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certe, von der Weihe der Töne auf das
Innigste ergriffen, in die Arme sielen und
einen Herzensbund für'S Leben schloffen.
3. gab später diesen seinen Gefühlen für
Ingres durch die Widmung des Cla»
vierauszugeS der fünften Symphonie
Beethoven's Ausdruck. Von Rom
machte 3. einen Ausflug nach Neapel,
kehrte dann nach dem Norden Italiens
zurück, lebte den Herbst 4839 auf
einer reizenden Villa in der Nahe von
Lucca, dann zu San Roffore, einer Villa
in der Nähe von Pisa. Dorthin brachten
Journale ihm die Nachricht, daß zum
Besten des Denkmals, welches Beet ho-
ven in seiner Geburtsstadt Bonn gesetzt
werden sollte, in Paris bereits seit sechs
Monaten eineSubscriptionsliste aufliege,
die Zeichnungen aber die geringe Summe
von 300 Francs noch nicht überstiegen
haben. Das vermochte 3 isz t's Verehrung
für den Meister nicht zu ertragen, und er
nahm sofort sämmtliche noch ungedeckte
Kosten des Denkmals auf seine Cafse und
setzte von diesem Entschlüsse das Comite,
das sich in Bonn zur Besorgung der Ge»
schäfte, in Bezug des Denkmals, gebildet
hatte, in Kenntniß. Ende 1839 verließ 3.
Italien, begab sich von da naä> Trieft und
über Wien nach Ungarn, wo die Wunden
der Ueberschwemmung des vorigen Iah»
res bereits vernarbt waren und nun Zeit
genug blieb, sich ganz dem Enthusiasmus
für den heimatlichen Künstler hinzugeben.
Dieser erstieg aber in der That eine unge»
wohnliche Höhe: man aß und trank
K 1a 3iszt. die Damen trugen Bänder
und Hauben nach dieser Devise; Mode-
waarenhyndler. Friseurs und Restauran»
ten machten mit dem Namen Liszt gute
Geschäfte und schwärmte man für den
Virtuosen Liszt, den Ungar L iszt ver»
götterte man geradezu. Am 27. Decem»
ber 4839, drei Tage nach seiner Ankunft in Pefth, hatte 3. sein erstes Concert
gegeben, am 29. folgte ihm das zweite,
am 4. Jänner 1840 das dritte zum
Besten des ungarischen Theaters, und an
diesem Tage erhielt 3. den vielbesproche«
nen und vielabgebildeten Ehrensäbel und
Tags darauf in feierlicher Weise das
Bürgerdiplom von Pesth. Ein anderes
Intermezzo bildet der Besuch seines Ge-
burtsortes Raiding, wo er von vierzehn
berittenen jungen, festlich geschmückten
Leuten eingeholt, im Orte selbst aber von
der ganzen Bevölkerung, Schulze und
Pfarrer an der Spitze, mit Gesang auf
das Feierlichste empfangen ward. Nach
seiner Abreise aus Ungarn trat 3., naä>
dem er noch in Wien, Prag u. s. w. con-
certirt, seine Reise nach Rußland an.
Dort besuchte er St. Petersburg. Mos-
kau, Riga u. s. w. und feierte wie überall'
glänzende Erfolge. Den Winter 1840/41
verlebte er zum größeren Theile in Paris
bei seiner Mutter, im Sommer 1841
reiste er nach England. Nach dem
Schlüsse der Londoner Saison schiffte er
sich nach Holland ein, ging dann nach
Belgien und von dort auf eine längere
Kunstreise nach Deutschland. Aus dieser
sei nur einzelner Momente gedacht: in
Bonn concertiite er, um die noch fehlen-
den Summen für Beethoven's Denk-
mal zusammenzubringen, ferner zum
Ausbau des Cölnischen Domes; die
Königsberger philosophische Facultät
verlieh ihm das Diplom eines Doctors
der schönen Künste und Wissenschaften,
die Cölner Liedertafel holte ihn (am
22. August 1841) von Nonnenwerth in
einem festlich beflaggten Dampfschiffe ab
und führte ihn unter Kanonendonner,
Musik und Gesang nach Cöln; das sonst
so nüchterne Berlin gerieth über Liszt in
einen Zustand, der jenen der Phäakenstadt
an der Donau bei weitem übertraf, und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon