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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Leon-Lomeni, Volume 15
Page - 252 -
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Page - 252 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Leon-Lomeni, Volume 15

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232 zend — wenn auch in anderer Weise — wie seinerZeit Liszt, stieg Paganin i , ein Meteor, am Musikhimmel von Paris auf. Damals der blühende, von seinen Phantasien in beseligende Begeisterung versetzte Knabe; jetzt der mysteriöse, von Sagen und Märchen noch unheimlicher, als die Erscheinung an sich war, aus« staffirle Paganini . Ganz Paris war wieder auf den Beinen, um den italieni» schen Maestro zu hören und auch Liszt fand sich ein, und die Liebe für das völlig vernachlässigte, über ein Jahr unberührt gebliebene Piano, erwachte in dem Jüng- ling von Neuem und dießmal um so mach- tiger , da es sozusagen einen Wettkampf galt: des Meisters mit dem Meister, nur daß die Instrumente, mit denen beide einen wunderbaren Zauber auf das Ge< müth des Zuhörers übten, verschieden waren. — Mitten in diese künstlerischen Studien und übrigen Neigungen, die bei seiner Jugend wechselten, und wenn sie auch keine Vertiefung seines Geistes zu- ließen, so doch seinen Gesichtskreis mächtig erweiterten, trat das Jahr 1830, dessen Revolution die gesellschaftlichen Verhalt» niffe in Paris in ihrem Wesen veränderte. Eine neue Erscheinung, aber dießmal nicbt im Bereiche der Kunst, sondern in jenem des Glaubens, nahm die Aufmerk« samkeit der Pariser in Anspruch. Der Sa in tS imon iSmus warb um An« Hänger für seine Lehre und fand täglich mehr und mehr begeisterte Jünger für dieselbe. Auch Liszt. der schon vielleicht von seiner ursprünglichen Anlage, gewiß aber durch eine die strengste Befolgung der religiösen Uebungen überwachende Erziehung seines Vaters, immer zur religiösen Schwärmerei hinneigte, auch er fand sich von der neuen Zehre, die in ihren ursprünglichen Elementen für das gläubige Gemüth eines gewissen Reizes nicht entbehrte, wenn noch nicht befrie« digt, so doch gewaltig angezogen. Und so waren es denn drei Momente, das des gesellschaftlichen Lebens, der Kunst und der Religion, die den zweiundzwanzig, jährigen Jüngling ungewöhnlich beweg- ten und in seinen Gedankenkreis bestim- mend eingriffen, oder deutlicher ausge« drückt: die Revolut ion von 1830, die er mitgelebt, deren Umschwung in den öffentlichen Dingen, in den bürgerlichen und socialen Verhaltnissen vor seinen Augen unmittelbar sich vollzog; Paga< nin i , der, wie aus einem anläßlich seines Todes von Liszt selbst verfaßten Aufsatz zu entnehmen, einen tiefen Ein« fluß auf ihn, als den Künstler, geübt, und der Sa int S imon ismus , der in seiner Glaubenswelt reformirend eingriff. So überwiegende — an gewöhnlichen Menschen spurlos vorübergehende — Einflüsse, mußten auch auf eine künst. lerische Individualität, wie jene Liszt's, bestimmend wirken. Liszt bewegte sich in den Kreisender höchsten Stände und der Intelligenz, jetzt aber weniger als aus» übender Künstler imDienste musikmachen« der Industrie, denn als unabhängiger Mann, den die Gesellschaft selbst anzog, an deren Treiben er sich selbst gern be« theiligte. Wenn er sich jetzt zum Piano setzte, so war es nicht der Künstler und Virtuose, der die eingelernten Meister» werke der Tondichtung mit mustergiltiger Fertigkeit und zum Entzücken seiner Zil» Hörer wiedergab, sondern der Dichter, dem der Flügel nur dazu diente, seine eigenen Gedanken und Ideen in Tönen auszuhauchen. I n jene Zeit schon fällt der Beginn von Liszt's freiem Phanta» siren am Piano, entweder über ein von ihm selbst erfundenes oder ihm plötzlich in'S Gedächtniß gekommenes, ihn mächtig berührendes Thema, dem er jedoch meist
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Leon-Lomeni, Volume 15
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Leon-Lomeni
Volume
15
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1866
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
499
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
Lexika Wurzbach-Lexikon
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