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Arznciwiffenschaft zuzuwenden. So ent«
scdied er sich denn für Entomologie und
Botanik, die längst schon seine Lieblings-
sicher waren, und im Gebiete der erste«
ren hatte er mehrere in Böhmen einhei-
miscke Schwebefliegcn der Erste genau
beobachtet und beschrieben, und dadurch
die Aufmerksamkeit der Fachmanner auf
sich gerichtet. Im Jahre 1796 erhielt er
von der Prager Landesstelle die Lehrkan-
zel der Botanik für Hörer der Philo-
sophie. Iu den Ferienmonaten durch«
wanderte er die Gebirge seines Vater.
landeS an dessen verschiedenen Grenzen
zu naturwissenschaftlichen Zwecken, und
manche der damals von ihm aufgefun-
denen Pflanzen hat Wild'enow in
die von ihm herausgegebene „äpsoios
^lantai-um" von Linnö aufgenommen.
Seinem Vater, als er wegen vorgerück»
ten Alters im Lehramte einer Aushilfe
bcnöthigte, wurde er im Jahre 1798
adjungirt. Im Jahre 1800 erhielt er die
Lehrkanzel der allgemeinen Naturge«
schichte an der Prager Universität, und
als sein Vater, der bisher die Lehrkan»
zeln der Chemie und Botanik vereint
versehen hatte, in den Ruhestand über«
trat und nach dem neuen Studienplane
die genannten zwei Lehrkanzeln von
einander getrennt wurden, erhielt M. im
Jahre 1812 die Lehrkanzel der Botanik
für Mediciner und Phamarceuten. Er
versah dieselbe bis zum Jahre 1817, in
welchem sich seiner seit Jahren unbefrie»
digten Reiselust die Aussicht zur Befrie»
digung eröffnete. Die Erzherzogin 3 e o>
poldiue, eine Tochter des Kaisers
Franz I., war mit dem damaligen Kron-
prinzen von Brasilien, Don Pedro,
vermalt worden. Die Erzherzogin selbst
war eine große Liebhaberin der Natur»
geschichte. Auf kaiserlichen Befehl und
auf Etaatsunkosten wurde nun eine na» turwiffenschaftliche Expedition organistrt.
und nebst anderen Fachmannern auch
Professor Mikan als Naturforscher nach
Brasilien bestimmt. Mikan war für
Naturgeschichte im Allgemeinen und Bo-
tanik insbesondere gewählt worden. Mit
ihm zugleich schiffte sich der Landschafts-
maler End er und die von bayerischer
Seite delegirten Forscher Dr. Spix als
Zoolog und Professor Mar t i us als
Botaniker auf der Fregatte Austria ein,
welche am 9. April 1817 von Trieft ab-
segelte. I n Brasilien sammelte nun M.,
von seiner vielseitig gebildeten Gattin
unterstützt, für dieWiener Hof-Naturalien-
Cabinete. Dann erhielt er von dem
außerord. österr. kais. Botschafter, Ema-
nuel Joseph Grafen Eltz, den Auftrag,
den ersten Transport nach Wien zu
überbringen. Im November 4818 traf
unter Mikan's Begleitung der erste
Haupttransport der an die k. k. Hof-
Naturalien-Cabimtsdirection eingefeude-
ten naturhistorischen Gegenstände ein.
^Vergleiche NähereS darüber in der
„Oesterreichischen National-Encyklopädie"
Bd. I) S. 369: Brasilianische Expedition
und brasilianisches Museums Nach seiner
Rückkehr unterzog er sich der Wissenschaft«
lichen Bearbeitung der von ihm gesam»
melten Objecte. Aber die Reise und der
Klimawechsel, dem eT sich in dem etwas
vorgerückteren Alter — er war damals
schon 47-Jahre alt — ausgesetzt, außer-
ten bard ihre empfindlichen Nachwirkun»
gen. Während er sich im Klima Brasi«
liens ganz wohl besunden hatte, war er
nach feiner Rückkehr in Europa beständig
leidend, und nur eine neue Reise in daS
mildere Klima Italiens, vornehmlich Si»
ciliens, hatte seine stark angegriffene Ge<
sundheit einigermaßen wieder hergestellt.
Im Jahre 1831 trat er mit Belassung
seines vollen Gehaltes in den Ruhestand
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Volume 18
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Metastasio-Molitor
- Volume
- 18
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 522
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon