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Mmec 474 Nömec
Nach einem mehrwöchentlichen Aufent«
halte kehrte sie mit einem Schatze slove<
nischer Sagen und alterthümlicher Ueber-
lieferungen . welche sie bald darauf im
Drucke herausgab ftas bibliographische
Verzeichniß ihrer Schriften in chronologi»
scher Folge siehe weiter unters, nach Prag
zurück. Daselbst begann sie nun eine neue
Arbeit — denn nun wurde bei den karg«
UchenSubsistenzmitteln, die ihr zu Gebote
standen, die Schriftstellers ihr eigentlicher
Broterwerb, der freilich nur sehr spärliche
Einnahmen abwarf. Sie beabsichtigte die
Herausgabe ruthenischer und serbischer
Volksmärchen in cechischer Uebersetzung,
und hatte auch schon einen Theil aus der
bekannten Sammlung des Wuk Stepha-
nowitsch Karaoschitsch M . X,
S. 464) übersetzt, das bereits fertige in
Handschrift dem Schriftsteller Ohöral
übergeben, damit er Ihr einen Verleger
verschaffe, Ohöral aber hatte das
Unglück, das Manuscript zu verlieren.
So unter Mißgeschick, Mangel, täglich
steigernder Noth und ununterbrochener
Arbeit, vergessen von jenen, die nach
ihrem Tode ihrer Leiche eine demonstra»
tive Feierlichkeit darbrachten, wuchsen
von Tag zu Tag ihre Bekümmernisse
und mit diesen ihre körperlichen Leiden,
für deren Pflege ihr alle Mittel und, da
sie die Zeit zur Arbeit,brauchte, auch die
Zeit fehlte. In dieser Noth — leider zu
spat — erhielt sie von Augusta. Buch-
händler in Leitomischl, das Honorar für
dieGesammtausgabe ihrer Schriften. Wie
leidend sie auch war, sie unterzog
sich noch
der Durchsicht des Manuscriptes für diese
Ausgabe, ja machte noch in dieser Ange.
legenheit im Frühjahre 4861 eine Reise
nach Leitomischl, erkrankte aber bei der
Rückkehr auf dem Wege, so daß sie liegen
blieb, worauf man sie nach Prag trans»
portirte, wo
sie auch nach mehrmonatlichem schweren Leiden, ricktiger den Folgen ihrer
Noth erlag. Wie groß aber dieselbe ge>
wesen, läßt sich aus der Thalsache enj>
nehmen, daß sie zeitweise und da sie
krank und elend und der besten Pflege
bedürftig war, mit sieben Kreuzern für
den Tag haushalten mußte!! Ihre Noth
im Leben sollte durch den Pomp ihrer
Bestattung verdunkelt werden. Den Con»
duct führte der Redacteur des „VoTor",
der ?atsr Stulä. Den mit Lorbeer«
kränzen und slavischen Bändern ge>
schmückten Leichenwagen umgaben Frauen
mit brennenden Lichtern, unmittelbar
dem Sarge folgte in böhmischer Mühe
die Fürstin Jenny Thür n «Taxis,
neben ihr die öechische Schriftstellerin
Karoline S wetla.. welche einen Kranz
trug. Unter der unübersehbaren Menge
des Leichengefolges, das aus Professoren
und Doctoren, öechischen Schriftstellern
aller Farben, zumeist aber aus Frauen
und Studenten bestand, bemerkte man
neben den Redacteuren aller in Prag
erfcheinenden öechischen Zeitschriften die
oechischen Parteiführer Palacky, Rie»
gcr, Tomek. Zelen.y. PrachenSky,
Pstroß, Fürst Thurn.TaxiS; Graf
Clam-Mart ini tz hatte seinen Wagen
geschickt. — Die Schriftstellerin, wie sehr
und hoffnungslos sie auch litt, sie hatte
bis an ihr Lebensende nicht aufgehört,
thätig zu sein. Ein paar Tage vor ihrem
Tode, den sie gar nicht so nahe glaubte,
besprach sie mit K. I . Erben, der sie
besucht hatte, neue Pläne für künftige
Arbeiten, und am Tage vor ihrem Tode
machte sie noch die Revision der ersten
Bogen der bei Augusta in Leitomischl
erscheinenden Gesammiausgabe ihrer
Werke, welche ihr der Verleger zugesen»
det hatte. Bosena's Schriften sind in
chronologischer Folge: „^/^o^ni' öa-
d. i. Volksmärchen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon