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nah gesehen ein Charivari kunterbuntester
derber Striche, von ferne voll Harmonie,
Plastik, Ruhe und Schönheit, besonders
auch die Staffage. Aber über dieses letztere
Bild, das nach Wien in den Besitz eines
Griechen kam. gericihen seine Protectoren
allda ganz außer sich, sie gaben das schöne
Talent, als verirrt, für verloren. Wäh«
rend aber diese Meinung in Wien auf-
kam, hatte sich der Künstler selbst in
der ewigen Stadt die Anerkennung der
Meisterschaft gemalt. Sein Ruf war
gegründet, die Bestellungen und Auf-
träge häuften sich taglich mehr. Mehrere
Cardinale besuchten ihn, mit denen er zu
ihrem Ergötzen ciceronisch parlirte. Bis
zum Jahre 1838 blieb er in Rom. Plötz.
lich erkrankte er, bekam die Gelbsucht und
Aerzte rieihen ihm den Gebrauch der
Bader von Pisa an. Er fand dort Lin«
derung seines Leidens, aber auch der
Aufenthalt sagte ihm zu, so ließ er
denn seine Familie nach Pisa kommen,
wo er sich einstweilen niederließ. Dort
arbeitete er sehr fieißig, unter anderem
eine vielbewunderte große „Landschaft
mit dem Regenbogen", welche von einem
Amerikaner um 6700 Francs angekauft
wmde, und eine „Zweite mit dem Herr«
lichen Sonnenuntergang", die der da-
malige österreichische Gesandte am tosca«
Nischen Hofe, Adam Graf Reviczky,
erwarb. Dieser Letztere war ein besonderer
Gönner des Künstlers. Als letzteres Bild
in der Gallerie von Florenz ausgestellt
wurde, erregte es allgemeine Bewun»
derung. Nun übersiedelte M. selbst nach
Florenz, kehrte aber schon im Jahre 4840
nach Pisa zurück. Als ihn der Großher,
zog von Toscana zum Professor an der
Florentiner Akademie ernannte, wohnte
M., vom Jahre 4840 an, neuerdings in
Florenz, wo er für den König Ludwig
von Bayern, für König Wi lhelm von Würt temberg und für Kaiser
Ferd inand mehrere seiner schönsten
Werke vollendete. Im Jahre 4847 über-
siedelte er von Florenz in die Campagna,
in die durch ihn eben so berühmt gewoi>
dene Villa Appeggi, Eigenthum seines
Freundes und Verehrers des Grafen
Gherardesca. I n dieser Villa brachte
er die letzten 43 Jahre seines Lebens bis
zu seinem plötzlich eingetretenen Tode zu.
Unter den vielen größeren und kleineren
Landschaften, die er in dieser Epoche sei«
nes Lebens malte, sind bemerkenswerth
einige Ansichten für den Grafen Tra-
pani und die „Ansicht dr5 see'5 van Nemi
mit dem Stammschlosse der Familie Frangipan",
welche in den Besitz des Fürsten Eugen
von Carignan gelangte. Der Aus«
bruch der ungarischen Revolution im
Jahre 4848 weckte wieder den Ungar
in ihm. Mit Stolz und ohne auf seine
Umgebung Rücksicht zu nehmen, die er
öfter durch seinen Enthusiasmus verletzte,
sprach er von dem muthigen aufopfern,
den Kampfe seiner Nation. Im Jahre
4833 unternahm er eine Reise nach
Wien, das er an zwei Iahrzehende
nicht gesehen. Man feierte den Künstler
in ehrenvoller Weise, aus Pesth selbst
kam eine eigene Deputation, um ihn
nach der Hauptstadt seiner Heimat ein»
zuladen. Den dringenden Bitten gab er
endlich nach, aber nur drei Tage blieb
er in Pesth, die enthusiastische Aufnahme
machte ihn nicht die Veränderung ver-
gessen, die indessen mit seinem Vater«
lande vorgegangen war und die ihn als
gebornen Ungar tief schmerzte. Er kehrte
in trauriger Stimmung nach Italien zu«
rück und malte in der Villa Appeggi mit
gewohntem Fleiße. Am 9. November4860,
wie sein Biograph berichtet, war er noch
bis Abends beschäftigt, ließ sich etwaS
vorlesen, darüber er herzlich lachte und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon