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Lanner Lanner
stück und eine Schuldforderung von
4000 st., um den Bau eines Waisen«
Hauses zu ermöglichen, dessen Grundstein
am 2. Juni 1838 gelegt wurde und für
daS er die Bezahlung der sämmtlichen
dazu gehörigen Handwerker» und Tag«
löhnerarbeiten übernahm. So bietet
Lanna das Bild eines Mannes der
Neuzeit Oesterreichs, der, den Blick auf
das Praktische gerichtet, durch seine
energische Willenskraft alle Hindernisse
bewältigt, wenn es gilt, Etwas, was er
für gut erkannt, zu verwirklichen. Nicht
von dem Strome sich treiben lassend,
nimmt er vielmehr seinen eigenen Lauf
und indem er sich selbst mächtig fördert,
fördert er auch die Wohlfahrt seiner Mit«
bürger und des Gemeinwesens, denen er
beiden neue Erwerbsquellen eröffnet, oder
die schon vorhandenen wesentlich ver«
bessert. Wenn aber 3. hier ein Indu-
strieller der Neuzelt Oesterreichs genannt
wird, so geschieht dieß darum, weil, so
energisch er in der vormärzlichen Periode
thätig war, seine eigentlich großartigen
volkswirtschaftlich»industriellen Unter»
nehmungen denn doch erst in die Zeit
nach 1848 fallen.
Von Haus zu Haus. Illustrirte Blätter für
geistige Erholung und Anregung (Prag, Kober
und Markgraf. 4°.) 1860, Nr. 7, S. 80.-
„Bilder aus dem österreichischen Industrie»
leben". — Bohemia (Prager Blatt, 4<>.)
Jahrg. 1860, Nr. 130, S. 1207. — Porträt.
Ein wohlgetroffener Holzschnitt im Kober»
schen Blatte „Von Haus zu Haus", Jahrg.
1860. Nr. 7. S. 80. ohne Angabe des Zeich
ners und Xylographen.
LllNNer, Joseph (Walzer.Compo-
siteur, geb. zu Wien, nach der
Inschrift des Grabsteins in Döbling,
41. April 1800, gest. zu Döb l ing bei
Wien 14. April 1843). Scin Vater
Mart in 3. war Handschuhfabricant in
der Wiener Vorstadt St. Ulrich. Früh verrieth sich das musikalische Talent
seines Sohnes, der ohne einen eigent»
lichen Unterricht erhalten zu haben, bald
die Violine mit großer Fertigkeit spielte
und selbst die Composition aus theore«
tischen Werken ohne Anleitung studirtO
Bei dem aufstrebenden Geiste, der ihm
innewohnte, ließ er es bei diesen Selbst-
Übungen auf seinem Instrumente und
bei diesen theoretischen Studien nicht
lange bewenden. So jung er war, so
wollte er schon dirigiren, und nachdem
er einige Collegen gefunden, die gleich
ihm die Musik liebten und trieben, ver»
sammelte er dieselben um sich,'
stellte
sich
an ihre Spitze und führte mit ihnen
Quartetten oder Quintetten auf, zu wel>
chem Zwecke er die damals beliebtesten
Opernstücke, Märsche, Ouvertüren u.
dgl. m. selbst arrangirte. I n diesem
Vereine musikalischer Jünglinge befand
sich auch sein nachmaliger Rival Johann
Strauß, der bei Lanner längere Zeit
die Viola spielte. Um diese Zeit schon
begann 3. Walzer zu componiren. So
kam es, daß zu Anfang der Zwanziger
Jahre an schönen Frühlingsnachmittagen
vor Jüngl ing's Kaffeehause in der
Iägerzeile ein schmächtiger Jüngling
unter Begleitung einer Viola und Gui«
tarre sich auf der Violine hören ließ.
Bogenführung und Vortragsweise dieses
noch so jungen Violinspielers erregten
bald die Aufmerksamkeit der Vorüber«
gehenden. Der Geiger aber, nachdem er
einige Zeit gespielt, legte Bogen und
Geige nieder, ergriff einen Teller, ver»
ließ seinen Platz und sammelte bei den
im Freien sitzenden, seit seinem Spiele
mit jedem Tage sich zahlreicher emsindm»
den Kaffeehausgästen sein Honorar,
welches bei de-r Beliebtheit, der sich der
junge Musikant bald zu erfreuen hatte,
ungewöhnlich reichlich aussiel. Dieser
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Volume 14
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Laicharding-Lenzi
- Volume
- 14
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 550
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon