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Amner Lanner
licken stehenden Spielplätzen wählte, so
wurde er doch vielseitig angegangen,
namentlich zur Carnevalszeit, mit seinem
Orchester auch anderwärts Gastrollen
zu geben. Bald ergingen an den Liebling
der Wiener auch von Städten des In«
und Auslandes Einladungen, welche 3.
jedoch nur zum Theil annahm, indem er
zu Preßburg, Pesth, Brunn, Gratz mit
seinem Orchester Aufführungen veranstal.
tete. I m Jahre 4838, bei Gelegenheit
der Krönung Sr. Majestät des Kaisers
Ferdinand in Mailand, siel auf ihn
dk Wahl der Besorgung der Festmusik
bei den öffentlichen Banketten und Hof-
festen in Innsbruck, Mailand, Venedig
und Trieft. Eine lange Reihe von Iah.
ren führte 3. auch die Direciion der
Tanzmusik in den k. k. Redoutensälen,
und auf den Hofbällen leitete er abwech-
selnd mit Strauß das Orchester. Den
Einladungen in's Ausland hat 3. aus
nicht bekannten Gründen niemals Folge
geleistet. I n Anerkennung seiner mehr-
fachen Verdienste als Musiker und als
Mensch — denn gern war er jederzeit
bereit, für wohlthätige Zwecke mitzuwir«
ken — wurde er zum Kapellmeister des
zweiten Bürger.Regiments ernannt und
ihm von der Stadt Wien das Ehren
bürgerrecht verliehen; überdieß haben
ihm auch mehrere Musikvereine ihre
Diplome übersandt. Seine Composi
tionen, welche weiter unten namentlich
aufgeführt werden, erreichen die Ox
Zahl 208. Außerdem sind aber einige
nicht numerirte und mehrere Hefte aus
seinem Nachlaß ausgegeben worden, deren
aller weiter unten Erwähnung geschieht.
Außerdem hat er die Ouvertüre zu dem
Zaubermärchen „Der Preis einer Leb enS>
stunde" und eine Pantomime componirt.
Bis 0^u3 15 erschienen seine Kompost»
tionen beiDiabel l i und Comp., von bis 32 bei Tobias Hasl inger; von
33 bis 169 bei Pietro Mecherti und
von 470 bis 208 wieder bei Hasl in-
ger. Die Walzer: „Der Hexentanz",
„Die Rosenftemer", „AlmackS.Tänze",
„Victoria-Quadrille", ein „Original»
Bolero" und zwei große „Potpourris"
nebst einem reichhaltigen Skizzenbuche,
haben seinen musikalischen Nachlaß gebil»
dct. Als Mensch zeichnete sich L. durch
seltene Herzensgüte und einen biederen
gemüthlichen Charakter aus. Seine letzte
Aufführung hatte am 21. März 1843 in
Dommayer's Casino in Hietzing statt-
gefunden. Zwei Tage später befiel ihn
in Folge eincr Verkühlung das Nerven-
sieber, dem er nach dreiwöchentlichen
Leiden erlag. Sein Leichenbegängniß in
Döbling, wo er gewohnt, fand unter
einem Zusammenlaufe von mehr als
20.000 Menschen Statt. Sein College
Strauß begleitete den Conouct an der
Spitze der Bande des ersten Bürger»
Regiments. Ueber seine Kinder, von denen
zwei, August und Kathar ina, die
künstlerische Laufbahn- erwählten, ver«
gleiche Näheres in den Quellen. Auch
die Dichtung in verschiedenen Formen
hat sich Lanner's Namen zu Nutze
gemacht, er wurde mit Strauß im Ver»
ein dramatisch behandelt, und zwar in
einem oreiactigen Genrebild von Anton
Langer und, wenn Herausgeber nicht
irrt, in einem Lustspiele von Dr. Toe«
p fer; eine große Rolle spielt er auch in
E. M. Oett inger's Roman: „Slrauß
und seine Geiger", der in neuer Ausgabe
unter dem veränderten Titel: „Strauß
und seine Zeitgenossen" erschien, und in
Augsburg ist im Jahre 1846 ein komi»
sches Gedicht: „Lanner's Ankunft im
Olymp", erschienen.
I. Uebersicht der Compesitiolien Lanner's. Eine
solche Uebersicht ist ebenso des Tonsehers
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Volume 14
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Laicharding-Lenzi
- Volume
- 14
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 550
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon