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gonien. als dieser durch seine Heirath Mar i a's,
der Tochter Friedrich's. Königs von Lici»
lien, dieses Land der Krone Aragoniens er»
worden, aus Spanien im Gefolge des Königs
nach Sicilien übersiedelt. Dort bekleidete er
zuerst unter Ma r t i n , dann unter Al '
phons V. mehrere höhere Aemter und Wür.
den, zuletzt die eines inilLL reFius — eine
damals sehr hohe Würde — und erhielt für sich
und seine Nachkommen die OadsUa 6i osn-
tiiuoli (Auswanderertare. welche im Verhält«
niß zum Vermögen entrichtet wurde) der
Stadt Castro Giorani als Lehen. Johann
Alois L.. der im Jahre 1694 caMan ä'ai-mi
v ßusllg. oräiul>,rio 6sl V^iclsinans war
und nur eine Tochter besaß, errichtete aus
seinen ausgedehnten Besitzungen ein Fidei»
commiß, welchem zufolge Antonin, der erst»
geborne Sohn seines Bruders Thomas,
Universalerbe, seine (des Fideicommißstifters)
Tochter aber Particularerbin sei und dieß an
allen bisher erworbenen oder noch hiefür zu
erwerbenden Titeln und Rechten in männ<
licher und weiblicher Linie nach dem Rechte
der Erstgeburt, so lange ein Glied dieser Linie
am Leben sei. Nach Absterben der Linie An<
tonin's folge dessen nächstältester Bruder in
ebenderselben Weise und so fort bis zum gänz<
lichen Erlöschen der Familie Lo Presti. Jede
Veräußerung, Verpfändung oder Belastung
war verboten. Die Familie blieb so lange in
Sicilien ansässig, bis der im Jahre 1701 aus»
gebrochene spanische Erbfolgekrieg die weiteren
Schicksale derselben bestimmte. Durch diesen
Krieg wurden auch die Königreiche Neapel
und Sicilien in Mitleidenheit gezogen, es
gruppirten sich die Parteien dieser Länder und
die Kämpfe dieser Parteien hörten selbst dann
nicht auf, als Oesterreich durch den Frieden
zu Rastatt (1714) Neapel und durch den Frie.
den zu Haag (1720) auch Sicilien erhielt.
Die Anhänglichkeit an das österreichische Erz«
haus und zudem der Umstand, daß Nochus
3o Pre sti in österreichischen Kriegsdiensten
stand, veranlaßte nur noch mehr die Anfein«
düngen und Verfolgungen derselben. Ja, als
der Krieg im Jahre 17Z4 wieder ausbrach und
die Spanier in rascher Folge Palermo. Mes»
sina und Syracus eroberten, verlor der da»
malige Chef des Hauses Franz L. alle srine
Aemter und beschloß in Folge dessen auszu»
wandern. Er führte auch im Jahre 1736
seinen Entschluß aus und übersiedelte mit
Gattin und Kindern nach Wien. Sein Sohn,
der oberwähnie Rochus, stand bereits in österreichischen Diensten. Seit dieser Zeit lebt
die Familie in Oesterreich. Des Franz
Enkel. Baron Ludwig, li»>ß sick in Ungarn,
namentlich in der Temeser Gespanschaft nie.
der, erwarb dort das Gut Mercydorf und
Zsadany und wurde nacb erhaltenem könig-
lichen Consens im Jahre 1804. den ungari-
,schen Gesetzen gemäß, förmlich eingeführt.
Dieser Freiherr Ludwig erwarb im Jahre
1826 mittelst königlicher Donation das in
der Arader Gespanschaft liegende Dominium
Tok Iltyo und Szelistye. In seinem im
Jahre 1829 errichteten Testamente verfügte
er, daß seine Söhne besonders in der unga-
rischen Sprache und den vaterländischen Ge-
setzm unterrichtet werden sollten; wenn er
ohne Erben stürbe, so überweise er sein ganzes
Vermögen dem Ludoviceum zu Pesth. Frei'
Herr Ludwig war mit Ioscpyine gebornen
Le Ac>u de Lozembrnne, aus einem altadcliaen
französischen Geschlechte, vermalt und sein
Sohn. gleichfalls Ludwig, ist der heutige
Chef des Hauses. — Was die Standeserhö»
Hunnen und Lcmdstandschaften der Familie
anbelangt, so sind die L. Freiherren (Barone),
niederösterrcichische Landstände und ungarische
Indigenas. Das Baronat beruht auf keinem
Amts« oder Vriefadel, sondern datirt auS
der dunkeln Vorzeit, in welcher die höchsten
Principien des Feudalismus gegen unten
.,5suülo t6ll6 SKN5 561FN6UI'" und gegen
oben „Jeder Baron ist Dynast in seiner
Baronie" herrschten. Der alte Adel der Familie
wurde in Oesterreich mit 2. October 1754 und
30. April 1739 bestätigt und überdieß in
wiederholten Ahnenproben anerkannt. Einer
solchen Ahnenprobe wurde zuerst H5rospero
im Jahre 1582 unterworfen, als er in den
Malteserorden aufgenommen wurde. Bekannt'
lich wurden in diesen Orden nur iene Sproßen
einer adeligen Familie italienischer Zunge auf-
genommen, welche ihren Adel wenigstens auf
zweihundert Jahre zurückführen und durch
glaubwürdige Urkunden erhärten konnten.
Spätere solche Nhnenproben fanden statt bei
Aloisicr Lo Presti im Jahre 1738. als sie
zur Aebtissin des Klosters der Wundmale des
heiligen Francisms (30. Mai 1758) gewählt
wurde, bei Rochus im Jahre 1793 gelegen-
heitlich seiner Einführung in das niederöster-
reichische Herrenhaus und in ein paar anderen
Fällen. Rochus und sein Bruder Michael,
nachdem Letzterer mit seinem Vater Franz,
Ersterer bei seinem Eintritte in die kais.
Armee, nach Oesterreich übersiedelt waren,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon