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3. weilte volle drei Monate, concertirend,
in Spree-Athen. Der König verlieh ihm
nach Stiftung einer Civilclafse des Or>
dens pour 1o moritä denselben. Aehnliche
Auszeichnungen erhielt er von Sachsen»
Coburg, SachseN'Weimar, dessen kunst«
sinniger Fürst ihn, um ihn bleibend an
sich zu fesseln, zu seinem Hofcapellmeister
ernannte. Von vielen Seiten kamen die
Medaillen für Kunst und Wissenschaft,
und sein Auftreten in Breslau, Nürn»
berg, Stuttgart, in Hamburg, Augsburg,
Frankfurt, Mannheim u. s. w. ist nur
eine Fortsetzung von Triumphen. Auch
muß hier bemerkt werden, daß Liszt auf
dieser Künstlerfahrt überall, wo er hin«
kam, Concerte für humanistische und
wohlthätige Zwecke gab. bald für die
Studenten, bald für Künstler-Pensions.
fonde. für die Armen u. s. w., welche be«
deutende Summen einbrachten. Endlich,
im Jänner 1844, trat er seine Functionen
als Hofcapellmeister in Weimar an und
mit diesem Antritr beginnt sozusagen eine
neue Epoche seines Künstlerlebens. Wohl
unternahm er in den ersten Jahren und
dann auch spater noch, jedoch seltener,
einige Kunstreisen, und zwar wieder nach
seiner Heimat, nach Galizien, Siebenbür-
gen, im Jahre 1847 nach Constantinopel
und Odessa, aber seit dem Jahre 1848
stellte er auch diese ein und lebte aus-
schließlich seinem Hofcapellmeisteramte in
Weimar. Es ist dieß die Zeit seines
reichsten Schaffens, die Zeit, in welcher
er durch die Munificenz seines fürst-
lichen Macens in die Möglichkeit ver»
seht ward, höhere künstlerische Zwecke
zu verfolgen. Er bewohnte in Weimar
die von der Stadt unweit gelegene söge»
nannte Altcnburg. Dieses Decennium eines
Künstlerlebens ist am treffendsten mit
den Worten eines der vielen Biographen
Liszt's geschildert: „Viele unvergeßliche
v. Würz dach, biogr. Ieriton. XV. sGed Tage", schreibt dieser, „hat Liszt'sHauS
gesehen, Tage festlich würdigen Glanzes,
im Dienste und zu Ehren der Kunst be-
gangen, von ihm, für ihn bereitet; aber
auch Tage höchster künstlerischer Thätig»
keit, stillen geräuschlosen Schaffens. Die
Musen kehrten in ihm ein, fanden Pflege,
Cultus, heimliche Stätte. Künstler, Ge«
lehrte. Kunstkenner und Kunstfreunde
aus dem In» und Auslande — wie viele
deren barg dieses Haus im Laufe der
Zeit! Alle Zweige der Kunst, der Wissen-
schaft waren vertreten durch Namen von
Bedeutung und Ruhm; Namen guten
hellen Klanges stehen in seinen Gedenk»
tafeln. Wie mancher andere, der sich
schüchtern, anfangs wohl oft hoffnungs»
los näherte, um den Meister, wenn auch
nur flüchtig zu sehen, vielleicht zu hören,
fand die Zuvorkommenheit, die liebe»
vollste Freundlichkeit in ihm verkörpert,
einen alle Erwartung übersteigenden
Empfang. Wie ist von diesem Hause
aus dem Streben angehender Künstler
Unterstützung, Aufmunterung, Förde»
rung, werkthätige Theilnahme gewor«
den! Welch' vielfache Faden regsten gei«
stigen Rapports nach außen und von
außen gingen von ihm aus und mündeten
in ihm ein! Keine beachtenswerthe ältere
und neuere Erscheinung im Bereiche der
Kunst und des geistigen Lebens über«
Haupt blieb ihm fremd und fern. Und
welch' echtes Heiligthum war der musi-
kalischen Kunst in ihm bereitet! Das Vir-
tuosenthum der Oeffentlichkeit mit seinem
Schimmer und Geräusch hatte Liszt
schon langst abgestreift. Es machte einem
andern Wirken Platz, einem stilleren,
innerlicheren, aber sinnigeren und vertief»
teren. I n diesen Räumen erklangen vor
einem kleinen Kreise die Schöpfungen
eines Bach, Mozart , Beethoven,
Schubert, Schumann und so man»
!. 13. März 1366.) 17
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon