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Lichard 69 Lichard
versah er das erwähnte Pfarramt und
leistete einer zweiten Berufung nach Star»
nica im Jahre 4838 Folge. Von nun
an sich ganz dem Lehramte widmend,
war er nach dieser Seite auch literarisch
thätig und gab die Elemente der Algebra
und Geometrie in magyarischer Sprache
unter dem Titel: „ ^sai^sma^al s^ö'csa?'-
nok« (1842) heraus. Dieses in magya-
rischer Sprache verfaßte Lehrbuch wurde
durch die damaligen nationalen Verhalt»
nifse veranlaßt. 3., ein Slovene, von
Liebe für seine Nation und ihre Sprache,
welche beide magyarischer Seits mit schee«
len Blicken betrachtet wurden, erfüllt und
dieselbe unter seinen Schülern zu wecken
bemüht, wurde bald von seinen magya
rischen Collegen darüber zur Rede gestellt
und mußte manche dahinzielende Bemer<
kung, die ihn unangenehm berührte, sich
gefallen laffen. Dieser Umstand veranlaßte
ihn, in Zukunft seinen Lehrgegenftand in
magyarischer Sprache vorzutragen und
gab obgenanntem Lehrbuche seine Ent«
stehung. Auf diese Weise brachte er seine
Gegner zum Schweigen. AuS Gesund'
heitsrücksichten legte er im Jahre 4844
sein Lehramt nieder und folgte einem
Rufe als Pfarrer nach Skalitz. wo er
drei Jahre blieb. Aber auch diese Stelle
mußte er Kränklichkeit halber aufgeben;
die Gemeinde berief seinen jüngeren Bru-
der zum Pfarrer und 3., von nun an
ganz seinen literarischen Arbeiten lebend,
ließ sich zuvörderst in Skalitz nieder, wo
bereits eine slavische Buchdruckerei sich
befand. Er begann nun mit der Heraus»
gäbe eines großen slovenischen Kalenders,
dessen erster Jahrgang unter dem Titel:
„voinova poklaäli^H") d. i. HauSschatz-
kastlein, im Jahre 1847 erschien. Es war
dieß der erste illustrirte slavische Kalender
im Kaiserstaate. Nun bewarb sich 3. auch
um die Bewilligung zur Herausgabe eines landwirthschaftlich-technischen Wo-
chenblattes, die er nach Besiegung vieler
Schwierigkeiten erhielt und weiches unter
dem Titel: ^^sovin^ pro koLpoäarLtvo,
rsrasslo a. äomaoi ^ivot", d. i. Zeitung
für Landwirthschaft, Gewerbe und haus«
liches Leben, im Frühlinge 1843 zu er«
scheinen begann. Aber Kalender und Zei«
tung hörten mit dem Jahre 1849 auf.
(Nach Doucha's „XiMopisriF- Liovnik
össko LiovOUkck^", d. i. öechisch-slove«
nisches Bücher-Lerikon (S. 183) wären
davon fünf Jahrgänge erschienen und er
also bis 1831 herausgekommen.) Nun —
unter den veränderten politischen Ver-
Haltnissen — beschloß L. im Jahre 1849
die Herausgabe des politischen Blattes
„?020i-nik", d. i. der Beobachter. Ehe
aber noch die ersten Nummern dieses
Blattes ausgegeben wurden, veranlaßten
ihn die politischen Verhältnisse zu einer
Reise nach Wien, wo Minister Stadion
an die Herausgabe eines in Wien zu
erscheinenden Journals für die Slaven
in Ungarn dachte und die Anstalten zur
Verwirklichung dieses Gedanken treffen
ließ. Nach Stadion'S Erkrankung nahm
Minister Bach diesen Gedanken auf, und
so traten die slovenskö NovinF- unter
Lichard's und Dr. Radlinsky'S Re-
daction mit dem 10. Juli 1849. an
welchem die erste Nummer erschien, in's
Leben. Während die Collegen Lichard's
wechselten und auf Radlinsky der
eistliche Ionas Zaborsk^ und auf
diesen (1833) Dr. Hermenegild I ireöek
folgte, blieb 3. dreizehn Jahre mit der
Leitung dieses Blattes betraut und trat
erst im Jahre 1861 aus Gesundheits-
rücksichten von derselben zurück. Bald
darauf. Ende 1861. hörte das Blatt
zu erscheinen auf. 3. kehrte nun nach
Skalitz zurück, unternahm von Neuem
die Herausgabe des Kalenders
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon