mittel nicht
ausreichten, um das so günstig Vegon»
nene auf die Dauer in gleichem Schwünge
zu erhalten. Die Association sollte ihn in
den Stand setzen, seine Unternehmungen
zu fördern. Mit den mächtigen Wald-
grundherrn des südlichen Böhmens, mit
dem Fürsten Schwärzend erg , Grafen
Bucquoi , Grafen Czernin schloß 3.
unter günstigen Bedingungen Contracte
für Holzlieferungen aus deren Wäldern
aufIahre hinaus. Bei dieser großartigen
Ausdehnung des Holzgeschäftes blühte
auch der Schiffsbau, den 3. immer neben»
her betrieben hatte. Schon im Jahre
4833 konnte 3., als Kaiser Ferdinand
Budweis besuchte, achtzig seiner Schiff«
bauer in Matrosenkleidung zum festlichen Empfange des Monarchen aufstellen;
und bereits seit vielen Jahren laufen an
dreihundert Zillen jährlich vom Stapel
des Schiffgartms, von denen die meisten
in die Elbe hinübergehen und dann mit
sammt ihrer 3adung oben in Norddeutsch«
land verkauft werden. Ob dieses mäch«
ticzen Betriebes zu Waffer hieß 3. bald
im Volksmunde, wenngleich scherzweise,
doch deßhalb nicht minder treffend „Per
Admiral der Moldau". Mit dem stetigen
Aufschwünge des Hauptgeschäftes ent<
standen nack und nach kleinere Schöpfun.
gen. als: eine Brettersäge, eine Parketten-
fabrik, eine mit einem Walzwerk für
Gyps und Graphit verbundene Kunst,
mühle u. dgl. m. Diese zahlreichen Unter«
nehmungen, die zunächst auf einen raschen
Absatz der Waare angewiesen waren,
richteten L.'s Augenmerk auf eine Ver»
befferung der Verkehrswege zu Waffer
und zu Land, welche überhaupt drin»
gend noth that. So wurde auf seine
Vorstellungen von Seite der Regierung
die Regulirung der 3uznic und Nezarka
veranlaßt und ihm übertragen, er konnte
nun die Hölzer aus dem südlichen Böh.
men leichter in die Moldau überführen;
nun folgten die Regulirung der Moldau
von Hohenfurt an und jene der Elbe bis
zur sächsischen Grenze. Ebenso wurde
über seine Anregung die Kettenbrücke in
Prag gebaut und der Bau von ihm aus»
geführt. Auf diese Art trat 3. nach und
'nach aus der Sphäre des einseitigen
Gewerbetreibenden und rückte in die Reihe
des großen Industriellen hinauf, der, wäh.
rend er seine eigenen Interessen fördert,
dadurch Tausend und Tausend Arbeits«
kräfte beschäftigt, eine Menge kleinere
Industrien in's Leben ruft und so auf den
Wohlstand des Landes und seiner Bewoh»
ner mittel« und unmittelbar machtig ein«
wirkt. Der rastlose Unternehmer, dessen
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Volume 14
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Laicharding-Lenzi
- Volume
- 14
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 550
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon