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hatte. Auch dieser Vorwurf wurde in
treffender Weise varaliskt. Bis auf den
einen von Speke und Grant ange-
fochtenen Grad Unterschied entspricht in
Betreff der verzeichneten Gegenden die
Karte Speke's genau jener Miani 's,
welch letztere Malte Brnn im I . 1860
in Paris veröffentlicht hat. Daß er astro-
nomische Beobachtungen in der tropischen
Regenzeit hätte anstellen sollen, könne
nur der Unverstand verlangen, hat ja
Speke selbst seine wichtigste Position,
die Lage der Riponfälle, wegen Trübung
des Himmels gar nicht bestimmen kön-
nen. Ja die im Jahre 1863 veroffent»
lichte Karte Petermann's beweist, daß
Gondokoro, diese langst bekannte Haupt»
siation aller dieser Expeditionen, viel
westlicher liege, als alle Geographen bis
dahin angenommen hatten; dieser Irr-
thum in der Länge, den durch viele Zähre
die ganze Wissenschaft begangen, wiegt
wohl jenen Irrthum in der Breite auf,
den Miani begangen, wenn übngens
ein solcher auch in der That stattgefunden
hat. Auch müfse man an Arbeiten in
solchen Gegenden, welche, abseits von
aller Cultur, jenem, der sie zuerst betritt,
alle Schrecken des Klima's, der wilden
Menschheit, fremdartiger Thiere, unbe»
kannter Gewächse, des Mangels an
Allem und Jedem, was dcr Existenz
des Menschen frommt, ja derselben
unerläßlich ist, entgegensetzen, nicht
den Maßstab der raffinirtesten Cultur
anlegen. Die Regierung von Canada,
welche mit der Landesvermessung beschaff
tigt ist, bedient sich als wichtigste Grund«
läge zu dieser Arbeit'der Karten der
Lumbermen (Holzfäller), jener Pionniere,
welche bloß mit Axt und Compaß in die
Wildniß vordringen, sich ihr Land nur
nach Schritten abmessen und ohne jedes
mathematische Wissen die Gegend auf- nehmen. Der größte Reisende unserer
Zeit, Bar th , hat nicht eine einzige
astronomische Beobachtung gemacht. Und
ebenso verlieren Miani 's Expeditionen
wegen dieses Mangels nichts an ihrem
wissenschaftlichen Werthe. Nachdem die
beiden Englander Speke und Grant
mit dem Berichte ihrer Reise in die
Oeffentlichkeit getreten und so zu sagen
Gegner Miani 's , zugleich aber Bewer-
ber um den Ruhm, den fernsten, bisher
bekannten Punct in ihrer Entdeckungs»
reise nach gleichem Ziele erreicht zu
haben, geworben waren, trat Mian i
gegen ihre Behauptung in geharnischter
Weise auf, und der in Zeitungen begon-
nene Hader ging zuletzt darauf hinaus,
daß M. Vorbereitungen zu einer neuen
Expedition machte, durch welche er die
Richtigkeit seiner Behauptungen beweisen
wollte. Er bcgab sich zu diesem Zwecke
zuerst nach Wien. I n Wien fand M.
im Anbeginn mannigfache Unterstützung
und selbst Allerhöchsten Ortü die Zusiche«
rung, wenn sein Project von maßgeben»
der Seite als begründet Billigung finden
sollte, in entsprechender Weise gefördert
zu werden. So kam die Angelegenheit
Miani 's im Jahre 1863 in eine Aus»
schuhsitzung der geographischen Gesell«
schaft, welche auS der beschlußfähigen
Zahl von sieben (!) Mitgliedern bestand,
und den Secretär der Gesellschaft, Berg«
rath Foetterle, ermächtigte, seine Mei«
nung von der Nutzlosigkeit einer Nilexpe«
dition als Ansicht der geographischen Ge>
scllschaft in der kais. Akademie der Wis.
senschaften geltend zu machen! I n Folge
dessen war denn auch, als wegen der
Kostenfrage die Nilexpedition Miani 's
vor daS Abgeordnetenhaus gebracht
wurde, von Seite dieses letzteren ein
ablehnendes Votum abgegeben worden.
M ian i , in Wien in allen Hoffnungen
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Volume 18
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Metastasio-Molitor
- Volume
- 18
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 522
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon