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Londonio Londonio
vollzogen, machte Oesterreich wieder zum
Herrn der 3ombardie. Londonio, der
sich bereits seit Jahren mit den Ange-
legenheiten der Commune beschäftigt und
das Vertrauen seiner Mitbürger bewährt
hatte, wurde nun als Vertreter der nicht-
adeligen Grundbesitzer in die Central»
Congregation gewählt, welche der Kaiser
im Jahre 4816 einberufen hatte. Auch
wurde ihm im nämlichen Jahre als kais.
Commiffär die Ordnung der Angelegen«
heiten über den Privatgrundbesch der
ehemaligen Fürstin von Luc ca. Elisa-
beth Bon aparte, übertragen und in
kurzer Zeit führte L. die ziemlich verwickel»
ten Verhandlungen zu einem gedeihlichen
Ende. Nach seiner Rückkehr wurde L.
Mitglied der mittlerweile in'S Leben ge«
rufenen Wohlthätigkeits. Central« Com-
Mission, welche bei den Verheerungen,
die der damals herrschende Flecktyphus
namentlich unter den ärmeren Volks-
claffen anrichtete, eine ebenso schwere
als gefährliche Aufgabe zu lösen hatte.
Aber hier. wieder entwickelte L. eine
seltene Energie, half mit Wort und That
und trug, wie in seinem Ritterstands.
Diplom heißt:
pro vilidus oonsuisrs Ltuäuit", wesent«
lich aus eigenen Mitteln zur Abhilfe bei.
WaS die folgenden schriftstellerischen Ar»
beiten 3.'S betrifft, so bestätigen sie wie
die früheren sein stetiges Fortschreiten mit
der Zeit, und die nie rastende Beharr«
lichkeit, mit der er Alles, was im Gebiete
der geistigen Entwickelung der Völker
vorging, beobachtete und, so weit es ihm
angemessen erschien, in seinen eigenen
Kreis zog. I n der Literatur waren mit
einem Male die zwei großen Parteien der
Classiker und der Romant iker auf»
getaucht. Der Verfall der heimischen Lite«
ratur hatte manche Arbeit, die dessen Ursache erklären wollte, veranlaßt; auch
Frau von S tas l hatte in der „Vidlio-
tsoa italianH" ihre Ansichten darüber
laut werden lassen. Londoniowar weit
entfernt, mit denselben übereinzustimmen,
und meinte den Grund weit weniger in
der Unkenntniß des Schönen, daS die
Fremde schuf, als in der Selbstvergessen»
heit, in der eigenen Nichtbeachtung zu
entdecken. Er entwickelte diese Ideen in
der Schrift: „Hl's
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isen/eaiiana« (M^no 1816, kirotta,
8o.). welcher schon im nächsten Jahre die
(ebd.1817,4<>.) folgten. Die letztere Schrift
im Vereine mit einer von Pellegrino
Rossi ausgeführten italienischen Ueber»
setzung des „Giaur" von Lord Byron
veranlaßte einen Schriftsteller deBreme
zu Glossen, in welchen er für die Roman«
tiker zu Felde zog und Londonio's
letzterschienene „Oenni stoiioi" scharf her»
nahm. L. ließ nun dagegen den „^A)sw-
cieos a«' Asnns' onk'ei s«^a Fossea ^o-
ttlank'ea« (Nila.ao 1818) ?irotta, 4".)
erscheinen, worauf deBreme seinerseits
mit den „I?08tMs all' ^.x^snäios g.i
Oenni oritioi sullg. possiä, romHutiog."
erwiederte; damit hatte diese Fehde,
welche von Seiten Londonio's mit
aller Zurückhaltung und Feinheit des
Weltmannes geführt wurde, geendet.
Bald darauf erhielt er ein für die damali-
gen Verhältnisse eben so schwieriges als
mühevolles Amt, die Regierung ernannte
ihn nämlich zum Generaldirector der
Gymnasien in der Lombardie. Da es so
zu sagen eine völlige Reform des Unter»
richtswesens galt, so war die Arbeit eine
anstrengende, aber innerhalb zwei Jahren
hatte er die riesige Arbeit beendet, die
neuen auf den Unterricht Bezug habenden
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon