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London 79 London
100 Verwundete. Den Schluß und
Glanzpunct dieses Feldzuges bildete der
Fall von Belgrad, dessen Belagerung
London am 14. September begonnen
hatte. Am 30. um 9 Uhr Morgens be-
fahl London den ersten Sturm. Vier
Stunden wurde gestürmt und man hatte
bereits die Vorstädte und Thore besetzt.
Am 7. October um 9 Uhr Morgens ver«
langte der Pascha zu capituliren. am
9. October nahm Loudon die Festung
in Besitz. 395 Geschütze, 6000 Pfund
Pulver, 20 Czaiken, 43 mindere Schiffe
und sonst eine große Menge Munition
bildeten unsere Beute. Der Verlust un>
sererseits betrug während der gan»
zen Belagerung an Todten 11 Offi«
ciere, 289 von der Mannschaft, an
Verwundeten 27 Ofsiciere, 732 von
der Mannschaft. Dem Falle Bel<
grads folgte die Uebergabe von Semen«
dria, das sich ohne Verzug ergab. So
wie einst Prinz Eugen, so wurde nun
Loudon Generalissimus, d. h. er erhielt
sofort den Oberbefehl über alle Armeen,
die Vollmacht, die Operationen nach sei«
nem Gutdünken anzuordnen, nur dem
Kaiser allein Rechenschaft abzulegen, er
unterstand nicht mehr dem Hofkriegs-
rats, sondern dieser ihm. Doch die noch
gegen Ende des Feldzuges 1789 begon-
nene Belagerung von Orsova endete erst
im künftigen Jahre, da es sich im April
1790 ergab. Seine, Mitte December
1739 erfolgte Rückkehr glich einem
wahren Triumphzuge. Von Ort zu Ort,
wo er durchreiste, bewillkommnete man
ihn mit Festzügen, Feierlichkeiten, Kano-
nenschüfsen u. dgl. m., besonders in
Pesth überbot sich alles, den Helden zu
ftiern. Dieser aber zog sich wieder in
seine ländliche Einsamkeit nach Haders«
dorf zurück und wartete, bis ihn der Kai-
ser von Neuem berief Und dieß währte nicht lange. Schon im März 1790 hatte
sich der politische Horizont von Neuem
verdüstert. Preußen schämte sich nicht, m
nie ruhender Eifersucht gegen Oester»
reich, getriebcn von einer Landergier,
die nicht ansteht zu rauben, wo sich
Zeit und Gelegenheit findet, den deut-
schen Namen durch ein Bündniß mit der
Pforte gegen Oesterreich — wie heute
durch eines mit Italien — zu besudeln.
Sofort wurden in Böhmen, Mahren
und Galizien drei Armeen in der Stärke
von 130.000 Mann aufgestellt und den
Oberbefehl über das Ganze erhielt Lou-
don. Um diese Zeit st0. Februar 1790)
starb Kaiser Joseph I I . Sein Nachfol-
ger Leopold bestätigte den Feldherrn
in der ganzen Vollmacht, die ihm sein
Vorgänger eingeräumt hatte. Loudon
stellte nun das «Heer als Cordon langS
der ganzen Grenze von Mahren, Gali»
;ien und Böhmen auf, ging dann nach
Wien, welches er aber nach kurzem Auf.
enthalte am 18. Juni 1790 wieder ver»
ließ, um zur Armee nach Mahren zu
reisen und dessen Aufstellung zu besichti»
gen. Am 27. Juni hatte er einen form»
lichm Fieberanfall. Er befand sich eben
im Hauptquartier zu Neutitschein. Aber
der Stabschirurg stellte ihn von seinem
Unwohlsein ganz her, so daß er am
3. Juli einen Ritt machen konnte. Am
folgenden Tage fühlte er sich stark er-
müdet. I n der Nacht vom 6. auf den 7.
trat aber das schmerzvolle Leiden in der
Urinblase ein. dem er^endlich, nachdem
noch wiederholte Blasenstiche, aber
fruchtlos vorgenommen wurden," am
14. Juli um 7 Uhr Abends im Alter von
74 Jahren erlag. Ueber seine Krankheit
und seinen Tod ist von Hartenkeil
ein eigenes Büchlein veröffentlicht worden.
Seit seinem 16. Jahre war Loudon
Soldat und war. wie dieß in der Bio»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon