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schaftliche Laufbahn. Ziemlich spät, im
Alter von bereits 20 Jahren, hatte M.
im Jahre 1830 den Besuch deS Altstädter
Gymnasiums in Prag beendet. An dem-
selben hielt zu jener Zeit der berühmte Le-
xikograph Joseph Iungmann M . X,
S. 319^ Vortrage über die böhmische
Sprache. Zu seinen eifrigsten Schülern
zählte Mächa, dessen Begeisterung für
die Muttersprache mit jedem Tage zu
nahm. Um jene Zeit schon versuchte sich
M. in poetischen Arbeiten, theilte sich aber
— eine verschlossene Natur — bezüglich
dieser Bestrebungen Niemand mit. Mit
dem Antritte in die philosophischen SW
dien wuchs sein Drang, die großen Poeten
anderer Völker kennen zu lernen, und so
las er denn die Klassiker verschiedener
Völker und Zeiten. Von den Deutschen
zog ihn vor allen Göthe an; aberZacha«
riaS Werner und Noval is traten ihm
auch sehr nahe, und man will von diesen
beiden Dichtem zunächst den Hang zum
Mysticismus und die tiefe Schwermuth
ableiten, die aus seinen Poesien spricht.
Ueberdieß versenkte sich M. in philoso-
phische Studien, und die Werke Os.
sian'S und Scott's wirkten mächtig
auf seine lebhafte Fantasie. Nachdem er
die philosophischen Studien beendet, be-
gann er jenes der Rechte, und um diese
Zeit wurde er mit Byron's Werken be»
kaunt. Im August 1834 unternahm M.
mit seinem Freunde Anton Strobach
eine Fußreise nach Oberitalien. Fünf
Wochen waren beide Wanderer auf dem
Wege und Mä.cha brachte eine Fülle
tiefer und nachhaltiger Seeleneindrücke
von dieser Reise in die Heimat zurück.
Der Anblick der Lagunenstadt Venedig
und jener des gewaltigen Meeres hatten
seine für alles Große und Gewaltige so
empfängliche Seele machtig ergriffen.
Nach seiner Rückkehr blieb M. bis zum 27. September 1836 in Prag, dann nach
beendeten Rechtsstudien begab er sich nach
Leitmerih. um bei einem dortigen Rechts»
anwalt in die juridische Praxis einzu»
treten. Von Leitmeritz aus unterhielt er
mit seinen Sangsgenoffen in Prag und
mit dem Mädchen seines Herzens, mit
dem er am 8. November 1836 seine Ver-
malung in Prag feiern wollte, einen fleißi-
gen brieflichen Verkehr. An einem Sonn-
tagSnachmittage des Monats October be-
fand sich M. auf dem etwa eine Stunde
vdn Leitmeritz gelegenen Berge Radobyl.
von dessen Höhen das Auge des Be-
schauers einen wunderlieblichen Fernblick
genießt. Da gewahrte er in der Richtung
gegen Leitmerih plötzlich eine helle Feuer«
faule. Augenblicklich war sein Entschluß
gefaßt. Nach einem halbstündigen hasti-
gen Laufe hatte er Leitmeritz erreicht und
war einer der Ersten auf der Brandstätte.
Eilf getreidevolle Scheuern standen in
vollen Flammen, die überdieß ein hefti«
ger Wind nährte. Nun legte Mächa
Hand an's Rettungswerk. Er schien sich
zu vervielfachen, auf den Mauern der
Brandstätte war er. wo es am gefähr-
lichsten war, bald mit dem Wafferbüttel
löschend, bald mit der Hacke einreißend,
um dem Feuer Einhalt zu thun. Um den
Flammen mit dem Körper besser Trotz
bieten zu können, ließ er sich zu wieder-
holten Malen mit Waffer überschütten.
Erst spät in der Nacht kam er ermattet
heim und legte sich zur Ruhe. Von der
Zeit befand er sich unwohl, wollte aber
darauf nicht achten, bis sich sein Zustand
in wenigen Tagen schon so sichtlich ver«
schummerte, daß er selbst nach einem
Arzte verlangte. Als der Arzt kam, fand
dieser, daß hier jede Hilfe vergebens und
der Tod so rasch eintreten könne, daß er
rieth, den Priester holen zu lassen. Dieser
erschien, trat zu dem kranken Dichter,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon