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Martines 23 Martin es
weift der Liebe, die schmeichelhaftesten
und ehrendsten Huldigungen, deren sie
sich spater sehr oft mit tiefster Rührung
erinnerte, i:i reichlichem Maße empfangen
hatte. Von dieser Zeit an änderte Ma-
r ianna ihre Wohnungen öfter, führte
aber, wo sie hinkam, ein der Kunsi ge>
weihtes Leben und veranstaltete wenigstens
in der Woche einmal musikalische Abend»
Unterhaltungen. Mar ianna von M a r»
tines wurde sowohl wegen ihrer aus»
gezeichneten Körper« und Geistesgaben,
als auch wegen ihrer überaus schönen
Stimme. welche sich bereits in ihrer
frühesten Kindheit entwickelt hatte, sehr
bald allen ihren Geschwistern vorgezogen
und eben so bald solch ein erklärter Lieb»
ling des Dichters Metastasio. daß die-
ser ihre Erziehung und Bildung mit aller
Warme eines sorgfältigen Vaters über»
nahm, und sie bis zu seinem Tode nicht
mehr von der Seite ließ. Ja, er fand
das größte Vergnügen darin, ihr den
wissenschaftlichen Unterricht selbst zu er»
theilen und sogar ihre musikalische Aus-
bildung im Clavierspiele und Gesänge zu
leiten, worin sie von dem damals nocb sehr
jugendlichen Joseph Haydn Md. VII I ,
S. lO8^, welcher in demselben Hause ein
Dachstübchen bewohnte, sodann von dem
Tonsetzer Nicolu Porpora (von dem letz»
teren auch in der Composition) und spa»
ter nocd von anderen Meistern mehrere
Jahre hindurch die gründlichste Anlei»
tung erhielt, welche sie, von dem gereif-
ten Rathe ihres väterlichen Freundes
unterstützt und von dem eifrigsten Selbst,
studium befestigt, bis zu jener vollendeten
Kunstfertigkeit, mit welcher sie später
so mächtig glänzte, vollkommen auszubil-
den unablässig bemüht war. Mar ianna
hatte die feinste Bildung genoffen; sie
schrieb und sprach mehrere Sprachen mit
seltener Reinheit und Geläufigkeit und glänzte überall durch einen Geist, welcher
mit ungewöhnlichen Kenntnissen ausge»
rüstet war. Ihre liebenswürdigen, mit
seltener Bescheidenheit verschwistcrten
Eigenschaften. wie ihre Kunsttalente,
verschafften ihr die allgemeinste Achtung
und zugleich den Zutritt in die ersten
Häufer der Kaisersiadt. DaS letztere fand
um so leichter Statt, da die große Kai»
serin Mar ia Theresia die Familie von
Mar t in es auch in den Ritterftand
der k. k. Erblande erhoben hatte. Die
Kaiserin selbst ließ sie sehr oft zu sich
rufen, um sich an ihren Kunsttalenten in
mannigfacher Weift zu ergötzen, auch
Joseph II., der auch ein großer Musik-
freund war, pflegte nicht selten diesen
Musikproductionen beizuwohnen. Im
Jahre 1773 erhielt Mar ianna das
Diplom von der Gesellschaft der Filar»
monici zu Bologna als Mitglied, eine
Auszeichnung. welche nur vorzügliche
Tonsetzer zu erreichen im Stande sind.
Als am 1l. December 48l2 ihre um
drei Jahre jüngere Schwester Anton ia
plötzlich mit Tode abging, ward sie von
Schrecken und Gram über diesen schnellen
Verlust so heftig erschüttert, daß auch sie
schon nach Verlauf zweier Tage, näln«
lich am l3. d. M.. im 69. Jahre ihres
Alters vom Lungenbrande dahin gerafft
wurde und auf diese Weise derjenigen
nachfolgte, welche durch eine lange Reihe
von Jahren ihre einzige, innigste Freun-
din und Begleiterin gewesen war. Die
irdischen Ueberreste Beider wurden auf
dem Friedhofe vor der St. Macxer Linie
zur Erde bestattet. Ein Neffe. Namens-
Sig ismund von Mar t in es, k. k.
Bergwerks > Markscheider zu Schemnitz,
war ihr Erbe. Ihre Kompositionen sind
folgende: Ein Miserere zu 4 Stimmen;
— verschiedene italienische Psalmen in
Metastasio's Uebersetzung, zu 4 bis
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Maroevic-Meszlenn, Volume 17
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Maroevic-Meszlenn
- Volume
- 17
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 506
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon