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Madaräß 237 Madaraß
Frau und seine Schwester Meßlenyi,
den ungarischen Cartonche, Arm in Arm
nach Hause. Das Haus decretirte eine
Untersuchung. Einige Tage darnach b^
M. um einen sechswochentlichen Urlaub,
der ihm jedoch vom Hause nicht gestatte
wurde. Einige Tage darnach legte er
sein Mandat nieder, welche Resignation
angenommen, worauf für den betreffen«
den Bezirk eine neue Wahl ausgeschrieben
wurde. Damit aber war auch die Unter«
snchung gegen Madaräß zu Ende.
I r i n y i sBd.X, S. 292^ und Chassin
m ihrer „ttiZtoirs Politikus <1s lg.
volution cl.6 LlonZrie" erzählen sp. 339)
diesen scandalösen Vorfall ausführlich.
Madaraß begab sich nach Niederlegung
feines Mandats nach decn Weißenburger
Comitate, wo er, die rothe Republik pre>
digte und seine Wahl zum neuen Land-
tage, der jedoch nicht mehr zu Stande
kam, energisch betrieb. I n die Komorner
Capitulation eingeschloffen, entkam er
ungefährdet aus Ungarn, ging nach Hain«
bürg und spater nach Amerika, wo er,
wie Kertbeny berichtet, als Farmer in
Iawa leben soll. — Als ein Seiten«
stück zu ihm bezeichnen die angegebenen
Quellen seinen Bruder Joseph, der
auch im Landtage saß, und wenn er
hatte könnm. an allen Köpfen hätte die
Guillotine spielen lassen. Dabei war er
selbst feige wie sein Bruder und steckte in
der Sitzung vom 8. August einen ihm
von einem anderen Deputirten zugefügten
entwürdigenden Schimpf ganz gelassen
ein, ohne etwas anderes zu thun, als
vom Präsidenten zu verlangen, daß er
den Beleidiger zur Ordnung rufe, was
ihm jedoch nicht gewährt wurde. Vier
Tage spater wurde M. in einem Pesther
Blatte für seine Feigheit öffentlich ge«
brandmarkt und als bald darauf ein
Witzbold eine Ministerliste zusammen« stellte, auf der jeder Candidat die ent-
gegengesetzten Eigenschaften befaß, als
für den Posten, den ihm der Spötter
zugedacht, nöthig war, erschien Mada>
raß auf dieser Liste als Minister deS
Krieges.
Ungarns politische Charaktere. Gezeich,
net von F. R. (Mainz 1851. I . G. Wirth
Sohn, 8".) S. 193. — Spr inger (Anton),
Geschichte Oesterreichs seit dem Wiener Frie»
den 1809 (Leipzig 1864 und 1863. S. Hirzel
gr. 8".) Theil I I , S. 220 u. 7<I. — Ievitsch.
n igg (Heinrich Ritter von), Kossuth und seine
Bcmnerschaft. Silhouetten aus dem Nach»
märz in Ungarn (Pesth 18ö0, Gusi. Heckenast.
8°.) Bd. I I , S. l9 u. 173. —. .Va^ ^/vck^,
Ala,F/2501-2223 LLkIääai czjNSlOkksI ^s uem-
2vkrsnä1 räbläkkHi, d.i. Die ungarischen Fa.
mitten mit Wappen und Stammtafeln (Pesth
186«. Moriz Räth. gr. d».) Vd.VII, S. 23l).
Madaraß. Victor (H is to r ien -
maler, geb. zu Fünfki rchen in Un-
gärn um das Jahr 4828). Sohn eines
Papierfabrikanten und Neffe der berüch«
tigten Revolutionsmänner Ladis laus
und Joseph M. Bei seiner Neigung
für die Kunst erhielt er auch eine diesem
Talente entsprechende Erziehung, ging
dann nach Wien, wo er ein Schüler
Waldmüller 'S wurde und im Jahre
1857 nach Paris, wo seine Arbeiten
alsbald Aufmerksamkeit erregten. Die
Bilder, welche er vor seiner Abreise nack
Paris ausstellte, unter andern ein großes
figurenreiches Bild, der ungarischen Ge-
schichte entnommen, das im Jahre 1833
n der Pesther Ausstellung zu sehen war,
zeigten trotz aller Schwächen und Man»
gel, doch ein ganz ungewöhnliches
Talent und eine Starke in der Compo-
n. die zu Bedeutendem berechtigten.
Nunmehr lebt M. in Paris und seine
Bilder finden in der französischen Kritik
große Anerkennung. Erst im Jahre 1861
wurde ihm im Namen des Kaisers durch
den Grafen Walewski die goldene
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon