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Lippich 234 Lippich
Zeit in der medicinischen Wissenschaft,
schreibt Dr. Sel ig mann, drängte zur
ausschließlich physikalischen Anschauungs«
weise, zur speciellen exclufiven Richtung.
Lippich war Synthetiker im weitesten
Sinne des Wortes. I n dem ungeheuren
Bereiche seines WiffenS suchte dieser rast«
lose Geist nach Gesetzen für Alles, nach
Regeln auch fur daS regellos Phanta«
stische. nach Bestimmungen für daS Un-
bestimmbare. Es genügte ihm nicht das
Wissen allein, ihm war die Krankheit
nicht ein latenter Tod. der Kranke nicht
bloß ein ungeöffneter Körper, der Kör«
per nicht daS allein Vorhandene, ihn
trieb es unwiderstehlich zu helfen, zu
helfen nicht nur aus allen, sondern auch
mit allen Kräften, seien es auch noch so
problematische Kräfte. Daher seine Nei-
gung zum animalischen Magnetismus,
darum wollte er. wie er sich ausdrückte,
»das Auflassen aller Schranken des ärzt»
lichen Wirkens, das Gestatten jener
phantastischen Methode. Aber an der
überhaupt höchst problematischen Ver«
wirkllchung dieser Idee hinderte ihn der
Tod durch eine, seit Jahren den Organis«
mus unterwühlende schleichende Krank«
heit herbeigeführt. 3. starb im schönsten
ManneSalter von 46 Jahren. „Es war
ein kurzes Dasein, aber reich an Güte
und arm an Gütern", heißt es in seinem,
Nachmf. Die Elemente seines Ursprungs z
vereinten sich in seinem Innern zur
üppigsten Entfaltung; der künstlerische
Sinn des Südländers und dessen
Trieb zur eracten mathematischen For«
schung, mit der beweglichen Phantasie
deS Slaven und deffen hohen Sprach»
gewandtheit, mit dem philosophischen
Geiste und der religiösen, ja mystischen
Richtung des Deutschen. Sein äußeres
Leben war still, in sich gekehrt, wie seine
äußere Erscheinung. Ein Werk: „Die biomagnetische Heilmethode m ihren
naturgesetzlich sich entwickelnden Grund«
zügen und in ihren naturrechtlich sich ge-
staltenden Verhältnissen", hat sich in sei«
nem Nachlasse vorgefunden. Das von
seiner Schwester Therese j^ s. d. Folg.^
gemalte Bildniß des zu früh Hingeschie«
denen wurde am 13. April 1889 im
klinischen Hörsaale des k. k. allgemeinen
Krankenhauses zu Wien feierlich aufge<
stellt und bekränzt, und bei dieser Gele«
genheit von Dr. Romeo Sel ig mann
in einer begeisterten Gedächtnißrede der
wissenschaftlichen und humanistischen Ver«
dienste des Todten gedacht.
Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1830, in
einem der Feuilletons des Monats April ist
der Vortraa abgedruckt, den Dr. Romeo S e-
l igmann hielt, als Lippich's Bild im kli»
nischen Hörsaale des k. k. allgemeinen Kran»
kenhausts zu Wien feierlich enthüllt wurde. —
Meyer (I.), Das große Conversations.Lexi-
kon für die gebildeten Stände (Hildburgbau»
sen, Nibliogr. Institut, gr. 8<>.) Bd. XIX,
Abtheilung 2. S. 5l7. — Hirschel (Bern.
hard Dr.), Compendium der Geschichte der
Medicin von den Urzeiten bis auf die Gegen»
wart, mit besonderer Berücksichtigung der
Neuzeit und der Wiener Schule (Wien 1862,
W. Braumüller, gr. 8«>.) S. 499. — Noch ist
eines anderen Ungarn desselben Namens, des
Johann Georg Lippich, oder wie er auch
geschrieben wird, Lippisch, zu gedenken.
Geboren zu Bartfeld zu Anfang des <8. Jahr«
Hunderts, studirte er in Thorn und Jena und
gab eine für die Literaturgeschichte Ungarns
noch heute schätzbare Schrift unter dem Titel:
„^doruuwni 2uuF2.rolliN littelis üoüito-
rum, nilcter" (^uorn, l?33, 4".) heraus, aus
welcher erhellet, daß in Thorn 235 Ungarn und
143 Siebenbürger studirt haben. Horänni
bemerkt, daß Lippich in dieser Schüft den,
Czwit t inger trefflich ergänzt und manche
von diesem begangene Irrthümer berichtigt.
a, tridns proxiruis
. Ustk?, 8".) p. 53.
—l838,
st kroviuoialiuln serißtis eclitis notai-iu
(Visunko l776, Qosvtz, 8».) 1oru.II,e. 490.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon