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Mauksch 533 Mllitksch
ortes gelegenes Gut und zog mit semer
Lebensgefährtin sich in die landliche Ein«
samkeit zurück. Mißjahre, gewissenlose
Diener und vielleicht das wenige prak«
tische Geschick, daS zu solcher Beschäfti-
gung unerläßlich, nöthigten ihn in kurzer
Zeit, nachdem er sein mäßiges Vermögen
eingebüßt, die Landwirthschaft aufzu-
geben und seine wissenschaftliche Befahl-
gung zu einer Erwerbsquelle zu machen.
Er nahm eine bescheidene Lehrerstelle
in Eperies an. Bald erwarben ihm
Gewissenhaftigkeit und Berufstüchtigkeit
einen geachteten Namen auf padagogi»
schem Gebiete, aber seiner Sehnsucht
nach der Heimat folgend, gab er die
bisherige Stellung auf, übersiedelte in
seinen Geburtsort Lipto-Szent-Miklos
und gründete daselbst eine Privatschule,
in welcher er der reiferen Jugend Unter-
richt in den mathematischen Gegenstän»
den ertheilte. Der Zufall fügte es, daß
unter seinen Schülern sich auch der taub»
stumme Sohn seines Schwagers Isak
Bacher befand. Dieser pflegte nämlich
seinen älkren nicht taubstummen Bruder
täglich in die Schule zu begleiten und
dort dem Unterrichte beizuwohnen. Der
Onkel ließ
sich
di.: regelmäßigen Besuche des
taubstummen Knaben gern gefallen und
widmete ihm bald eine besondere Auf»
merksamkeit. Die Idee, dem Taubstummen
die ihm von der Natur versagte Sprache
durch die Kunst zu geben, wurde immer
lebendiger in ihm. Bisher hatte M.
keine Taubstummenschule gesehen, keine
darauf bezügliche Fachschrift gelesen. So
ging er ganz nach seinen eigenen An»
Ansichten vor und arbeitete mit rastlosem
Eifer, unermüdlichem Fleiße und beifpiel»
loser Geduld an der Ausbildung seines
Zöglings. Die Erfolge mit dem taub-
stummen Knaben waren bald so unge-
wöhnlicher Art, daß sein Schwager Bacher auch seine bereits i 8jährige
gleichfalls taubstumme Tochter aus dem
Preßburger Taubstummen-Institute nach
hause berief, um ihr von M. den weite-
ren Unterricht ertheilen zu lassen. Nach.
dem ihm noch ein taubstummer Knabe
aus der benachbarten Arvaer Gespan«
schaft war zugeführt worden, schloß M.
1836 seine bisherige Schule, um sich
seinen unglücklichen Zöglingen ganz und
ungetheilt widmen zu können. Keinen
Ehrgeiz kennend. keine Auszeichnung
anstrebend und nur mit dem Bewußtsein
sich begnügend, dort ersprießliche segens«
volle Hilfe zu spenden, wo
sie ihm so nöthig
erschien, gab er nur dem Drangen seiner
Freunde und dem Wunsche hochgestellter
Personen nach, als er sich entschloß, im
fünften Jahre seiner neuen Berufsthätig,
keit das erste feierliche Examen mit seinen
Zöglingen, vorzunehmen. Der Erfolg
war ebenso großartig als überraschend.
Die Comitatsbehörde zeichnete den wacke-
ren Lehrer am 26. October 1840 durch
ein Decret in ungarischer Sprache aus,
in welchem es nach wörtlicher Ueber»
setzliug heißt, „daß die Comitats'Asseffo»
ren N. N. gelegentlich der von Mauksch
im Beisein eimr zahlreichen Zuhörerschaft
mit seineil Zöglingen vorgenommenen
Prüfung staunend gesehen haben, wie
die taubstummen Knaben ziemlich fertig
gelesen, geschrieben, Fragen beantwortet,
Wörter verstanden, ja selbst im Rechen«
fache wundererregende Fortschritte ge>
macht haben". Nun wiederholten sich
diese Prüfungen alljährlich im Comitats«
hause, der Ruf des tüchtigen M. drang
in entfernte Gegenden und aus den ent>
legensten Provinzen wurden ihm Zog.
linge, ohne Unterschied der Confession,
zugeführt. So sah sich M. veranlaßt,
sein junges Institut in größerem Maß.
stabe einzurichten und die Schule mit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Maroevic-Meszlenn, Volume 17
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Maroevic-Meszlenn
- Volume
- 17
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 506
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon