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Laube Laube
sen. so aber konnten sie den alten Drang
nur steigern. Dieses Iagdbrevier Lau,
be's, dessen sich erst die neueste Zeit,
wieder erinnert hat und es wohl nichj
wieder vergessen wird, ist eine der kost.
lichsten literarischen Spenden Laube's,
Laube's Neigung, sich in die Natur
hineinzuleben und dieselbe geistig in sich
Wiederzugebären, spricht aus jeder Seite
dieses Buches. Ein Drama, ein Epos zu
schreiben, braucht man nur Poet über»
Haupt zu fein. Ein Buch wie das Jagd
brevier verlangt aber eine Liebe zur
Natur, die weit hinaus- geht über die
Fähigkeit, das Entzücken eines herrlichen
Sonnenaufganges und einer stillen Maien»
nacht zu empfinden. Und eine solche opfer>
willige, keine Gefahr scheuende Liebe zur
Natur spricht aus jeder Seite dieses
Iagdbreviers. In. keinem seiner Werke ist
Laube so ganz er selbst, als in diesem,
und Jedem, der es liest, wird es ein
reich sprudelnder Quell des Ergötzens
sein. Es ist nicht etwa eine Folge von
Abhandlungen über das eigentliche Wesen
der Jägerei; Laube erhebt sich damit
weit über den realen Jäger, indem er,
die Jagd von ihrer idealen Seite er»
fassend. Selbsterlebtes, Selbstbeobachte-
tes, mit der ganzen Warme seines über-
Haupt prächtigen, man möchte ihn am
richtigsten nennen: sinnlichen Styls, schil-
dert. Treffend bemerkte Jemand über
Laube, nachdem er das Iagdbrevier
gelesen: Laube hatte, wenn er nicht arti-
stischer Director einer Hofbühne gewor»
den wäre. Oberjägermeister an einem der
deutschen Höfe werden muffen. I n den zwei
letztgenannten Werken Laube's, in seiner
Literaturgeschichte, in der er ernste Anläufe
zu durchdringenden literarischen Studien
nehmen mußte, wenn er sie auch wegen
Kürze der Zeit nicht erschöpfen konnte,
wie in seinem eben geschilderten Jagd» brevier, zeigt sich auch schon ziemlich
deutlich der Anbeginn eines geistigen
Lauterungsprocefses, der in seinen fol'
genden Werken immer klarer und voll»
endeter zu Tage tritt. Nachdem er die
Freiheit, die er unter so bewandten
Umstanden kaum merklich vermißt haben
mochte, nominell wieder erlangt, zogen
die religiösen Wirren, die .durch die
Cölner Angelegenheit zwischen Rom und
Deutschland entstanden, die Aufmersam»
keit Laube's auf sich und in der ano«
nym 1833 herausgegebenen Broschüre
„Görres und Athanasius" gab er sozu>
sagen sein Votum. Er stellte darin das
Paradoxon auf, daß die Nachlässigkeit der
Hegel'schen Schule in Vertretung der
protestantischen Denkfreiheit und ein
Mangel an energischem Entgegenwirken
derselben gegen den in Sudoeutschland
grassirenden somnambulen Neuschellin«
gicmismus viel verschuldet habe. Auch
beschäftigte er sich in dieser Zeit mit der
Herausgabe der Werke Heinse's. Zu
Beginn des Jahres 1839 verließ er
aber mit seiner Frau Deutschland, um
längere Zeit zu reisen und nament»
lich Frankreich kennen zu lernen, wel-
ches Verlangen seit Laube's erstem
Aufenthalt in Leipzig (j,832) in ihm
lebte. Vom Mittelpuncte, Paris, aus
durchstreifte er Frankreich nach allen
Richtungen und ging auch nach Afrika
hinüber bis an den kleinen Atlas.
Dieser längere Aufenthalt Laube's in
Frankreich blieb nicht ohne bedeutenden
,nd nachhaltigen Einfluß auf seine lite-
rarische Production, sowohl was die
Wahl der Stoffe betrifft, als ihre künst-
bische Mache. Erst nahm er seine geist-
vollen Reiseschilderungen wieder auf und
beschreibt darin die parlamentarischen
Kampfe zwischen Guizot und Thiers,
ein Thema, das ihm seines publicisti- -
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Volume 14
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Laicharding-Lenzi
- Volume
- 14
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 550
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon