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der ist die Beschreibung seiner Congo»
reise ihm verloren gegangen. Aber die
an seine Angehörigen in Therefiopel
gerichteten Briefe enthalten manche
Schilderungen, welche nothdürftig den
Inhalt des verlorenen ManuscripteS er«
sehten. Eine Karawane, welche jahrlich
von Bihs aus nach den am Meere lie»
genden portugiesischen Besitzungen ab«
geht, hatte immer seine Briefe mitgenom-
men und von dort gelangten sie über
Lissabon an die Seinen. Er sckrieb diese
Briefe wie auch die wissenschaftliche Dar-
stellung seiner Reisen in magyarischer
Sprache, in welcher auch ihre Veröffent-
lichung stattfinden sollte. Er schildert
eingehend die Einzelnheiten im Innern
Afrika'S, besonders jenen mysteriösen See.
der sich beinahe in der Mitte jenes unge«
deuren Tafellandes befinden soll. das
als eine Hochebene das Innerste Afrika's
'bildet. Dieser See ist. wie er ihn
schildert, mit dem überraschendsten und
fremdartigsten Pftanzenwuchse bedeckt,
und mehrere Flüsse verbreiten sich daraus
nach verschiedenen Richtungen und be>
fruchten die angrenzenden Länder. Jedoch
ist das Klima ihm, dem Europäer, so
feindlich, daß er, obgleich erst 33 Jahre
alt. ganz ergraut ist und ein bejahrter
Greis zu fein scheint. Des häuslichen
Glückes jedoch scheint er nicht zu erman«
grln, denn er hat — in seiner neuen
Heimat ist die Vielweiberei zu Hause —
von seinen verschiedenen Frauen bereits
über 30 Kinder. Seine oberwähnte Ab«
ficht, in die Heimat zu reisen, hatte M.
später geändert. Bei seiner damaligen
Rückkehr nach Bihä war er in Loando
mit den portugiesischen Behörden in
nähere Beziehungen getreten. Das por-
tugiesische Gouvernement, von der Wich«
tigkeit seiner Entdeckungen überzeugt,
hatte ihm einen höheren Beamtenposten mit dem Range eines Majors und einer
entsprechenden Besoldung gegeben. M a°
gyar aber übernahm dafür seinerseits
die Verpflichtung. ausführliche Berichte
seiner Reisen, mit Karten begleitet, abzu»
fassen und nächstdem der portugiesischen
Regierung den besten Weg anzugeben,
durch den die portugiesischen Besitzungen
an der West. und Ostküste Afrika's in
Verbindung gesetzt werden könnten. Be»
reitwillig hat ihm die Regierung die ofsi«
cielle Publicirung des Werkes und zwei
Drittheile des Reinertrages zugesichert.
M. ist auch seiner Verpflichtung nachge-
kommen und hat im Jahre 4839 den
ersten Theil seines Werkes geliefert. Ur-
sprünglich, wie schon oben gemeldet, in
magyarischer Sprache verfaßt, wurde zu»
gleich eine deutsche Ausgabe veranstaltet,
welche unter dem Titel: „Reisen in Süd-
Afrika in den Jahren 4849-1857. von
Ladislaus Magyar. Aus dem Unga-
rischen von Johann Hu nfalvy", erster
Band (Pesth und Leipzig 4889, mit 4 Land-
karteu. 8 Lithographien, XII u. 450S.80.)
erschienen ist. Nach dem ersten Bekannt-
werden der von M a g y a r gemachten Ent-
deckungen hatten sich Zweifel an deren
Echtheit und Richtigkeit erhoben; jedoch
alle Zweifel schwanden sofort, sobald die
ersten Bruchstücke seiner Reise von der
Londoner geographischen Gesellschaft unt>
den bekannten Peterm ann'schen „geo-
graphischen Mittheilungen" veröffentlicht
wurden. Seine Mittheilungen fesselten
ebenso durch Reiz und Gewandtheit der
Darstellungen, als wie durch eine Fülle
wissenschaftlicher Ergebnisse. I n England,
wo an dergleichen Arbeiten der Maßstab
strengster Kritik gelegt zu werden vstegt,
gestand man dem Werke Wahrheit, Ge-
nauigkeit der Angaben und den Reiz der
Neuheit zu. M. ist bedeutend weiter als
irgend einer seiner Vorgänger, Living.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon