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zewski war, wie es am Schlüsse des
Nekrologes heißt, Professor der Botanik
an der Lemberger Universität und
Director des botanischen Universitats»
gartens. 3. betrieb das Studium der
Botanik in einer von der gewöhnlichen
Methode, welche im Aufsuchen und Be-
schreiben der Pflanzen und Bestimmen
der Gattung besteht, abweichenden
Weise. Ihm war die Pflanze so zu sagen
die Seele, der in Blumen und Blättern
gefaßte Ausdruck des Bodens, auf dem
sie wuchs, und von diesem Gesichtspuncte
aus diente sie ihm als geo» und ethno-
graphisches Moment, welches natürlich
in seiner ganzen Tiefe erfaßt, zu merk-
würdigen, ja überraschenden Resultaten
führen mag. Nach dieser Richtung hin
entwarf er auch eine ganz neue, ihm
allein eigene Theorie des botanischen
Studiums. Dabei ließ er sich nicht etwa
von einer lebhaften, für seine Idee be-
geisterten Phantasie hinreißen, sondern
vielmehr gestützt auf die reichen und
mannigfaltigen Erfahrungen der frühe»
ren Forscher und Beobachter, ging er nur
einen Schritt weiter, aber einen Schritt,
den aber vor ihm Keiner noch gethan.
Sein Nekrologist sagt in dieser Beziehung
ausdrücklich: „Wenn Alexander Hum-
boldt, der Begründer der botanischen
Geographie, die geniale Methode und
Theorie !^ob a rzewsk i ' s gekannt
haben würde, so hätte er ihn als den
vielleicht einzigen Forscher begrüßt, der
den von ihm angefangenen Bau, selbst-
ständig um ein beträchtliches vorwärts
gebracht und so seiner Vollendung näher
gerückt hat. Wenn Alexander Hum-
boldt die botanische Geographie be-
gründet hat, so schuf Lobar zewski
die Geschichte, oder richtiger gesagt, die
Geologie des heutigen Gewachsreiches,
indem er mit seinem Scharfblick nicht gerade nur den eben eintretenden Mo-
ment des Lebens einer Pflanze, sondern
alle bereits entschwundenen und längst
vergangenen Stufen ihrer Entwickelung
beobachtet, da es nur auf diesem Wege
die verborgenen Zwecke der heutigen
Vegetation zu entwickeln und zu ver»
stehen möglich wird. So lebte 3. ganz
seiner Wissenschaft hingegeben und wid«
mete ihr, so viel es ihm seine leidende
Gesundheit gestattete, alle Zeit der sorg»
fältigsten eigenen Beobachtung der hei«
mischen Gewächse. In früherer Zeit
bereiste er in Gesellschaft des polnischen
Dichters Vincenz Pol , spater aber
allein das Land Galizien nach verfehle«
denen Richtungen, und von jeder neuen
Reise brachte er vielfältige neue Be»
stätigungen seiner Wahrnehmungen und
Ideen heim. Auf Liesgan i g's s^. d.
S. 179) Karte Galiziens notirte er
feine Beobachtungen mit graphischen
Zeichen; über seine botanischen Ausflüge,
die auf demselben gemachten Funde,
Entdeckungen u. dgl. m. führte er aus»
fühcliche Tagebücher, die er mit großer
Gewissenhaftigkeit, aber eben nur im
Hinblicke auf seine botanischen Zwecke
niederschrieb. Diese reichen Materialien zu
einem geordneten Ganzen zu verarbeiten,
war L. bedacht, als mitten in dieser
Beschäftigung der Tod seine Hand für
immer lahmte und so die Wissenschaft um
die gewiß seltene Frucht eines rastlos tha>
tigen Forscherlebens brachte. Eben diese
umfassende und mühevolle Arbeit ist auch
Ursache, daß 3. nur sonst wenig mehr
veröffentlicht hat. So sind von ihm zwei
lateinische Abhandlungen über neue und
seltene Gattungen galizischer Moose
im Drucke erschienen, eine größere Arbeit
über alle in Galizien vorkommenden
bishrr bekannten Moose, befindet sich
aber druckfertig im Manuscripte; in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon