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Neeft 12t Neefe
Rösner'scken Familie, kennen und ent-
deckte Neefe's ungewöhnliches Talent für
die bildende Kunst. AufSchlotterbeck'S
Rath begann er nun dieses Talent aus«
zubilden. besuchte die k. k. Akademie der
bildenden Künste und machte so vielver-
sprechende Fortschritte, daß er die Musik
mit der Malerei vertauschte und bei
letzterer blieb. Bei seiner besonderen
Neigung für die Decorationsmalerei ent«
schied er sich für die letztere und fand bei
dem Decorateur Ianitsch die erste
praktische Beschäftigung. Dort bildete
sich N. in diesem Zweige ganz tüchtig
auS, nahm dann ein Engagement bei
d em Theaterdirector Hensler ^Bd. VIII ,
S. 3!2^, wo er den geschickten Deco»
ratianSmaler P ian kennen lernte. Mit
den Decorationen zu den Horschelt«
schen Kinderballeten und zu den damals
beliebten biblischen Dramen begründete
Neefe zuerst seinen Ruf. Die Kata»
strophen, die nach der Reihe über das
Wiedener Theater hereinbrachen, veran-
laßten Neefe, Wien zu verlassen, und
er begab sich nach Mannheim, dann nach
München, wo er längere Zeit für das
königliche Hoftheater malte, bis ihn der
Herzog Kar l von Braunschweig an sein
Theater berief. Dort arbeitete er bis zum
Jahre 1830, in welchem ihn die tumub
tuarischen Ereignisse, die mit der Flucbt
des Herzogs endeten, selbst in LebenS«
gefahr brachten. Dieser Umstand derlei»
dete dem Künstler seinen ferneren Auf«
enthalt in Braunschweig. Nachdem er
Don dem Schrecken, dem ein längeres
Siechthum gefolgt, sich erholt hatte,
kehrte er nach Wien zurück, um dort
fortan seine Kunst auszuüben. Director
Stöger hatte die Leitung des Joseph-
stadter Theaters übernommen und N.
trat 1832 als Decorationsmaler in
Stöger's Dienste. N. bewahrte alsbald sein nicht gewöhnliches Talent. Die herr-
lichen Decorationen zu den Opern: „Ro-
bert, der Teufel", in Wien zum ersten
Male gegeben; — zu der „Stummen
von Portici"; — zu Raimund's „Ver-
schwender"; — zu den Volksstücken von
Weidmann: „Das Dauernde im Wech-
sel"; — „Der Ring des Glückes", stei-
gerten seinen sckon vorher begründeten
Künstlerruf. Dabei arbeitete N. auch
mehrere Landschaftsstücke in Oel. worin
sich sein ausgeprägtes Talent für land»
schaftlicbe Auffassung auch im Staffelet«
bilde entschieden aussprach. Der Um>
stand, daß Stöger die Direction des
Iosephstadter Theaters niederlegte, um
jene deS Theaters in Prag zu überneh»
men. brachte auch in Neefe's Stellung
eine Veränderung hervor. Er ging vor«
erst nach Pesth und malte für das
dortige, unter Schmidt'S Direction
stehende Theater, als aber auch Schmidt
seine Direction aufgab, kehrte N. nach
Wien zurück und arbeitete nun da, von
Zeit zu Zeit Auftragen aus der Provinz
folgend. Die letzten Lebensjahre war N.
schon sehr leidend. Seine wechselnden
Geschicke und ein chronisches Herzleiden
waren nicht ohne Einfluß auf sein Gernütk
geblieben, ja, wenn man Senfricd's
Mittheilungen in seiner „Rückschau in
das Theaterleben WienS seit den letzten
fünfzig Jahren" (Wien 1864), S. 3.
glauben soll, so hatte Neefe schon wäh-
rend seines Aufenthaltes in Mannheim,
wohin er sich nach dem Aufhören der
Horschelt'scken Kinderballete begeben
hatte, jene Geistesstörung erfahren, welche
die Farben der Decorationen bei Malern
so häufig erzeugen, von der er zwar
wieder geheilt wurde, deren Rückfalle
jedoch zeitweise sich einstellten. Neefe's
Decorationen, so sehr sie seinen Künstler-
ruf begründen halfen, sind doch ihrem
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon