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durch mehrere Jahre befangen gewesen
machte sich noch in spateren Jahren in
Ausfällen gegen die Naturphilosophie in
seinen Schriften Luft. Nachdem er sich so
von einer Grenze des Wissens über«
zeugt, war nun sein Streben darauf ge<
richtet, so viel Wissen, als überhaupt
möglich, zu erwerben. Er beschäftigte sich
nun der Reihe nach mit juristischen, medi
cinischen, selbst theologischen Studien,
und um seine geistige Selbstständigkeit zu
wahren, besuchte er wenig die Vorträge
selbst ausgezeichneter Lehrer, verlegte sich
aber um so eifriger aufs Selbststudium.
I m Jahre 1802 übernahm er eine Er-
zieherstelle bei den beiden Grafen Re«
nard aus dem berühmten Hause Co«
lonna und lebte mit seinen Eleven
zurückgezogen theils in Wien, theils auf
deren Gütern in Schlesien. Die Muße
seines Erzieherberufes war seinen Lieb»
lingsstudien Mathematik, Astronomie
und schöne Literatur gewidmet. Bis zum
Jahre 1807 verblieb er in dieser Stel-
lung, welche er nun, nachdem er in einem
schriftlichen Concurselaborate seine Tüch-
tigkeit dargethlln. mit einem öffentlichen
Lehramte vertauschte, denn er war zum
Professor der Astronomie an der Univer«
sität in Krakau ernannt worden. Die
sonst angenehmen, ja harmlosen, wenn-
gleich in literarischer Beziehung fast un>
fruchtbaren Verhältnisse erlitten durch
den Einmarsch einer französischen und
polnischen Armee eine für den Mann der
Wissenschaft nicht willkommene Störung,
die Universität wurde aufgehoben, die
Lehrer zerstreuten sich; um diese Zeit
folgte er dem Rufe des russischen Cultus»
Ministers Rasumoffsky als Professor
der Astronomie nach Kasan. Diese Stadt
wurde von den Kriegswirren jener Tage
gar nicht berührt. Mit Männern wie
Barte ls , Erdmann. Frähn u. A. wirkte L. in dem ihm angewiesenen Kreise
und entfaltete auf der von ihm im
Universitätsgarten provisorisch erbauten
Sternwarte, die er mit den besten Instru-
menten aus dem Auslande ausgestattet,
eine segensvolle Thätigkeit, wozu ihm
außer seinem Lehramte insbesondere nocb
als Mitglied der großen Schulcommission,
deren Wirksamkeit sich von Nischney-
Nowgorod bis an die östlichen Ufer des
stillen Oceans erstreckte, reichlich Gelegen»
heit geboten ward. Sieben Jahre ver-
harrte 3. auf diesem Posten, als ihn im
Jahre 4816 der Erzherzog-Palatin an
die eben vollendete Sternwarte auf dem
Blocksberge bei Ofen in Ungarn berief.
An diesem mit den vortrefflichsten In-
strumenten ausgestatteten Institute wirkte
L. als Mitvorsteher 2 ^ Jahre, aber
seine Stellung wurde durch den gehassigen
Charakter seines Collegen PaSquich eine
unangenehme und unfruchtbare. Wohl
wurde L i t t row selbst durch dessen Ent-
setzung vom Amte eine dienstliche Genug»
thuung, aber seinem Herzen thaten der-
gleichen Zustande doch wehe und er fühlte
sich erst befriedigt, als er im Jahre 18tl)
seinen dortigen Posten aufgeben konnte,
da er zum Director der Sternwarte und
Professor der Astronomie in Wien ernannt
worden war. -Im September 1819 trat er
seine neue Stelle an. Still und geräusch»
los entwickelte er mit der ihm eigenthüm«
'ichen Energie eine fruchtbare Thätigkeit
^nd that Alles zum Aufblühen des ihm
anvertrauten Institutes. Dön Bau einer
neuen Warte, den er beantragt, mußte
er, da er nicht genehmigt ward, zwar
unterlassen, aber den völligen Umbau
der vorhandenen führte er aus und that
n Beschaffung der nöthigen Instrumente
Alles, was die ihm angewiesenen Mittel
gestatteten. Ebenso richtete er auf die
Bibliothek der Anstalt sein Augenmerk
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon